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09/23/2001 16:00

Kompetenznetz Rheuma: Die sechs Gründungszentren stellen sich vor

Dr. Julia Rautenstrauch Geschäftsstelle der DGRh
Kompetenznetz Rheuma in der Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

    Im März 2000 nahm das Kompetenznetz Rheuma seine Arbeit auf. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für maximal 5 Jahre mit jährlich bis zu 5 Mio. DM unterstützt. Ziel ist die enge Verzahnung aller Ebenen der Rheumatologie - von der Grundlagenforschung bis zum niedergelassenen Arzt - um den Weg neuer Forschungsergebnisse von der Laborbank bis zum Patienten zu verkürzen.
    Ins Leben gerufen wurde das Kompetenznetz Rheuma von den sechs rheumatologischen Universitätskliniken in Berlin, Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Hannover und Lübeck/Bad Bramstedt. In lockerer Folge möchten wir Ihnen jedes einzelne dieser Zentren und seine Aufgaben innerhalb des Netzwerks vorstellen. Im Folgenden präsentieren wir das Kompetenzzentrum Lübeck/Bad Bramstedt.

    Lübeck/Bad Bramstedt: Vom Gesundbrunnen zur Spitzenmedizin

    Vor 70 Jahren wurde die Rheumaheilstätte Bad Bramstedt eröffnet. Der Ort verband die Heilkraft eines im 17. Jahrhundert entdeckten "Gesundbrunnens" mit der des natürlichen Moores. Nach dem Krieg entwickelte sich Bad Bramstedt rasch zur größten Rheumaklinik der Bundesrepublik und bot seit Anfang der 80er Jahre alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zur Versorgung Rheumakranker unter einem Dach.

    1989 erhielt die Rheumatologie in Schleswig-Holstein erstmals eine universitäre Verankerung. Für den neu etablierten Lehrstuhl für Rheumatologie wurde die Poliklinik für Rheumatologie des Universitätsklinikums Lübeck mit der Medizinischen Abteilung der Rheumaklinik Bad Bramstedt (104 der insgesamt 600 Klinikbetten) zu einer funktionellen Einheit verschmolzen. Die gemeinsame Leitung übernahm Prof. Dr. Wolfgang Ludwig Gross.

    Prof. Gross ist ein ausgewiesener Experte für entzündliche rheumatische Systemerkrankungen, die Blutgefäße und z. T. auch innere Organe befallen (sog. Vaskulitiden, z. B. Wegenersche Granulomatose oder Polyarteriitis nodosa). Diese Erkrankungen sind schwerwiegend, aber relativ selten (ca. 200 pro 1 Million Einwohner), so dass vielerorts adäquate Versorgungseinrichtungen für die Patienten fehlen. Prof. Gross ist es gelungen, das Zentrum Lübeck/Bad Bramstedt innerhalb kurzer Zeit zu einer überregionalen Anlaufstelle für Vaskulitispatienten auszubauen. Heute leiden fast die Hälfte der ca. 2500 Patienten, die jährlich stationär in Bad Bramstedt versorgt werden, an solchen Erkrankungen der Blutgefäße. Die zugehörigen Ambulanzen in Lübeck und Bad Bramstedt leisten in Kooperation mit den niedergelassenen Kollegen die ambulante Vor- und Nachbehandlung.

    Seit 1992 ist das Zentrum Lübeck/Bad Bramstedt mit der Klinik für Orthopädie und dem Institut für Sozialmedizin der Universität Lübeck zum Regionalen Rheumazentrum Lübeck/Bad Bramstedt verbunden, aus dem 1993 das Vaskulitiszentrum hervorging. Beide Einrichtungen basieren auf einer Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Gesundheit, das damit die Versorgung chronisch Kranker verbessern wollte. Heute ist Lübeck/Bad Bramstedt das deutsche Vaskulitiszentrum schlechthin. In einem europaweit einzigartigen Vaskulitis-Register werden seit 1998 alle neu erkrankten Patienten in Schleswig-Holstein und einer vergleichbaren süddeutschen Region (Freiburg/Hochschwarzwald/Breisgau) erfasst. Das Register liefert erstmals zuverlässige Daten zu Häufigkeit und Verteilung dieser seltenen Erkrankungen. Es wird die Ursachenforschung erleichtern und die Patientenversorgung und ärztliche Fortbildung in einem bisher vernachlässigten Bereich der Medizin beflügeln. Im vergangenen Jahr erhielt das Zentrum Lübeck/Bad Bramstedt für die Einrichtung des Registers den Paul Börner Preis der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift".

