idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/10/2010 10:15

Motivierte Ehrenamtliche gibt es nicht zum Nulltarif

Dr. Andreas Archut Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Ob Greenpeace-Aktivisten Schornsteine besteigen oder mit dem Schlauchboot im Südpolarmeer gegen Walfänger protestieren: Fast immer sind es freiwillige Helfer, die solche spektakulären Aktionen tragen. Ein Forscher der Universität Bonn, selbst jahrelang Greenpeace-Mitarbeiter, gibt nun in einer Studie Einblick in das "Ehrenamts-Management" der Umweltschutzorganisation. Demnach gelingt es Greenpeace unter anderem deshalb so gut, Freiwillige an sich zu binden, weil die Organisation viel Geld in die Ausbildung ihrer ehrenamtlichen Kräfte steckt. Fazit der Studie, die nun als Buch erschienen ist: Motivierte Ehrenamtliche gibt es nicht zum Nulltarif.

    Jahr für Jahr leisten freiwillige Helfer für Greenpeace allein in Deutschland rund eine Millionen Arbeitsstunden. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille: Gleichzeitig gibt die Umweltschutzorganisation pro Ehrenamtlichen zwischen 800 und 1.000 Euro jährlich für die Betreuung und Weiterbildung aus. Der Bonner Sozialwissenschaftler Dr. Bernd Wallraff sieht darin einen der Schlüsselfaktoren, der die ehrenamtliche Arbeit bei Greenpeace so erfolgreich macht. "Knapp 60 Prozent aller Helfer benötigen für ihre ehrenamtliche Tätigkeit Fachwissen oder bestimmte Fertigkeiten, aber nur gut 10 Prozent bringen diese anfangs schon mit", sagt er. "Viele Greenpeace-Aktivisten erwerben also Humankapital, von dem sie auch in anderen Bereichen ihres Lebens profitieren."

    Wallraff weiß, wovon er spricht: Er war selbst zwölf Jahre lang unentgeltlich für Greenpeace tätig. Für seine jetzt als Buch erschienene repräsentative Studie hat er knapp 1.300 freiwillige Helfer der Organisation befragt. Dabei ging es ihm unter anderem um die Motive, warum sich Menschen mehrere Stunden wöchentlich ohne Bezahlung engagieren. "Die Antworten zeigen, dass bei dieser Entscheidung nicht nur altruistische Gründe eine Rolle spielen", betont er. "Gerade diejenigen, die viel Zeit in ihre ehrenamtliche Arbeit stecken, gaben als Motiv auch persönliche Vorteile an - etwa die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zusammenzutreffen, oder eben auch, neue Fertigkeiten zu erlernen."

    Ehrenamt gebe es nicht zum Nulltarif, ist Wallraff überzeugt. "Organisationen müssen - so paradox sich das anhören mag - ihre Arbeit mit ehrenamtlichen Kräften professionalisieren, wenn sie erfolgreich sein wollen." Greenpeace gilt als Speerspitze für diese Entwicklung: In den siebziger Jahren von ein paar Kanadiern und Amerikanern gegründet, zählt die Organisation heute weltweit neben Amnesty International zu den wohl bekanntesten NGOs. Diese Internationalisierung konnte nur durch konsequente Einbindung ehrenamtlicher Kräfte gelingen. "Wallraff hat die Erfolgsfaktoren unserer Arbeit mit Ehrenamtlichen gut herausgearbeitet", erklärt Dr. Dietmar Kress, Leiter des Aktionsnetzes bei Greenpeace. Und betont: "Ohne Ehrenamtliche wäre unsere Arbeit so nicht möglich."

    Dr. Bernd Wallraff: Professionelles Management von Ehrenamtlichen. Eine empirische Studie am Beispiel von Greenpeace Deutschland. Budrich UniPress Ltd., ISBN 3940755400, 234 Seite, 24,90 Euro

    Rezensionsexemplare können beim Verlag unter info@budrich-unipress.de angefordert werden.

    Kontakt:
    Dr. Bernd Wallraff
    Stabsabteilung Strategie & Evaluation
    Goethe-Institut e.V.
    Telefon: 0160-7226540
    E-Mail: B.W@llraff.de


    Images

    Buchtitel
    Buchtitel
    Bild: Budrich UniPress Ltd.,
    None


    Criteria of this press release:
    Cultural sciences, Social studies
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).