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Annemarie Schimmel liest an der Universität Erfurt
Thema der Ringvorlesung "Weltreligionen im 21. Jahrhundert" am Dienstag, dem 12. Juni ist der Islam. Ein schwieriges Thema, das immer wieder durch Schreckensmeldungen wie die der Zerstörungswut der Taliban in Afghanistan auf die Tagesordnung der Medien gesetzt wird. Um für diesen Abend eine Persönlichkeit zu finden, die mit "größtmöglicher Autorität und Authentizität" Auskunft über den Islam geben könne, habe man nicht lange suchen müssen, so Präsident Dr. Wolfgang Bergsdorf in seiner Ankündigung. Prof. Annemarie Schimmel, die 1922 in Erfurt geboren wurde und dem Kuratorium der Universität Erfurt angehört, hat sich bereiterklärt, diesen Vortrag zu übernehmen. Sie wurde 1995 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Damit wurde eine Orientalistin und Islamwissenschaftlerin von Weltrang geehrt, deren Leben und Arbeit der Verständigung zwischen dem abendländischen und islamischen Kulturkreis gewidmet ist.
Annemarie Schimmel begann schon der Jugend arabische Sprachen zu lernen. In Berlin studierte sie Arabistik und Islamwissenschaft. Ihren ersten Doktor machte sie 1941. 1946 folgte die Habilitation, 1951 erwarb sie einen Doktorgrad in Religionswissenschaft. 1954 erhielt sie in Ankara eine Professur an der Islamisch-theologischen Fakultät. Sie war Gastdozentin an Universitäten in den Vereinigten Staaten, in Kanada und Großbritannien. Auf Lehrstühle wurde sie in Harvard und Bonn berufen. Ihr Augenmerk gilt der Islamischen Mystik, dem
Leben des Islam, dem nicht zuletzt die europäische Kultur des Mittelalters so viele Anregungen verdankt. Außerdem ist sie Spezialistin für muslimische Literatur in Pakistan und Indien.
Annemarie Schimmel wurde in zahlreiche in- und ausländischen Akademien berufen, mit Ehrendoktorhüten ausgezeichnet und mit Preisen und Auszeichnungen überhäuft. Vor zwei Jahren bekam sie z. B. die Ehrendoktorwürde der Universität Teheran verliehen. Improvisiert, ohne Manuskript in freier persischer Rede bedankte sich Annemarie Schimmel mit einem Vortrag über die religiösen Dimensionen im Werk des großen Dichtermystikers Maulana Rumi. Die Zeitungen berichteten, dass Schimmels Plädoyer für einen offenen und toleranten Islam vor Studenten und Professoren mit stürmischen Beifall aufgenommen wurde. Besonders unter den regimekritischen Intellektuellen des Iran genießt Annemarie Schimmel eine außergewöhnliche Popularität.
In ihrem Vortrag, der wie üblich um 18.00 Uhr in der Universitätskirche (Michaeliskirche) beginnt, will sie über den Islam, die Rolle des Propheten und den Koran als Spiegel der islamischen Geschichte referieren. Die Rolle der Hauptgruppierungen; Sunniten, Schiiten und ihrer Zweige soll dargestellt werden. Welche Bedeutung die Mystik für die Haltung der Muslime in Vergangenheit und Gegenwart hat, Muslime in der Diaspora, Sprachenprobleme und die Frauenfrage, sollen angesprochen werden.
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