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12/12/1996 00:00

Rechtshistoriker Dilcher verstorben

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 12.12.1996 Nr. 235

    Prof. Dr. Hermann Dilcher verstorben

    Beliebter akademischer Lehrer und anerkannter Forscher

    Kenner und Liebhaber der Europaeischen Rechtsgeschichte

    Mit Trauer und Betroffenheit gibt die Juristische Fakultaet der Ruhr-Universitaet Bochum bekannt, dass Prof. em. Dr. jur. utr. Hermann Dilcher am 08. Dezember 1996 verstorben ist.

    Biographisches

    Hermann Dilcher wurde am 24. November 1927 in Frankfurt/Main geboren. Nach dem Abitur im Jahre 1946 studierte er zunaechst Philosophie, Geschichte und klassische Philologie. Der Jurisprudenz wandte er sich im Wintersemester 1948/49 zu. Im Juli 1952 legte er die Erste Juristische Staatspruefung ab. Anschliessend arbeitete er als Schueler von Professor Dr. Helmut Coing am Frankfurter Institut fuer Roemisches Recht und Rezeptionsgeschichte. 1953 unter Gerhard Schiedermair in Frankfurt mit einer prozessrechtlichen Studie promoviert, bestand Hermann Dilcher 1957 die Zweite Juristische Staatspruefung und habilitierte sich am 20. Februar 1960 mit der Schrift ,Die Theorie der Leistungsstoerungen bei Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten". Die Frankfurter Fakultaet verlieh ihm die venia legendi fuer Roemisches Recht, Buergerliches Recht und Zivilprozessrecht. Nach Vertretungen in Saarbruecken und Muenster folgte 1962 das Ordinariat in Kiel. Seit dem Wintersemester 1965/66 und damit seit ihrer Gruendungsphase gehoerte Hermann Dilcher als Inhaber des Lehrstuhls fuer Rechtsgeschichte der Neuzeit und Buergerliches Recht der Bochumer Juristischen Fakultaet an. Er ist ihr bis zu seiner Emeritierung im Wintersemester 1992/93 treu geblieben. Noch in lebhafter Erinnerung ist uns seine im Januar 1993 gehaltene Abschiedsvorlesung ueber ,Die Bedeutung des Normannen- und Stauferstaates fuer die Europaeische Rechtsgeschichte", ein Thema, das einen der rechtshistorischen Forschungsschwerpunkte des Verstorbenen bezeichnet. Schon 1975 war sein wichtiges Buch ueber ,Die sizilische Gesetzgebung Kaiser Friedrich II." erschienen.

    Am Aufbau der Fakultaet massgeblich beteiligt

    Die Juristische Fakultaet der Ruhr-Universitaet Bochum verdankt Hermann Dilcher viel. Er hat sich in den Jahren ihres Aufbaus und ihrer Konsolidierung um sie verdient gemacht. Besonnen und gewissenhaft hat er in den Gremien der universitaeren Selbstverwaltung mitgearbeitet, seinen vielfach gesuchten Rat nie verweigert. Als akademischer Lehrer ueberaus beliebt, hat er zahlreiche Doktoranden und zwei Habilitanden erfolgreich betreut.

    Rechtsgeschichte und Prozessrecht kommentiert

    Zahlreich sind seine wissenschaftlichen Beitraege, sowohl zur Rechtsgeschichte wie auch zum Prozessrecht und zum Buergerlichen Recht. Hervorgehoben werden duerfen seine Staudinger-Kommentierung im Bereich des Allgemeinen Teils sowie sein Schuld- und sein Sachenrechtslehrbuch, Lehrbuecher ganz neuen Typs, die auf Erkenntnissen der modernen Lernpsychologie beruhen. Nicht mehr vollenden konnte der Verstorbene ein schon lange geplantes Werk ueber die Nachkriegsentwicklung des bundesrepublikanischen Privatrechts.

    Weltoffener, liebenwuerdiger Mensch

    Hermann Dilcher hat die Bochumer Juristische Fakultaet von Anfang an mitgepraegt. Seine Kolleginnen und Kollegen, seine Schueler und Studenten haben einen grossen Verlust erlitten. Sie trauern um einen pflichtbewussten, weltoffenen und liebenswuerdigen Menschen. Die Fakultaet und die Ruhr-Universitaet Bochum fuehlen sich ihm ueber den Tod hinaus in ehrendem Andenken verbunden.


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Politics, Social studies
    transregional, national
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    German


     

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