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Wissenschaft
RUB-Sprachprofis geben Buch zum Staunen und Schmunzeln heraus
Fazit nach über 10 Jahren Forschung und Praxis-Projekten: Es geht auch anders
Amtsdeutsch – eine Geheim- und Herrschaftssprache? Ganz so schlimm ist es nicht mehr, wissen Prof. Dr. Dr. h. c. Hans-Rüdiger Fluck und Michaela Blaha vom Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum. Dennoch haben sie für ihr aktuelles Buch „Im Verhinderungsfalle wird der Widerspruchsführer gebeten, dies mitzuteilen. Geheimnisse des Amtsdeutschen“ auch einige amüsante bis haarsträubende Beispiele des Amtsdeutschen aus über zehn Jahren Arbeit zusammengetragen. Verbesserungsvorschläge gibt es natürlich gleich dazu.
Das Fragezeichen auf der Stirn
Als verklausuliert, verquast, verschachtelt, unhöflich von oben herab und unpersönlich ist die Amtssprache verschrien – manchmal nicht ganz zu Unrecht, wie Beispiele zeigen. Wenn die Rede vom Erwerbsobliegenheitsverpflichteten ist, zeigen sich erste Fragezeichen auf der Stirn des Adressaten, doch auch kürzer geht es genauso unverständlich: Wer weiß schon, was ein RkReÜAÜG M-V ist? Aber nicht nur einzelne Wörter lassen die Verwaltungssprache zum „Amts-Chinesisch“ werden. Oft wird zum Beispiel Wichtiges einfach nicht auf den Punkt gebracht oder findet sich erst an letzter Stelle. Dass es auch anders geht, haben über zehn Jahre Forschungs- und Projektarbeit gezeigt. Die Sprachprofis bieten mittlerweile sogar Schulungen für Verwaltungsmitarbeiter an, überarbeiten mit ihnen gemeinsam Anschreiben, Bescheide oder Formulare und sammeln treffende, aber verständliche Alternativen für veraltete oder komplizierte Ausdrücke. Diese sind in der Datenbank IDEMA – Internet-Dienst für eine moderne Amtssprache nachzulesen, ebenso wie mittlerweile mehr als 200 bereits verständlich formulierte Mustertexte.
Ausflüge in die Geschichte und Sprachrätsel
Einen amüsanten und erhellenden Einblick in ihre Arbeit gewähren die Sprachwissenschaftler in ihrem Buch, das sie mit Ausflügen in die Geschichte des Amtsdeutschen und kleinen Sprachrätseln garnieren. Zudem blicken sie über den Tellerrand des Amtsdeutschen hinweg: Auch in anderen Fachsprachen ist es um die Verständlichkeit nicht immer bestens bestellt, wie etwa Fundstücke aus dem Medizinerlatein zeigen. An zahlreichen Beispielen belegen die Autoren, dass es Lösungen gibt, mit denen beide Seiten, Absender und Adressat, zufrieden sein können.
Titelaufnahme
Hans-R. Fluck / Michaela Blaha: Im Verhinderungsfalle wird der Widerspruchsführer gebeten, dies mitzuteilen. Geheimnisse des Amtsdeutschen. Herder, Freiburg, Basel, Wien 2010. ISBN 978-3-451-05991-9
Weitere Informationen
Prof. Dr. Hans-R. Fluck, Germanistisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234 32 25099, E-Mail: hans.r.fluck@rub.de;
Michaela Blaha, IDEMA, Germanistisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/5883220, E-Mail: idema@rub.de
http://www.ruhr-uni-bochum.de/idema/
Redaktion: Meike Drießen
Criteria of this press release:
Language / literature
transregional, national
Scientific Publications
German
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