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Wissenschaft
Auswirkungen von Computer und Internet auf die Literatur
Vom 27. bis 28. September 2001 findet an der Universität Erfurt ein Symposion zum Thema "p0es1s - poetics of digital text" statt. Diskutiert werden von den internationalen Teilnehmern aktuelle Fragen zur Veränderung des Literaturbegriffs durch den Einsatz der Medien Computer und Internet. Organisiert wird die Tagung vom Lehrstuhl Vergleichende Literaturwissenschaft/Medien der Universität Erfurt, dem Wissenschaftlichen Zentrum für Kulturforschung der Universität Kassel, der Stiftung Brückner-Kühner, Kassel, sowie der literaturWERKstatt Berlin. In Berlin wird die Tagung mit der Präsentation von künstlerischen Projekten am 29. und 30. September fortgesetzt. "p0es1s" ist ein kontinuierliches Projekt mit einer Reihe von Symposien und Ausstellungen, die im letzten Jahr bereits in München, Leipzig und Kassel veranstaltet wurden.
Mit der Durchsetzung des Computers als alltäglichem Arbeitsgerät und dem Siegeszug des World Wide Webs hat sich gleichzeitig eine Vielfalt an computer- und internetbasierten Literaturformen herausgebildet, die die vom Buchdruck geprägten literarischen Kategorien herausfordern. Insbesondere die Kategorien "Autor", "Werk" und "Leser" scheinen sich in den neuen Medien grundlegend zu verändern. So stellen kooperative Schreibprojekte im Internet die Kategorie des Autorenindividuums und damit auch des Copyrights in Frage. Künstlerische virtuelle Welten, die auf der schriftlichen Kommunikation zwischen Teilnehmern beruhen, brechen den Werkbegriff auf. Bewegung und Transformation von Schrift und multilineare Erzählweisen durch den Einsatz von Hypertext verändern die Erscheinungsformen des literarischen Textes; die Integration von Bild- und Tonelementen führt die Literatur zur Multimedialität. Diese neuen Darstellungsformen haben wiederum Konsequenzen für den Rezipienten, der sich dann nicht mehr auf das Lesen beschränken kann, sondern zu weitergehenden Aktivitäten aufgefordert wird. All diese Aspekte sind nicht nur für den literaturwissenschaftlichen Kontext wesentlich, sondern sie treffen ins Zentrum der Frage nach den gesellschaftlichen Konsequenzen der neuen Medien, die auch in den Bereichen der Kommunikationswissenschaft, der Soziologie und der Medienwissenschaften aus unterschiedlichster Perspektive untersucht werden.
Diskutiert werden diese Fragen auf dem Erfurter Symposion von ca. 20 internationalen Künstlern und Theoretikern aus dem Bereich der digitalen Literatur und Kunst sowie der Medientheorie. Eduardo Kac (Brasilien/USA), der mit Werken zur dreidimensionalen "Holopoetry" bekannt wurde und in letzter Zeit mit aufsehenerregenden Projekten zum Thema der Genmanipulation von sich Reden gemacht hat, Mark Amerika (USA), dessen literarischer Hypertext "Grammatron" mittlerweile zu den "Klassikern" der Hypertext-Literatur gehört, Simon Biggs (England), der in seinen Werken "The Great Wall of China" und "Mozaic" eine multimediale Gestaltung von Literatur umsetzt, gehören ebenso zu den Teilnehmern wie einer der Pioniere der deutschen Computerliteratur, Reinhard Döhl, der schon Anfang der 60er Jahre erste Experimente in diesem Bereich machte.
Neben der Diskussion der vielfältigen Fragen wird ein Schwerpunkt der Tagung auf der Präsentation künstlerischer Projekte der Teilnehmer liegen, so dass Theorie und Praxis digitaler Medien in Dialog miteinander treten können.
Weitere Informationen zur Tagung und zu künstlerischen Projekten im Internet unter:
http://www.p0es1s.net
Ansprechpartnerin:
Dr. Christiane Heibach, Universität Erfurt
Vergleichende Literaturwissenschaft/Medien
Nordhäuser Straße 63, 99089 Erfurt
Tel. 0361/737-4222, Fax: 0361/737-4179
christiane.heibach@uni-erfurt.de
Criteria of this press release:
Language / literature, Media and communication sciences
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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