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Wissenschaft
Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) kritisiert die zuletzt verschiedentlich öffentlich verbreiteten Vorwürfe gegen das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) in Bonn. Die Berichte und Meldungen vermischen verschiedene Aspekte der Arbeit des Bundesinstituts und konstruieren ein Bild der Einrichtung, das der Bedeutung des BISp nicht gerecht wird.
Als Einrichtung der sportwissenschaftlichen Forschungsförderung ist das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) ein für die deutsche Sportwissenschaft wichtiger und unverzichtbarer Partner.
Das BISp unterstützt mit den jährlich aus dem Haushalt des BMI ausgeschütteten Fördermitteln die Forschung im Bereich des Leistungssports. Die Mittel werden in strukturierten Vergabeverfahren des BISp mit der Unterstützung gutachterlicher Stellungnahmen an Projekte der Kolleginnen und Kollegen an den sportwissenschaftlichen Einrichtungen der Universitäten in Deutschland im Wettbewerb vergeben. Das BISp koordiniert u. a. die Ausschreibungen, die Auswahlverfahren, begleitet die zahlreichen sportwissenschaftlichen Projekte und überwacht die ordnungsgemäße Verwendung der Bundesmittel.
Das BISp ist das entscheidende Bindeglied zwischen Leistungssport, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seinen Mitgliedsorganisationen, der Sportpolitik und den sportwissenschaftlichen Einrichtungen, darunter den mehr als 60 sportwissenschaftlichen Hochschuleinrichtungen in Deutschland. Es gibt keine andere Institution, die diese für den Leistungssport unverzichtbare Steuerungsaufgabe übernehmen könnte.
dvs-Präsident Prof. Dr. Bernd Strauß: "Der humane Leistungssport zeichnet sich durch den Wettbewerb aus und ich betone, durch fairen Wettbewerb. Dies gilt für die Sportwissenschaft und ihre Leistungen genauso. Die besten sportwissenschaftlichen Leistungen zum Nutzen des Leistungssports werden dann erbracht, wenn sie aus einem fairen Wettbewerb mit anderen Projektideen hervorgehen. Wesentlicher Bestandteil dieses Wettbewerbs sind gutachterliche Stellungnahmen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die Grundlagen für die Förderentscheidung bilden. Es bedarf eines starken und unabhängigen Bundesinstituts für Sportwissenschaft, das diesen Wettbewerb initiiert und kontrolliert. Ich sehe keine andere Institution in Deutschland als das BISp, das diese zentrale Aufgabe der Verteilung der Mittel für Anwendungsforschung im Leistungssport ohne die Verfolgung eigener Interessen durchführen könnte."
Im Zentrum der zuletzt geäußerten Kritik am BISp stehen die Vergaben für Forschungsmittel des Bundes in einigen größeren Projektlinien. Mit großer Sorge betrachtet die dvs u. a. die Verwaltungsgerichtsverfahren zwischen der Deutschen Sporthochschule Köln und dem BISp (vgl. dazu die Pressemitteilung der DSHS vom 9. September 2009), die im Übrigen bereits seit einiger Zeit anhängig sind. Die Verfahren betreffen zwei Projektvorhaben.
Die Deutsche Sporthochschule Köln ist eine von zahlreichen Mitbewerbern um die Forschungsmittel des Bundes und ist in diesen beiden Fällen im wettbewerblichen Vergabeverfahren unterlegen gewesen. In zahlreichen anderen Projektantragstellungen war die DSHS Köln erfolgreich. Andere sportwissenschaftliche Hochschuleinrichtungen haben in diesen beiden Fällen den Zuschlag erhalten, können allerdings wegen der anhängigen Verfahren nicht mit den Projekten beginnen.
Es ist zu betonen, dass es zur Sicherung der Eigeninteressen den Antragsstellern, deren Projektvorschläge unberücksichtigt blieben, natürlich unbenommen bleibt, gegen mögliche formale Fehler im Vergabeverfahren Einspruch einzulegen und ggf. gerichtliche Klärungen herbeizuführen. Allerdings besteht damit auch die Gefahr, dass die vorgesehenen Fördermittel zurückgezogen werden und somit die Durchführung der Projekte gänzlich scheitert, zum Schaden für die betreffenden Einrichtungen, für die Sportwissenschaft und den Sport insgesamt. Die DSHS Köln reklamiert in der Pressemitteilung vom 9. September 2009 für sich, im Interesse aller sportwissenschaftlichen Einrichtungen zu handeln.
