idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Bochum, 16.01.1997 Nr. 13
RUB trauert um Prof. Dr. K. Hinrichsen
Bedeutender Wissenschaftler und grossartiger Lehrer
International anerkannter Embryologe und Medizinethiker
In der Nacht vom 13. zum 14. Januar verstarb Prof. Dr. med. Klaus V. Hinrichsen. Mit ihm verliert die Ruhr-Universitaet Bochum einen hervorragenden Wissenschaftler und profilierten Kollegen. Der Embryologe Hinrichsen genoss nationales und internationales Ansehen. Zahlreiche Originalarbeiten, die er zusammen mit seiner Arbeitsgruppe veroeffentlichte, begruendeten diesen Ruf. Sein kuerzlich erschienenes Handbuch ,Humanembryologie - Lehrbuch und Atlas der vorgeburtlichen Entwicklung des Menschen" fand grossen Anklang und schloss eine schon lange bestehende Luecke im deutschen Schrifttum.
Engagiert in der Verbesserung des Medizinstudiums
Neben seiner Forschungsarbeit galt sein ganzes Interesse dem Unterricht der Medizinstudenten. Es gab kein nationales Gremium in Deutschland, das sich mit Fragen des Zuganges von Studenten an Hochschulen und der Neugestaltung und Verbesserung des Medizinstudiums befasste, an dem nicht Prof. Hinrichsen mitarbeitete. Dabei ging es ihm nicht um die reine Wissensvermittlung, sondern vielmehr um die Ausbildung der Studenten zum Arzt. Die ganzheitliche Betrachtung des Patienten unter Einbeziehung humanitaerer und ethischer Fragen war sein Anliegen. So gehoerte er zu den Mitbegruendern eines Zentrums fuer Medizin-Ethik in Bochum, dessen Vorsitzender er in den letzten Jahren war. Noch in diesem Wintersemester organisierte und leitete er eine Ringvorlesung ,Medizinische Ethik".
Biographisches
Klaus Volquardt Hinrichsen, am 07.07.1927 in Suederbarub (Schleswig-Holstein) geboren, studierte nach der Reifepruefung von 1947 bis 1954 Medizin in Kiel und Goettingen. Nach Staatspruefung und Promotion (1954) bei Prof. Dr. Erich Blechschmidt uebernahm er eine Assistententaetigkeit an der Chirurgischen Universitaetsklinik und am Anatomischen Institut der Unversitaet Goettingen, wo er sich 1959 fuer das Fach Anatomie habilitierte. Ab 1961 wurde er zum Oberassistenten und 1965 zum ausserplanmaessigen Professor ernannt. Im selben Jahr noch folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl fuer Anatomie der Universitaet Tuebingen, wo er zunaechst ausserordentlicher, ab 1969 ordentlicher Professor war. Aus dem grossen Vertrauen, das er als Mitglied der dortigen Fakultaet und des grossen Senats genoss, waehlte ihn die Universitaet Tuebingen zu ihrem Rektor. Aus seiner damit verbundenen Zugehoerigkeit zur Westdeutschen Rektorenkonferenz hat er von 1970-75 als Vorsitzender der ,Kommission gegen den numerus clausus", aber auch als Mitglied im Kuratorium der Zentralen Registrierstelle fuer Studienbewerber, als Mitglied im Beirat der Zentralen Vergabestelle von Studienplaetzen, und spaeter, von 1984 bis 1990, als Mitglied im Vorstand des Medizinischen Fakultaetentages massgeblich an der AEnderung zur Zulassung zum Studium der Medizin gewirkt. Nicht zuletzt auf seine Initiative zurueck geht die Entwicklung von Testverfahren und Auswahlgespraechen als neue Elemente dieses Zulassungsverfahrens.
Initiator des ,Bochumer Modells"
Inzwischen, 1970, war Hinrichsen auf den Lehrstuhl fuer Anatomie der Ruhr-Universitaet Bochum berufen worden. Als Dekan seiner Fakultaet (1974-76 und 1989-91) fiel ihm die Aufgabe zu, das ,Bochumer Modell" der Medizinischen Ausbildung, das er mit initiiert hatte, ins Leben zu rufen und zu verwirklichen. In dieser Zeit meldete er sich auch zu anderen medizinpolitischen Fragen zu Wort. So war er von 1970 bis 1971 Mitglied der Sachverstaendigenkommission ,Beginn der Schwangerschaft und Schwangerschaftsunterbrechung" beim Gesundheitsministerium sowie 1972 Sachverstaendiger beim Sonderausschuss des Deutschen Bundestages zur Strafrechtsreform des § 218. Prof. Hinrichsen war seit 1981 Sachverstaendiger fuer das Fach Anatomie am Institut fuer medizinische und pharmazeutische Pruefungsfragen.
Berater der Rektorenkonferenz
Er vertrat die Rektorenkonferenz auch in dem vom EG-Ministerrat eingesetzten ,Beratenden Ausschuss fuer die aerztliche Ausbildung" und nahm dort entschieden die Interessen der deutschen medizinischen Fakultaeten und Universitaeten wahr. Seine 20jaehrige Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen der westdeutschen Rektorenkonferenz hatte massgeblichen Anteil am Beschluss des Regierungschefs von Bund und Laendern zur Offenhaltung der Hochschulen im Jahre 1977. In Anerkennung seiner Leistungen wurde Prof. Hinrichsen im Jahre 1993 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Die Universitaet Bochum und die Medizinische Fakultaet trauern um ein verdientes Mitglied und werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Criteria of this press release:
Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
transregional, national
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