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Wissenschaft
Medienmitteilung der Uni Bayreuth, Nr. 2/96, 16. Januar 1997
Dr. h. c. Ulli Beier, der Gruendungsleiter des IWALEWA-Hauses, tritt ab
EIN UNERMUEDLICHER MITTLER ZWISCHEN DEN KULTUREN UND FUERSPRECHER AFRIKAS
Feierstunde zum Abschied - Privatdozent Dr. Till Foerster ist Nachfolger
Bayreuth (UBT). Er hat ueber das Medium Kunst und Kultur gewiss viel fuer die Voelkerverstaendigung getan, Dr. h. c. Ulli Beier, der erste und dann auch wieder dritte Leiter des IWALEWA-Hauses, dem Zentrum fuer moderne afrikanische Kunst und Kultur der Universitaet Bayreuth. Er, der bei seinem Antritt 1981 postulierte, "ein wesentlicher Weg zum Verstaendnis eines anderen Volkes fuehrt ueber die Kunst", wird morgen (17. Januar, 18.00 Uhr) mit einer Feierstunde, einem kleinen Konzert und einem Empfang im IWALEWA-Haus (Muenzgasse 9), verabschiedet.
Im Zusammenhang mit der Etablierung des Bayreuther Forschungsschwerpunktes Afrikanologie, der ueber die sprachliche Betrachtung Afrikas (Afrikanistik) hinaus die komplexe Behandlung in Forschung und Lehre dieses Kontinents aus der Sicht unterschiedlicher Disziplinen wie etwa Rechtswissenschaften, Oekonomie, Geographie, Geschichte, Literaturwissenschaft etc. bedeutet, war Dr. Ulli Beier 1981 nach Bayreuth gekommen, um hier ein Zentrum fuer moderne afrikanische Kunst und Kultur als Leiter aufzubauen.
Beier, der zwei Jahrzehnte mit seiner Frau Georgina, einer Malerin, in Afrika, vor allem in Nigeria, verbracht hatte, war damals Gastprofessor am Institut fuer Ethnologie und Afrikastudien an der Mainzer Gutenberg-Universitaet. Als Mitarbeiter und Freund Janheinz Jahns galt er damals schon als hervorragender Mittler zwischen schwarzer und weisser Kultur. Gewissermassen als Antrittspraesent brachte er eine vielbeachtete Ausstellung "Neue Kunst in Afrika" mit, die in mehreren Staedten Europas zu sehen war und durch ihre Zusammenschau der Einfluesse von Kulturen fuer Aufsehen sorgte. In den naechsten drei Jahren baute er das IWALEWA-Haus - Iwalewa stammt aus der Sprache des nigerianischen Stammes der Yoruba und bedeutet etwa "Charakter ist Schoenheit" - mit dem Anspruch aus, vor allen Dingen zu zeigen, wie sich die afrikanische Kunst durch die Wechselwirkung mit den europaeischen Kuenstlern, verbunden durch koloniale Beeinflussung gewandelt hat. "Der Unabhaengigkeitskampf der Afrikaner, die Wiederbesinnung auf Bodenstaendiges, die Auseinandersetzung mit europaeischen Ideen und Stilen, die Suche nach Identitaet lassen sich besser in der afrikanischen Kunst, Musik und Literatur ablesen als in politischen Manifesten", sagte Beier bei der offiziellen Eroeffnung des Afrikazentrums im November 1981.
In der Folgezeit organisierte er mehrere Ausstellungen und holte afrikanische Kuenstler, wie etwa den nigerianischen Musiker und Maler Muraina Oyelami oder den somalischen Schriftsteller Nurrudin Farah, nach Bayreuth, veranstaltete Lesungen und Konzerte.
1984 ging Beier nach Papua Neuguinea und Dr. Ronald Ruprecht, der vom Goethe-Institut gekommen war, uebernahm die Leitung des afrikanischen Kunst- und Kulturzentrums bis 1988, um danach die Leitung des Goethe-Instituts in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto zu uebernehmen.
