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05/30/1996 00:00

Schulpädagogisches DFG-Graduiertenkolleg

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Schulpaedagogisch orientiertes

    DFG-Graduiertenkolleg mit einer Aussenstelle in Jena

    Seit 1993 besteht an den Universitaeten Bielefeld und Kassel das Graduiertenkolleg "Schulentwicklung an Reformschulen im Hinblick auf das allgemeine Schulwesen". Dessen Bielefeld-Sprecher war bis zu seiner Berufung nach Jena der Schulpaedagoge Prof. Dr. Will Luetgert. Jetzt ist das Graduiertenkolleg der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) fuer weitere drei Jahre verlaengert worden und besitzt seitdem zwei Aussenstellen: in Magdeburg und am Institut fuer Erziehungswissenschaften in Jena. Neben Prof. Luetgert wird sich Prof. Dr. Peter Fauser an der Arbeit des Kollegs beteiligen.

    Ziel des Graduiertenkollegs ist die Foerderung einer Richtung der Schulforschung - und die Qualifizierung wissenschaftlichen Nachwuchses fuer sie -, die sich auf einzelne Reformschulen und deren individuelle Entwicklung bezieht. Unter Reformschulen werden dabei - ueber den juristischen Begriff hinaus, aber abgegrenzt gegen beliebige einzelne Innovationen - Schulen besonderer Praegung verstanden, denen es nicht nur um die Veraenderung einzelner Elemente des Schulbetriebs geht, sondern darum, die Schule im ganzen auf sich wandelnde gesellschaftliche und paedagogische Herausforderungen hin neu zu entwerfen.

    Das Forschungsprogramm des Graduiertenkolloegs reagiert auf einen Wechsel der Konzeptualisierung von Schulentwicklung. Es herrscht nicht mehr die Auffassung vor, Schulreform sei nur zentral durch den Staat und/oder durch die Wissenschaft zu leisten; vielmehr ist die Aufmerksamkeit geschaerft worden fuer die Bedeutung von Innovationen in und durch individuelle Schulen und fuer deren mittelbare Funktion im Regelschulsystem. Das Forschungsprogramm entspricht damit in seimem methodischen Ansatz der in der Schulsystemforschung gewonnenen Einsicht, dass angesichts ihrer hohen Binnenvarianz weniger die Schultypen oder -systeme als vielmehr die einzelnen Schulen Gegenstand einer vergleichenden Forschung zu werden verdienen. Als Dimensionen dafuer werden "Programme", "Ressourcen", "Kultur" und "Wirkungen" der individuellen Schulen ins Auge gefasst. Das Studienprogramm sieht neben den ueblichen Doktorandenkolloquien ein grundlagenorientiertes Kursprogramm vor. Es besteht im einzelnen aus einem viersemestrigen Zyklus von Veranstaltungen zu den Themen Reformpaedagogik in historischer und vergleichender Sicht, Reformschulen im System der Schulen, Konzepte und Methoden der Schulentwicklung(sforschung), spezielle Untersuchungsmethoden und -techniken. Ausserdem werden Kolloquien zur unmittelbaren Foerderung der Promotionsarbeiten durchgefuehrt. Zwei dreitaegige Tagungen pro Jahr fuer das gesamte Kolleg dienen der Klausur zu einem zentralen theoretischen Thema sowie Hospitationen an jeweils einer der zu untersuchenden Reformschulen.

    Bei der Verlaengerung des Antrages wurde fuer insgesamt 10 Doktoranden- und zwei Postdoktoranden-Stipendien eine Summe von 1 176 320 Mark bewilligt. Die Professoren Fauser und Luetgert wurden in die Abteilung Kassel des Graduiertenkollegs kooptiert und wirken an dessen Entscheidungen mit. Insbesondere haben sie das Recht, von Jena aus Doktoranden fuer die Stipendienvergabe vorzuschlagen und diese an der Friedrich-Schiller-Universitaet wissenschaftlich zu betreuen. Die Gruendung der Aussenstellen in Jena und Magdeburg war fuer die Weiterbewilligung des Graduiertenkollegs durch die DFG von Bedeutung. Es wurde ein Modell geschaffen, das es moeglich macht, zunaechst in kleinerem Rahmen - angelehnt an westdeutsche Standorte - mit der Doktoranden-Foerderung in den neuen Bundeslaendern zu beginnen, ohne das schwierige Problem der Mehr-Laender-Finanzierung angehen zu muessen.


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