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09/16/1996 00:00

RUB-Studie zu Vermittlungschancen für Wohnungssuchende

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 16.09.1996 Nr. 164

    Kinderreiche und Auslaender benachteiligt

    Gespaltener Markt mit UEberangebot teuerer Wohnungen

    InWIS-Studie ueber ,Vermittlungschancen fuer Wohnungssuchende"

    Trotz Rekordleistungen auf dem Wohnungsmarkt sind die Listen von Wohnungssuchenden bei den Wohnungsaemtern immer noch lang. Der Wohnungsmarkt polarisiert sich: Es gibt sowohl ein UEberangebot von teuren Wohnungen wie einen Mangel an oeffentlich gebundenen Wohnungen, um Familien mit geringerem Einkommen versorgen zu koennen. Neue wohnungspolitische Instrumente und Kooperation sind gefragt, um die Versorgungsprobleme zu beheben. Dies ist ein wesentliches Ergebnis einer neuen Studie ueber ,Vermittlungschancen verschiedener Gruppen von Wohnungssuchenden", die das Institut fuer Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung an der Ruhr-Universitaet Bochum (InWIS) im Auftrag des Ministeriums fuer Bauen und Wohnen NRW, der Stadt Dortmund und der Arbeitsgemeinschaft Dortmunder Wohnungsunternehmen soeben fertiggestellt hat.

    78% der Wohnungssuchenden leben in unzumutbaren Verhaeltnissen

    Erstmalig wurden am Beispiel der Stadt Dortmund die Wohnungssuchenden befragt, die beim Wohnungsamt und bei den drei grossen Dortmunder Wohnungsunternehmen als wohnungssuchend gemeldet sind. Nachdem Mehrfachregistrierte abgezogen wurden, hat das InWIS immer noch 25.000 wohnungssuchende Haushalte in Dortmund ermittelt - also fast jeder zehnte Haushalt. Von den registrierten Wohnungssuchenden leben 78% in unzumutbaren Wohnverhaeltnissen, 48% der Betroffenen sind entweder akut wohnungslos oder unmittelbar vom Verlust der Wohnung bedroht, und fast 30% der Wohnungssuchenden verfuegen ueber keine eigene Wohnung und sind nur notduerftig untergebracht. Damit haben 7.500 Wohnungssuchende keine eigene Wohnung - das entspricht einem Wohnungsfehlbestand von 2,7 %.

    Kinderreiche Familien suchen bis zu 40 Monate

    Ein entscheidender Indikator, der auf einen dringenden Handlungsbedarf auf dem Wohnungsmarkt hinweist, ist die durchschnittliche Dauer der Wohnungssuche. Die durchschnittliche Wartezeit der registrierten Wohnungssuchenden in Dortmund betraegt immer noch 15 œ Monate. Die geringsten Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben Auslaender, von Arbeitslosigkeit betroffene Haushalte, Familien, besonders mit groesserer Kinderzahl, einkommensschwache Haushalte, vor allem aber Haushalte, die eine Kombination dieser Merkmale aufweisen. So betraegt die durchschnittliche Wartezeit fuer kinderreiche auslaendische Familien nicht weniger als 40 Monate!

    Wohungsmarkt polarisiert sich

    Auch auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt zeigt sich: Kinderlose Paare und Singles mit gesichertem Einkommen verdraengen die Familien im Wettbewerb um die Wohnungen, die von ihrer Groesse her familiengerecht sind. Was auf den Wohnungsmaerkten deutscher Grossstaedte am meisten fehlt, sind grosse und relativ preiswerte Wohnungen, die fuer die Versorgung kinderreicher Familien ueber das Wohnungsamt eingesetzt werden koennen. Zusaetzlich fehlt ein ausreichender oeffentlich gebundener Wohnungsbestand, um Wohnungslose und Wohnungssuchende mit besonderen Vermittlungsschwierigkeiten mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Diese Situation wird sich weiter verschaerfen: Jedes Jahr fallen mehr Sozialwohnungen aus den oeffentlichen Bindungen als selbst bei groessten Anstrengungen neu gebaut werden koennen. In den naechsten zweieinhalb Jahrzehnten wird sich der Bestand an oeffentlich gebundenen Mietwohnungen halbieren.

