idw - Informationsdienst
Wissenschaft
13. DVS-Hochschultag am Dienstag, 23.9.1997
Materialien fuer die Oeffentlichkeit
MINISYMPOSIUM ,LEBENSWELT VON LEISTUNGSSPORTLERN"
,Weltmeister werden und die Schule schaffen"
Im Mittelpunkt des Referats ,Weltmeister werden und die Schule schaffen" (Dr. Alfred Richarz, Prof. Wolf-Dietrich Brettschneider) stand die Frage, wie jugendliche Nachwuchssportler die Doppelbelastung Schullaufbahn und Leistungssportkarrieren mit den ueblichen jugendtypischen Entwicklungsaufgaben in Einklang bringen. In einer Untersuchung an jungen Leistungssportlern, die Schueler sportbetonter Schulen in Berlin sind, zeigte sich, dass bei der Bewaeltigung der vielfaeltigen Anforderungen Unterstuetzungsleistungen des Elternhauses und vor allem von gleichaltrigen Freunde von grosser Bedeutung sind. Fuer die Verarbeitung der schulischen Anforderungen spielt das innere Bild eine wichtige Rolle, dass sich die Nachwuchssportler von ihren eigenen schulischen Faehigkeiten machen. Sind sie von ihren eigenen Kompetenzen ueberzeugt, dann werden aufkommende Schwierigkeiten, vor denen auch die hoffnungsvollen Talente nicht verschont bleiben, mit einer groesseren Souveraenitaet bewaeltigt. Besondere Augenmerk verdient der Umgang mit Verletzungen und koerperlichen Überlastungssymptomen. Richarz und Brettschneider stellten fest, dass sich bereits in fruehen Karrierestadien eine Bagatellisierung von Verletzungen und koerperlichen Überlastungssymptomen (,Leistungssport muss weh tun") ausmachen laesst, die durch eine Schmerzkultur der Sportinstitutionen gepraegt und gefoerdert wird.
Konkurrenzkultur inFrankreich und Deutschland
Von einem Vergleich der sozialen Konkurrenzkultur in Frankreich und Deutschland berichteten die Sportwissenschaftler Prof. Gunter Gebauer und Sebastian Braun, die deutsche und franzoesische Sporteliten untersucht haben. Sie stellten heraus, dass franzoesische im Unterschied zu deutschen Spitzensportlern von umfangreichen staatlichen Unterstuetzungen profitieren koennen, die ihnen Moeglichkeiten fuer ein paralleles Studium oder Berufsausbildung schaffen. Auch bietet der franzoesische Staat seinen Vorzeigeathleten Stellungen im Sportsystem an, so dass sich in Frankreich in vielen Spitzenpositionen ehemalige Spitzensportler wiederfinden. Deutschen Olympiasiegern und Weltmeistern sind solche Tueren kaum geoeffnet. Sie sind bei der Karriere- und Berufsplanung vielmehr auf Eigeninitiative und Selbstmanagement angewiesen. Dies mit Erfolg, so Gebauer und Braun: Die meisten deutschen Spitzenathleten besitzen das Abitur und erfuellen neben ihrer Sportkarriere auch noch ein anspruchsvolles Berufsprojekt.
,Sport im Lebenszusammenhang von Frauen"
Das Projekt ,Sport im Lebenszusammenhang von Frauen - eine vergleichende Untersuchung in ausgewaehlten europaeischen Laendern", wurde von Prof. Gertrud Pfister vorgestellt. In ihrem Referat beschreibt sie den Karriereverlauf von Fussballerinnen. Pfister konnte zeigen, dass die jungen Frauen in Deutschland, Norwegen, Spanien und England mit aehnlichen Ausgangsbedingungen, Chancen und Problemen auf dem Weg zu ihrer Fussballkarriere konfrontiert wurden. So berichteten Befragte aus allen Laendern vom besonders starken Einfluss der Vaeter auf ihre Karriere. Auch in der Faszination, die vom Fussball ausging, konnten keine Unterschiede in den Nationalitaeten ausgemacht werden. Dagegen waren es vor allem Spielerinnen aus Deutschland und Norwegen, die seit dem Kindesalter kontinuierlich Fussball spielten. Als bedeutsames Ergebnis stellt Pfister heraus, dass deutsche Spielerinnen wesentlich haeufiger als ihre Kolleginnen aus anderen Nationen Konflikte mit ihrer Frauenrolle angeben.
Weibliches Kunstturnen -Verjuengung unvermeidlich?
Seit Nadia Comaneci 1976 als juengste Olympiasiegerin aller Zeiten in die Sportgeschichte eingegangen ist, tauchen in Sportwissenschaft und Medien vermehrt kritische Stimmen auf, die die stetige Verjuengung derAthletinnen vor allem im weiblichen Kunstturnen in Frage stellen, die auf einen Verlust von Kindheit und Jugend sowie der Gefahr von gesundheitlichen Folgeschaeden hinweisen oder schlicht das Verschwinden weiblicher Ästhetik beklagen. Mit solchen Fragen befasst sich ein Projekt, dass von Sportwissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Koeln (Dr. Joerg Thiele, Prof. Eckart Meinberg, Peter Frei) vorgestellt wurde. Das Projekt soll Aufschluss darueber geben, ob und inwieweit im weiblichen Hochleistungsturnen tatsaechlich paedagogische, psychologische und soziale Entwicklungsrisiken auszumachen sind. Wichtige Hinweise darueber erhoffen sich die Koelner Wissenschaftler vor allem von der subjektiven Perspektive und den Erlebnissen der aktiven Turnerinnen, die neben den Einschaetzungen von TrainerInnen, Eltern und Ärzten in den Blickpunkt ruecken. Bis zum Abschluss des Projektes im Oktober 1998 sollen aus den Ergebnissen sportpaedagogische Konsequenzen abgeleitet werden, die auf die Vereinsarbeit im Kunstturnen und insbesondere auf das Hochleistungsturnen rueckwirken soll.
Criteria of this press release:
Social studies, Sport science
transregional, national
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German
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