Beier, der forschungsmaessig in den Bayreuther Sonderforschungsbereich "Identitaet in Afrika" eingegliedert war, kehrte 1989 als dritter Leiter des IWALEWA-Hauses nach Bayreuth zurueck. Bei den Ausstellungen, Konzerten, Filmen, Theaterstuecken und afrikanischen Essen, die Ulli Beier organisierte und veranstaltete, wurde immer wieder die Suche nach dem Treffen, dann aber auch wieder nach der Neues schaffenden Synthese verschiedener Kulturen deutlich. Dies wurde besonders bei Konzerten deutlich, wenn Kuenstler verschiedener Kulturkreise improvisierend miteinander Musik machten.
Bei der Feierstunde wird nach der Begruessung durch Universitaetspraesident Professor Dr. Helmut Buettner der Bayreuther Afro-Romanist und Inhaber des Lehrstuhls fuer Romanische Literaturwissenschaft und Komparatistik, Professor Dr. Janos Riesz, die Verdienste Beiers wuerdigen. Bei dem anschliessenden Beitrag geht es um die Afrikaforschung an der Universitaet Bayreuth: Professor Dr. Helmut Ruppert, der den Lehrstuhl fuer Didaktik der Geographie innehat, langjaehriger Sprecher des Bayreuther Afrikasonderforschungsbereiches ist und gleichzeitig die Geschaefte des Instituts fuer Afrikastudien der Universitaet Bayreuth fuehrt, wird diese Aufgabe uebernehmen. Nach einem Resuemee von Beier selbst wird es Grussworte von Dr. Till Foerster, dem Nachfolger und vierten Leiter des IWALEWA-Hauses sowie von Buergermeister Bernd Meier geben. Dem schliesst sich ein Konzert des Universitaetsvereins Bayreuth an, das von Mohammed el Toukhi (Bambusfloete) und Beiers Sohn Tunji (Percussion) bestritten wird.
Die Leitung des IWALEWA-Hauses, das nun staerker an das Institut fuer Afrikastudien eingebunden ist, liegt nun bei Privatdozent Dr. Till Foerster. Der gebuertige Bonner, der zunaechst Geographie und spaeter in Mainz, Koeln und Bonn Ethnologie studiert hatte, hat sich 1994 in Bayreuth fuer dieses Fach habilitiert. Er, der sich in seiner Doktorarbeit mit der Wahrsagerei in Afrika beschaeftigt hatte, untersuchte in seiner Habilitation die kuenstlerischen Ausdrucksformen im Sudan, wobei mit diesem Begriff nicht der gleichnamige Staat gemeint ist, sondern das "Land der Schwarzen", wie der aus dem Arabischen stammende Begriff deutlich macht. Geographisch handelt es sich dabei um den Streifen der Feuchtsavannen zwischen Regenwaldguertel und Sahelzone.
Auch Dr. Foerster bringt gewissermassen ein Antrittsgeschenk mit, naemlich eine Sammlung aus dem Bereich des Senufo-Volkes, die er fuer eine Ausstellung in Berlin zusammengestellt hat und seitdem im Archiv brachliegt. Oeffentlichkeitsarbeit in Form von Ausstellungen, Vortraegen und anderen Aktionen, aber auch Forschung und Lehre sind diejenigen Bereiche, die Dr. Foerster besonders forcieren will. Dazu plant er eine Ausstellung, die die ganze Bandbreite der Afrikaforschung an der Universitaet Bayreuth darstellen soll.
Eine wichtige Aufgabe ist auch die wissenschaftliche Inventur der Bestaende des Afrikazentrums und etwas ganz profanes, naemlich die Instandsetzung des IWALEWA-Hauses. Denn die ehemalige Alte Muenze der Stadt Bayreuth, ein von Georgina Beier mit Yoruba-Motiven bemaltes Gebaeude aus Sandsteinquadern, entspricht nicht den Standards, die fuer eine laengerfristige Lagerung und Praesentation gegenstaendlicher Kunst massgeblich sein sollten.
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