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03/18/1998 00:00

450. Jubiläum Hohe Schule Jena

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    "Stiller Geburtstag" in Jena

    Vor 450 Jahren wurde die "Hohe Schule" gegruendet

    Jena (18.03.) Einen stillen Geburtstag feiert morgen (19.03.) die Friedrich-Schiller-Universitaet: Genau vor 450 Jahren, am 19. Maerz 1548, wurde ihre Vorgaengereinrichtung, die Hohe Schule Jena, gegruendet. Offizielle Feierlichkeiten finden im Herbst in Kombination mit der Immatrikulationsfeier zum Wintersemester statt.

    Ohnehin bestand die Hohe Schule als erstes akademisches Reformprojekt der Neuzeit nur fuer zehn Jahre. 1558 wurde sie in eine ,normale' Universitaet umgewandelt, nachdem Kaiser Ferdinand I. das dafuer erforderliche Privileg erteilt hatte. Dieses eigentliche Gruendungsdatum werde man ohnedies im Jahre 2008 in aufwendigem Rahmen begehen, hiess es aus der Universitaet.

    Gleichwohl birgt die kurze Geschichte der Hohen Schule einiges an historischer Brisanz. Denn Ausgangspunkt fuer die akademische Tradition in der Saalestadt war eine politische und militaerische Katastrophe: Der ernestinische Kurfuerst Johann Friedrich I. von Wittenberg, einer der fuehrenden Koepfe im Schmalkaldischen Bund, unterlag mit seinen protestantischen Bundesgenossen 1547 in der Schlacht bei Muehlberg dem vereinigten Heer aus kaiserlich-katholischen und herzoglich-saechsischen Truppen. Johann Friedrich selbst geriet in kaiserliche Gefangenschaft, die er geduldig aushielt, ohne seinem evangelischen Glauben abzuschwoeren. Diese stoische Haltung trug ihm den Beinamen "der Grossmuetige" ein, aber das kaiserliche Strafgericht fiel um so haerter aus. Das urspruenglich ausgesprochene Todesurteil gegen den aufruehrerischen Landesfuersten wurde zwar nicht vollstreckt, jedoch verlor Johann Friedrich seine Wittenbergischen Stamm- lande, seine Residenzstadt - und damit seine Universitaet.

    Rasch besann man sich auf Ersatz, denn schliesslich sollten auch im zusammengeschrumpften ernestinischen Herrschaftsgebiet evangelische Geistliche, Lehrer und Beamte ihren Dienst tun. Ein Gutachten Philipp Melanchtons, des "Praeceptor Germaniae", sprach fuer Jena, und in einem ehemaligen Dominikanerkloster, dem Collegium Jenense, das schon in den Pestjahren 1527 und 1535 als akademisches Ausweichquartier gedient hatte, nahmen der Theologe Victorinus Strigel und der Dichter, Philologe und Rhetor Johannes Stigel als erste Professoren die Lehre auf.

    Die Anfaenge waren sehr bescheiden, doch verzeichnet das erste Matrikelbuch der Hohen Schule immerhin 171 Studenten. In seiner Antrittsvorlesung sprach Strigel darueber, warum man in dieser "elenden und betruebten Zeit" das Wort Gottes lernen muesse - und zwar nach lutherischer Lehre.

    Die Beharrlichkeit lohnte sich. 1554 berief Landesherr Johann Friedrich den Juristen Basilius Monner und den Mediziner Johannes Schroeter an seine Hohe Schule. Melanchthon selbst, der urspruenglich auch fuer Jena im Gespraech war, schloss seinen Frieden mit den neuen Machtverhaeltnissen und blieb in Wittenberg. Als Gluecksfall fuer die junge Bildungseinrichtung in der Saalestadt erwies sich, dass die wertvolle kurfuerstliche Bibliothek aus Wittenberg ,gerettet' und als Grundstock fuer die Jenaer Universitaetsbibliothek gestiftet wurde. Auch heute noch gehoeren diese Baende zu den Preziosen der Jenaer Handschriftensammlung.

    1558, zehn Jahre nach Gruendung, endete bereits die Geschichte der Ho-hen Schule zu Jena - diesmal mit einem freudigen Ereignis. Der katholische Kaiser Ferdinand I. hatte 1557 die Urkunde fuer die - nach Mar-burg - zweite evangelische Universitaetneugruendung in Deutschland unterschrieben. Das diplomatische Geschick Johannes Schroeters, des ersten Jenaer Universitaetsrektors und ehemaligen Leibarztes Kaiser Ferdinands, duerfte dafuer den Ausschlag gegeben haben.

    Ohne die Hohe Schule als Vorgaengereinrichtung haette eine Universitaet Jena kaum so erfolgreich gegruendet werden koennen, urteilen Historiker aus heutiger Sicht. Die wechselvolle, in vielen Epochen auch glanzvolle Geschichte einer der aeltesten deutschen Universitaeten nahm so ihren Anfang...


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    Social studies
    transregional, national
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