Diese Sichtweise kann die dvs als Vertretung der Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler in Deutschland nicht teilen. Festzuhalten ist, dass sich die DSHS Köln wie alle anderen universitären sportwissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland den üblichen Wettbewerbsverfahren zu stellen hat. Dies gilt für die Vergabeverfahren des BISp genauso wie bspw. für die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), aber auch in anderen Bereichen wie beim kürzlich durchgeführten Hochschulranking des CHE (woran die DSHS Köln nicht teilnehmen wollte). Die Deutsche Sporthochschule ist ein Wettbewerber und kann damit weder für die anderen Hochschuleinrichtungen sprechen noch für die Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler.
In den Vorwürfen gegen das Bundesinstitut für Sportwissenschaft wird immer auf eine im Jahr 2007 veröffentlichte Stellungnahme des Wissenschaftsrats zur Arbeit des BISp Bezug genommen, die sich auf die Arbeit des Bundesinstituts vor 2005 bezieht. Der Wissenschaftsrat hatte seinerzeit das BISp als eine der Ressortforschungseinrichtungen des Bundes begutachtet und in seiner Stellungnahme deutlich kritisiert und erheblichen Optimierungsbedarf in mehreren Feldern gesehen.
Dvs-Präsident Prof. Dr. Bernd Strauß: "Ich teile diese Kritik des Wissenschaftsrates in großen Teilen und bin sehr dankbar, dass mit dem Gutachten des Wissenschaftsrates eine klare Orientierungslinie für das BISp, das BMI, die Sportwissenschaft und die Sportverbände vorgelegt wurde. Die kritisch-konstruktive Position der dvs habe ich 2007 u. a. auch im Sportausschuss des Deutschen Bundestags und auch später verschiedentlich öffentlich und intern vorgetragen. Das Gutachten des Wissenschaftsrats bietet zur Optimierung der Arbeit des Bundesinstituts zahlreiche Ansatzpunkte. Ich sehe in den letzten drei Jahren erheblichste Anstrengungen im BISp und im BMI zur Neuaufstellung des Bundesinstituts, um die Monita des Wissenschaftsrates auszuräumen."
Das Bundesinstitut ist aufgefordert, dem Wissenschaftsrat nach der vorgesehenen Frist von drei Jahren im nächsten Jahr ausführlich zu berichten. Das Ergebnis der Prüfung dieses Berichts durch den Wissenschaftsrat bleibt abzuwarten. Gleiches gilt für die derzeit ebenfalls laufenden Prüfungen durch den Bundesrechnungshof, veranlasst durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages. Die in Pressemitteilungen und Medienberichten leider oftmals vermischte Darstellung unterschiedlicher, veralteter und noch nicht abschließend geprüfter Sachverhalte zeugt von mangelnder Sachkenntnis und gefährdet eine unvoreingenommene Bewertung der Arbeit des Bundesinstituts durch die entsprechenden Prüfstellen.
Prof. Dr. Bernd Strauß: "Kritik ist wichtig zur Verbesserung. Und auch die dvs steht mit dem BISp, wie mit allen seinen Partnern, im kritischen, aber konstruktiven Dialog. Natürlich ist es ein steiniger Weg, die Vorgaben des Wissenschaftsrats in kurzer Zeit umzusetzen. Dies gilt übrigens nicht nur für das BISp selbst, sondern auch für die Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler, die eben auch neue Regularien des BISp kennen lernen und akzeptieren müssen. Was man aber bei alledem nicht vergessen darf: Ohne sportwissenschaftliche Forschung und ohne professionelle sportwissenschaftliche Unterstützung unserer Athletinnen und Athleten wäre es um den deutschen Leistungssport schlecht bestellt. Es liegt im öffentlichen Interesse, ein starkes, durchsetzungsfähiges und unabhängiges Bundesinstitut für Sportwissenschaft zu haben - zur Förderung der Sportwissenschaft und zur Förderung eines humanen Leistungssports".
http://www.sportwissenschaft.de - Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)
http://www.bisp.de - Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp)
Criteria of this press release:
Sport science
transregional, national
Science policy, Transfer of Science or Research
German
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