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Berlin - Ein aggressiver Blasenkrebs konnte früher nur durch die komplette Entfernung der Harnblase geheilt werden. Mit einer multimodalen Therapie gelingt es den Ärzten heute häufig, die Blase zu erhalten: Nachdem sie den Tumor mithilfe eines Katheters entfernt haben, kommen Strahlen- und Chemotherapien zum Einsatz. Als vierter Bestandteil kann eine Wärmebehandlung, die Hyperthermie, die Behandlungsergebnisse weiter verbessern. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer aktuellen Studie hin.
Nach einer kompletten Entfernung der Blase können Ärzte mittlerweile eine Ersatzblase aus Darmschlingen konstruieren. Doch die Lebensqualität der Patienten bleibt stark beeinträchtigt. So ermöglicht die Ersatzblase zwar das Wasserlassen, kann jedoch mit Inkontinenz oder einem unvollständigem Entleeren der Blase verbunden sein. Der Urin muss dann unter Umständen mehrmals täglich zusätzlich über einen Katheter abgeleitet werden. "Ärzte haben deshalb schon früh nach einer Alternative zur operativen Entfernung der Blase gesucht", berichtet DEGRO-Präsidentin Professor Dr. med. Rita Engenhart-Cabillic, Direktorin der Abteilung für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg. "So kann eine Strahlentherapie die Tumorzellen in der Blase effektiv zerstören. Die Wirkung lässt sich durch eine gleichzeitige Chemotherapie noch verstärken", erläutert die Radioonkologin.
Heutzutage kommt ein multimodales Behandlungsschema zum Einsatz, das Radioonkologen der Universität Erlangen mitentwickelt haben. Es sieht zunächst die Entfernung des Tumors vor. Dies geschieht über einen Katheter, den die Ärzte durch die Harnröhre in die Blase schieben. An diesen Eingriff schließt sich zwei bis vier Wochen später eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie an. Vier bis sechs Wochen nach dieser Radiochemotherapie wiederholen die Ärzte den Kathetereingriff, um eventuelle Tumorreste zu beseitigen. "Nur wenn wir den Tumor auf diese Weise nicht kontrollieren können, muss die gesamte Blase entfernt werden", berichtet Engenhart-Cabillic. Doch in drei von vier Fällen konnten die Ärzte das Organ erhalten und die Entfernung der Blase vermeiden.
Zu einer weiteren Verbesserung könnte die Hyperthermie führen, die Erlanger Radio¬onkologen seit einiger Zeit bei Patienten mit Blasenkrebs einsetzen. "Zu Beginn der Strahlentherapie erwärmen sie die Blase mittels Mikrowellen auf 40 bis 44° Celsius. Die Hitze steigert die Wirkung der Radiochemotherapie weiter", erklärt die DEGRO-Präsidentin. Die jetzt veröffentlichten ersten Ergebnisse sind vielversprechend. "Bei 43 von 45 Patienten konnten die Ärzte den Tumor vollständig zurückdrängen. Zwar kam es bei einigen Patienten in den folgenden 34 Monaten zu einem Rückfall. Eine Entfernung der Blase konnte aber vermieden werden", so Engenhart-Cabillic. Ein direkter Vergleich mit der sofortigen Entfernung der Blase steht noch aus. Die DEGRO-Präsidentin ist jedoch von der Wirksamkeit der multimodalen Therapie überzeugt. Sie komme bereits heute für Patienten infrage, die eine operative Entfernung ablehnen und ihre Blase erhalten möchten.
Zur Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist eine hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheits¬standards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomographie ermöglichen eine exakte Ortung der Krebsherde. Mit modernen Bestrahlungsgeräten können Radioonkologen die Strahlen dann punktgenau auf den Tumor lenken. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.
Quelle:
Wittlinger M, Rödel CM, Weiss C, Krause SF, Kühn R, Fietkau R, Sauer R, Ott OJ.: Quadrimodal treatment of high-risk T1 and T2 bladder cancer: transurethral tumor resection followed by concurrent radiochemotherapy and regional deep hyperthermia. In: Radiotherapy and Oncology 2009 Nov;93(2):358-63.
Pressekontakt für Rückfragen:
Silke Stark / Silke Jakobi
Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.
Pressestelle
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70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-572
Fax: 0711 8931-167
E-Mail: stark@medizinkommunikation.org
Criteria of this press release:
Medicine
transregional, national
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German
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