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Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Einrichtung einer "Ignatz-Bubis-Stiftungsprofessur" an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg beschlossen - Unter Wahrung des Gedankens der Einheitsgemeinde
Der Zentralrat der Juden in Deutschland (Berlin) hat die Einrichtung einer "Ignatz- Bubis-Stiftungsprofessur" beschlossen, die in erster Linie der Ausbildung von Rabbinern für die jüdischen Gemeinden dienen soll. Der Lehrstuhl wird an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg installiert. Bundesinnenminister Otto Schily kommt zum Festakt am 10. Mai 2001. Der Festakt wird live im Internet übertragen (auf der Homepage der Universität Heidelberg abrufbar).
Am 3. November 2000 hat der Zentralrat der Juden in Deutschland beschlossen, den von der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg (HJS) vorgelegten Plan zur Rabbinerausbildung anzunehmen. Damit wurde der Weg frei für den Abschluss von Verträgen mit Rabbinerseminaren in Amerika, Israel und England, die als Repräsentanten der Hauptströmungen im heutigen Judentum betrachtet werden können. Der Rabbinerstudiengang ist so konzipiert, dass er den Kandidaten die Wahl lässt, sich für eine von drei Optionen zu entscheiden: eine liberale, eine konservative oder eine orthodoxe.
Der Studiengang umfasst zwei Phasen. In einem ersten Schritt werden die angehenden Rabbiner eine grundlegende Ausbildung in den Basis- und Nebenfächern, die an der Hochschule unterrichtet werden, erhalten; die Ausbildung soll auf 4-5 Semester beschränkt sein und wird mit einer Zwischenprüfung abgeschlossen werden. Der zweite Schritt erfolgt danach im Ausland, wo die Kandidaten für das Rabbinat ihr Studium an einem von ihnen gewählten Rabbinerseminar (in Amerika, Israel oder England) bis zur "Smicha" (Rabbinerdiplom) fortsetzen.
Grundsätzlich strebt der Zentralrat eine umfassende und abschließende Gesamtausbildung der zukünftigen Rabbiner ausschließlich in Deutschland an. Doch in Ermangelung entsprechender Rabbinerseminare in Deutschland zum gegenwärtigen Zeitpunkt stellt das Modell der zwei Phasen das beste unter den gegebenen Umständen dar. Es stellt einstweilen, d.h. bis zur Schaffung von hiesigen Rabbinerseminaren, eine weltweit anerkannte Ausbildung der Rabbinerkandidaten sicher und wird auch später die wissenschaftliche Arbeit in vielen anderen Fragen bereichern. Die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg wird durch die vorliegende Kooperation mit den großen jüdischen Wissenschaftszentren in Amerika, Großbritannien und Israel noch stärker als schon jetzt zu einem wichtigen Baustein dieses internationalen Netzwerkes der Religionswissenschaft.
Besondere Aufmerksamkeit wurde dem einzigartigen Modell der Berücksichtigung von verschiedenen jüdischen Strömungen innerhalb der Rabbinerausbildung gewidmet. Durch das Angebot einer liberalen, konservativen sowie auch orthodoxen Ausbildungsrichtung wird der Vielfalt des jüdischen Lebens, gerade auch in Deutschland, dem Geburtsland des liberalen Judentums, besonders Rechnung getragen. Damit liefert die Rabbinerausbildung an der Hochschule für Jüdische Studien einen wichtigen Baustein in der Anerkennung von unterschiedlichen Richtungen im Judentum und damit einem gleichberechtigten Fortbestand dieser Glaubensrichtungen unter dem Dach der jüdischen Einheitsgemeinde.
Bis Ende April 2001 werden die Abkommen mit den ausländischen Rabbinerseminaren unterzeichnet sein, so dass bereits im WS 2001/02 die Hochschule erste Kandidaten für diesen Lehrgang aufnehmen kann. Die große Bedeutung des neuen Studiengangs unterstreicht auch Landesrabbiner em. Prof. Dr. N.P. Levinson: Die Hochschule für Jüdische Studien "korrigiert ein Versäumnis, das seit vielen Jahren besteht: die Möglichkeit für jüdische Studenten, sich auf den Rabbinerberuf in diesem Lande vorzubereiten". Parallel zum Rabbinerstudiengang soll auch ein Kantorenstudiengang angeboten werden, weiterhin widmet sich die Hochschule der Ausbildung von jüdischen Religionslehrern.
Durch die Inauguration des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls und damit die Schaffung einer Ausbildungsstätte für Rabbiner und Kantoren wird dem langjährigen Wunsch jüdischer Gemeinden Rechnung getragen, durch eine angemessene personelle Versorgung mit qualifizierten Nachwuchskräften das religiöse jüdische Gemeindeleben auszubauen und vor allem den Bedürfnissen durch das starke Wachstum der Gemeinden wirksam zu begegnen. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist mit annähernd 100 000 Mitgliedern in der Zwischenzeit zur drittgrößten in Europa, nach Frankreich und England geworden.
Offiziell eingeweiht wird der Ignatz-Bubis-Lehrstuhl für Religion, Geschichte und Kultur des europäischen Judentums am 10. Mai 2001 in Heidelberg - der Festakt wird live im Internet übertragen. Paul Spiegel, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, und Prof. Dr. Michael Graetz, Rektor der Hochschule für Jüdische Studien, werden Begrüßungsworte sprechen. Den Festvortrag übernimmt Prof. Dr. Izhak Englard, Richter am Obersten Gerichtshof des Staates Israel - Thema: "Jüdisches Recht - Methode und Ziel seiner Forschung". Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte sein Kommen zunächst zugesagt, musste aber wegen anderweitiger dringender Terminverpflichtungen absagen. Er hat stattdessen Bundesinnenminister Otto Schily gebeten, ihn und die Bundesregierung zu vertreten, um damit den besonderen Stellenwert des Ignatz-Bubis-Lehrstuhls und damit der pluralistischen Rabbinerausbildung auch für die Bundesregierung zum Ausdruck zu bringen.
Bitte informieren Sie sich auch über eine mögliche Teilnahme am Festakt und an einer Pressekonferenz am 10. Mai 2001.
Rückfragen bitte an:
Oliver Fink
Friedrichstr. 9
69117 Heidelberg
presse@aleph.hjs.uni-heidelberg.de
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Fax 06221 167696
Ursula Beitz
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Criteria of this press release:
Philosophy / ethics, Religion, Social studies
transregional, national
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