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"Warum bettelt ihr? Seid ihr Waise?", fragte Marie Noëlle Ntsama Eya zwei Jungs in ihrer Heimatstadt Yaoundé in Kamerun, die sie bei einem Spaziergang in einem Park getroffen hatte. "Nein", meinte eine der beiden, "unsere Familie ist in einer schwierigen Lage. Wir sind geflüchtet."
Diese Geschichte erzählt die 25-Jährige als Antwort auf die Frage, warum sie Sozialarbeiterin werden möchte.
Heute, rund fünf Jahre nach dieser Begegnung, erhält die Kamerunerin den DAAD-Preis 2009, den die Katholische Hochschule NRW in diesem Jahr zum ersten Mal vergibt. Er zeichnet nicht nur besondere akademische Leistungen von ausländischen Studierenden aus, sondern auch ein bemerkenswertes Engagement im gesellschaftlichen, sozialen oder interkulturellen Bereich.
Eigentlich wollte Marie Noëlle Ntsama Eya Sprachen, Soziologie und Psychologie studieren. "Ich wusste, dass Sozialarbeiter sich mit diesen Themen beschäftigen. Und dann hatte ich wieder das Treffen mit den Kindern in Yaoundé im Hinterkopf und hatte das Bedürfnis, genau dort anzusetzen: Kindern in dieser Lage zu helfen." Dass sie im Ausland studieren wollte, stand für sie schon früh fest und da sie bereits Verwandte in Köln hatte, fiel ihr die Wahl des Studienortes leicht.
Schwerpunkt in ihrem Studium war anfangs hauptsächlich das Thema Obdachlosigkeit, da sie immer noch das Bild der beiden Straßenkinder vor Augen hatte, wie sie sagt. Später wuchs dann ihr Interesse an interkultureller Sozialer Arbeit vor allem in der Kinder- und Jugendarbeit. "Am Anfang dachte ich, ich gehe zurück, um diesen Kindern in Kamerun zu helfen", erzählt sie. "Aber dann hab ich mich in Deutschland verliebt", lacht sie kurz, wird dann aber wieder ernst. "Egal wo in der Welt ich mich einsetze und helfen kann, da möchte ich tätig werden."
Die Wahl-Kölnerin zeichnet sich nicht nur durch hervorragende Studienleistungen aus, sondern auch durch ihr vielfältiges Engagement in der Hochschule und der Kirchengemeinde. An der KatHO NRW hat sie beispielsweise im Auslandsbüro gearbeitet, indem sie Studierende beraten hat, die ins Ausland gehen möchten, interkulturelle Veranstaltungen organisiert, Gottesdienste geplant und als Tutorin Erstsemester beim Studienbeginn unterstützt. Sie brachte sich aktiv beim Weltjugendtag ein. Außerdem hat sie sich nach ihren Studienprojekt II beim Kinder- und Jugendbüro der Ev. Kirche Rheinland ehrenamtlich im Bereich Kinder- und Jugendarbeit engagiert.
Über die Auszeichnung mit dem mit 1.000 Euro dotierten DAAD-Preis freut sie sich. "Meine Mutter hat früher immer gesagt 'Gutes tun, lohnt sich'", erinnert sie sich. "Der Preis ist eine Ehre für mich, damit hätte ich nicht gerechnet." Auf die Frage, warum es sinnvoll ist, sich zu engagieren, hat Marie Noëlle Ntsama Eya gleich mehrere Antworten: "Man hat die Möglichkeit, etwas mitzugestalten und teilzuhaben und damit auch Einfluss zu nehmen. Durch Engagement entwickelt man sich weiter, lernt viel und sammelt neben der Theorie auch noch praktische Erfahrungen. Am wichtigsten ist mir aber die Zufriedenheit, die ich mit meinem Engagement erzeuge. Das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben und dass es etwas gebracht hat."
Zurzeit schreibt die Studentin an ihrer Bachelorthesis zum Thema "Voraussetzungen im Umgang mit Vollzeitpflegekinder aus Familien mit Migrationshintergrund am Beispiel von dem Pflegedienste der Stadt Köln und der Stadt Mönchegladbach". Ihr Wunsch ist, in der Kinder- und Jugendarbeit tätig zu werden, Kindeswohl ist ihr ein wichtiges Anliegen. "Super wäre, wenn ich zum Beispiel als Sozialarbeiterin in einem Familienzentrum arbeiten könnte."
Überreicht wurde der Preis durch Prorektor Prof. Dr. Ulrich Deller. "Internationalisierung ist ein Kerngedanke Sozialer Arbeit. Der Preis ist Ausdruck für das Verständnis dessen, was in der KatHO NRW Internationalisierung ausmacht: Wir bringen uns und unsere Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen in den interkulturellen Austausch. Diesen gestalten alle Beteiligten auf gleicher Höhe mit, immer wechselnd lehrend und lernend", sagte Professor Deller bei der Preisverleihung am vergangenen Freitag. Die Verleihung des DAAD-Preises sei Ausdruck für die Tatsache, dass die Hochschule mit Lehrenden und Studierenden aus anderen Ländern und mit anderer Herkunft eine symmetrische Kommunikation führe. Frau Ntsama Eya habe in herausragender Weise dieses Verständnis von Internationalisierung an der KatHO NRW zum Leben gebracht und sei der Hochschule Ermutigung und Beispiel.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Ulrich Deller, Tel. 0221/7757-604, u.deller@katho-nrw.de
Redaktion: Julia Harzendorf, Tel. 0221/7757-508, presse@katho-nrw.de
Verliebt in Deutschland: Marie Noëlle Ntsama Eya erhält den ersten DAAD-Preis der KatHO NRW. (Foto: ...
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