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09/22/2009 09:57

Steinmeier etwas verständlicher als Merkel

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    Universität Hohenheim analysiert Interviews der Kontrahenten ums Kanzleramt. Vollständige Studie: www.uni-hohenheim.de

    Sowohl für Angela Merkel als auch für Frank-Walter Steinmeier gilt: Wirklich verständlich formulieren sie fast nur, wenn sie den jeweiligen politischen Gegner kritisieren. Eigene Sachvorschläge lassen hingegen oft an sprachlicher Klarheit zu wünschen übrig, so das Ergebnis einer Studie der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Communication Lab Ulm. Im direkten Vergleich drückt sich Frank-Walter Steinmeier in Interviews verständlicher aus als Angela Merkel. Für ihren Vergleich werteten die Kommunikationswissenschaftler 52 Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews aus.

    Langer, verschachtelter Satzbau. Sätze mit 50 Wörtern und mehr. Häufige Fremdwörter wie "kalte Progression", ohne dass diese den Zuhörern oder Lesern erläutert werden. So sieht die Sprache aus, mit der sich Merkel und Steinmeier dem Bürger empfehlen wollen.

    Dies sind die Ergebnisse einer Studie der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit dem Communication Lab Ulm. Untersucht wurden 52 Fernseh-, Radio- und Zeitungsinterviews der beiden Kontrahenten um das Kanzleramt. Die Verständlichkeit der Politikeraussagen in den Interviews wurde mittels einer Verständlichkeitssoftware ermittelt. Diese berücksichtigt relevante Textfaktoren wie die Satzlänge, die Wortlänge, Schachtelsätze oder den Anteil abstrakter Wörter.

    Demnach hat Frank-Walter Steinmeier in punkto Verständlichkeit die Nase leicht vorn: Auf dem "Hohenheimer Verständlichkeitsindex" von 0 (= sehr unverständlich) bis 20 (= sehr verständlich) erreicht er einen Wert von 16,4 Punkten. Angela Merkel erreicht hingegen nur 13,9 Punkte, ist also oft unverständlicher als Steinmeier.

    Auf Unverständnis stößt die mangelnde Verständlichkeit bei Prof. Dr. Frank Brettschneider: "Damit die Wählerinnen und Wähler eine begründete Wahlentscheidung treffen können, sollten insbesondere die Kanzlerkandidaten ihre politischen Positionen klar und deutlich darstellen. Wer überzeugen will, muss zunächst einmal verstanden werden. Interviews stellen dafür eine gute Gelegenheit dar. Statt klarer Formulierungen finden sich aber oft Aussagen, die von Bürokratismen und Politiker-Jargon durchzogen sind".

    Dies gilt insbesondere für die Passagen der Interviews, in denen es um die Positionen der Politiker zu Sachfragen geht. Dass Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier auch anders können, zeigt sich, wenn sie den jeweiligen politischen Gegner kritisieren: Dann überwiegt eine klare, verständliche Sprache. Die Kritik wird auf den Punkt gebracht. Auf Fachwörter wird verzichtet. "Eine solche Klarheit wünscht man sich auch für die Sachaussagen", meint Brettschneider.

    Bei den Sachaussagen formuliert Angela Merkel ihre Positionen zur Justizpolitik, zur Rentenpolitik und zur Arbeitsmarktpolitik verständlich. Unverständlich bleibt sie bei der Europa-, der Bildungs- und der Umweltpolitik. Frank-Walter Steinmeier drückt sich am verständlichsten aus, wenn es um Migranten- und Minderheitenpolitik, um Familien- und Rentenpolitik geht. Am unverständlichsten formuliert er zur Energie-, zur Verteidigungs-, zur Europa- sowie zur Forschungs- und Bildungspolitik.

    Ausführliche Studie unter www.uni-hohenheim.de/presse

    Kontaktadresse (nicht zur Veröffentlichung):
    Prof. Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim, Fachgebiet Kommunikationswissenschaft insb. Kommunikationstheorie, Tel.: 0711/459-24030, E-Mail: frank.brettschneider@uni-hohenheim.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Media and communication sciences, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

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