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Zu den Schätzen des Göttinger Diplomatischen Apparats, einer Lehrsammlung der Universität Göttingen, gehört ein Pergamentblatt, das bislang nur als "Bruchstück aus einem mystischen Traktat" bekannt war. Die Münchener Handschriftenforscherin Gisela Kornrumpf konnte dieses Fragment nun identifizieren: Es gehört zu einer Predigt des mittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart (um 1260 bis 1328). Dabei ist es nicht nur das älteste erhaltene Fragment dieser Predigt; es handelt sich um eines der frühesten Zeugnisse der gesamten Eckhart-Überlieferung überhaupt.
Pressemitteilung Nr. 52/2010
Göttingen, München und "Sunder warumme"
Ältestes Fragment einer Predigt Meister Eckharts identifiziert
(pug) Zu den Schätzen des Göttinger Diplomatischen Apparats, einer Lehrsammlung der Universität Göttingen, gehört ein Pergamentblatt, das bislang nur als "Bruchstück aus einem mystischen Traktat" bekannt war. Die Münchener Handschriftenforscherin Gisela Kornrumpf konnte dieses Fragment nun identifizieren: Es gehört zu einer Predigt des mittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart (um 1260 bis 1328). Diese seltene Entdeckung war möglich, weil die Forscherin im Internet auf den digitalisierten Text zurückgreifen konnte. "Das doppelseitige Göttinger Handschriftenbruchstück stammt aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts", so die Spezialistin für deutschsprachige mittelalterliche Handschriften Karin Schneider aus Herrsching. Es ist nicht nur das älteste erhaltene Fragment dieser Predigt; es handelt sich um eines der frühesten Zeugnisse der gesamten Eckhart-Überlieferung überhaupt. Der Text ist - und das ist einmalig - noch zu Lebzeiten des Dominikaners und christlichen Mystikers von einem unbekannten Schreiber angefertigt worden.
Das Fragment enthält die ersten zwei Drittel der deutschsprachigen Predigt zum ersten Johannes-Brief (1 Joh. 4,9). Nach Meister Eckhart veredelt die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus das gesamte Menschengeschlecht. Diese Veredelung muß sich in einem reinen Herzen und in der Gleichrangigkeit von Gottes Freunden und ihm Fernstehenden widerspiegeln. Der Prediger fordert seine Zuhörer auf, ihren Willen aufzugeben und gelassen zu sein. Sie sollten Werke 'ohne Warum' vollbringen - "sunder warumme", wie es im Göttinger Text heißt.
In der Forschungs- und Lehrsammlung des 1802 gegründeten Diplomatischen Apparates der Universität Göttingen gibt es über tausend Urkunden, Handschriften, Fragmente und Siegel. Wie und wann das Bruchstück aus der Predigt Meister Eckharts nach Göttingen gelangte, ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Immerhin kümmerte sich Eckhart als Vikar des Dominikanerordens in Thüringen ab 1296 auch um den Göttinger Konvent.
Im Jahr 2010 begehen die Meister Eckhart-Forscher den 750. Geburtstag des Theologen. Aus diesem Grund findet vom 12. bis 14. März 2010 in München die Tagung "Meister Eckhart im Original - Fakten, Bilder, Legenden nach 750 Jahren" statt. Auf dieser von der Meister Eckhart-Gesellschaft und der Katholischen Bayrischen Akademie organisierten Veranstaltung werden auch neu entdeckte Handschriften des einflussreichen Predigers präsentiert: unter anderem das Göttinger Fragment.
Hinweis an die Redaktionen:
Fotos des Fragments stellen wir Ihnen auf Wunsch gerne zur Verfügung.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Hedwig Röckelein
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakutät
Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte
Leiterin des Diplomatischen Apparates
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-4667/69, Fax (0551) 39-4632
E-Mail: hroecke@gwdg.de
http://www.geschichte.uni-goettingen.de/roeckelein
Diplomatischer Apparat der Universität Göttingen: ältestes Fragment einer Predigt von Meister Eckhar ...
Foto: Uni Göttingen
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Criteria of this press release:
History / archaeology, Language / literature, Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Research results
German
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