    Bevor die naechste Krise kommt

    Die naechste Wohnungsnot ist also vorprogrammiert. Die Empfehlungen des InWIS, um auf diese Probleme zu reagieren, zielen in zwei Richtungen. Erstens: Schaffung und Mobilisierung von Wohnraum fuer einkommensschwaechere Familien und zweitens: Kooperation bei der Wohnungsvergabe.

    Ansaetze zur Wohnraumbeschaffung und -mobilisierung

    Zu den Massnahmen, um preiswerten Wohnraum fuer Familien zu schaffen oder zu mobilisieren, zaehlen die Foerderung von kostensparenden Mieteinfamilienhaeusern sowie kombinierte Foerdermodelle, die geeignet sind, Wohnraumreserven im Wohnflaechenbestand zu mobilisieren. Allein in den alten Bundeslaendern werden 4,7 Millionen familiengerechte Wohnungen von aelteren Ein- und Zweipersonenhaushalten bewohnt, die nach dem Auszug der Kinder in einer Wohnung geblieben sind, die ihnen zu gross geworden ist und die meistens nicht altersgerecht ausgestattet ist. Die Empfehlung der Forscher: Umschichtung der Wohnungsbaufoerderung auf den Bau von kleinen altersgerechten Wohnungen und gleichzeitiger Erwerb von Belegungsrechten fuer die freiwerdenden Bestandswohnungen. Damit laesst sich mit weniger oeffentlichen Mitteln eine bessere Versorgung aller beteiligten Gruppen erreichen.

    O-Ton Untersuchungsleiter

    Dr. Volker Eichener (InWIS, Leiter der Untersuchung): ,Die Wohnungsbaufoerderung sollte auf den demographischen Wandel reagieren. Gerade in Zeiten knapper oeffentlicher Kassen werden intelligentere Foerderinstrumente benoetigt, die eine optimierte Nutzung des Wohnungsbestands beinhalten. Damit hilft man aelteren Menschen, eine altersgerechte Wohnsituation zu erhalten, und jungen Familien, die eine groessere Wohnung benoetigen."

    Kooperation ist unumgaenglich

    Der vorhandene Wohnungsbestand kann aber auch durch eine Zusammenarbeit bei der Wohnungsvergabe besser genutzt werden. Wohnungsunternehmen und Kommune koennen Kooperationsvereinbarungen abschliessen, die beinhalten, dass die Wohnungsunternehmen den Wohnungsaemtern einen Teil ihrer nicht gebundenen Wohnungen zur Versorgung der Wohnungssuchenden anbieten und dabei Miet- und Instandsetzungsgarantien erhalten. UEber die Belegung der Wohnungen wird gemeinsam entschieden, um Konzentrationen einzelner Gruppen zu vermeiden. Zusaetzlich koennen gemeinsame Wohnungsbauprojekte vereinbart werden.

    Notunterkuenfte fuer Obdachlose

    Zudem verspricht ein reserviertes Wohnungskontingent fuer Obdachlose, die kostenguenstigere Alternative zu Notunterkuenften fuer die Kommunen zu sein. Eine weitere Massnahme zur Mobilisierung des Wohnungsbestandes waere ein von Kommunen und Wohnungswirtschaft organisierter Wohnungstausch, der durch ein Servicepaket zum Umzugsmanagement verbunden wird.

    Wohnungstauschboersen einrichten

    Wichtig ist, dass alle beteiligten Partner - Wohnungswirtschaft, Kommune, Land und Bund - gemeinsam nach Loesungen suchen, die im Interesse aller Beteiligten sind. Vielversprechende Ansaetze haben die Forscher schon gefunden. Auch in Dortmund ist juengst eine Wohnungstauschboerse eingerichtet worden.

    Weitere Informationen: Dr. Volker Eichener, InWIS GmbH, Universitaetsstrasse 140, 44799 Bochum, Tel.: 0234/9709-681; Fax: 0234/9709-666


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Law, Politics
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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