    Das deutsche Vaskulitiszentrum

    Aufgrund seiner besonderen Erfahrung bringt das Kompetenzzentrum Lübeck/Bad Bramstedt vier Forschungsprojekte zu entzündlichen Erkrankungen der Blutgefäße in das Kompetenznetz Rheuma ein. Das Spektrum reicht von der Grundlagenforschung bis zu sozialmedizinischen Fragestellungen.

    - Studie 1 (Projektleiter: Dr. Hendrik Schultz) untersucht natürliche Abwehrmechanismen des Körpers, insbesondere einen Eiweißstoff, den weiße Blutzellen gegen Bakterien einsetzen (sog. Bactericidal/Permeability Increasing Protein: BPI). Möglicherweise sind diese Abwehrmechanismen bei Vaskulitispatienten geschwächt. Dies könnte die häufigen bakteriellen Infekte der Patienten erklären, die bei Beginn der Erkrankung und bei Rückfällen zu beobachten sind. An Gewebeproben von Patienten untersucht Dr. Schultz, ob die Abwehrproteine gegen Bakterien etwa vermindert hergestellt oder durch Autoantikörper neutralisiert werden. Möglicherweise ergeben sich daraus neue Therapieansätze, z. B. die Substitution der fehlenden Abwehrstoffe bei nachgewiesenem Mangel.

    - Studie 2 (Projektleiterin: Dr. Elena Csernok) wird die diagnostischen Tests zum Nachweis bestimmter Autoantikörper gegen weiße Blutzellen (sog. ANCA: Anti-Neutrophilen Cytoplasma Antikörper), die bei Vaskulitiden eine entscheidene Rolle spielen, optimieren und standardisieren. Durch vergleichende Untersuchungen werden unter den verfügbaren Nachweismethoden die besten identifiziert und nach Standardisierung an andere Zentren weitergegeben. So soll sichergestellt werden, dass die Diagnostik dieser seltenen Erkrankungen überall in Deutschland zuverlässige und vergleichbare Ergebnisse liefert. Das Labor von Prof. Gross und Dr. Csernok zählt zu den weltweit wichtigsten ANCA-Referenzlabors. Darüber hinaus untersucht Frau Dr. Csernok die Bedeutung von Autoantikörpern, die sich gegen körpereigene Bakterien-Abwehrstoffe (BPI) richten.

    - Studie 3 (Projektleiterin: Dr. Eva Reinhold-Keller) ist eine Therapiestudie bei einer wichtigen Erkrankung aus der Gruppe der Vaskulitiden, der Wegenerschen Granulomatose. Diese Erkrankung führte früher rasch zum Tode und kann heute bei bis zu 90 % der Betroffenen unter Kontrolle gehalten werden. Dazu sind allerdings hochwirksame Medikamente (Cyclophosphamid plus Prednison, sog. FAUCI-Schema) erforderlich, die ihrerseits schwere Nebenwirkungen verursachen können. Um die Komplikationen so gering wie möglich zu halten, gibt man diese Medikamente nur so kurz wie möglich, bis der Patient die akute Krise überwunden hat. Danach wechselt man auf weniger toxische Substanzen, um den Therapieerfolg aufrecht zu erhalten, denn eine Heilung ist bis heute nicht möglich. Neben dem bewährten Medikament Methotrexat scheint dafür auch das neue Mittel Leflunomid geeignet zu sein, das möglicherweise sogar gewisse Vorteile bietet. Die Studie wird beide Strategien an insgesamt 120 Patienten miteinander vergleichen.

    - Studie 4 (Projektleiterin: Dr. Karen Herlyn) erarbeitet eine strukturierte Patientenschulung für Vaskulitis-Patienten. Man weiß aus anderen Bereichen der Rheumatologie, dass solche Schulungen Selbsteinschätzung und Krankheitsbewältigung der Betroffenen erheblich verbessern. Die Patientenschulung wird in fünf Abschnitte zu Bereichen wie Krankheitswissen, Selbsthilfe, Krisenbewältigung, medikamentöse und physikalische Therapie, Nebenwirkungen und Erkennen von Rückfällen gegliedert und in ihrem Nutzen sorgfältig evaluiert werden (vorher/hinterher sowie vergleichende Untersuchungen von Patienten mit und ohne Schulung). Darüber hinaus entwickelt Frau Dr. Herlyn eine einheitliche Dokumentation für Vaskulitispatienten, die später auch bundesweit übernommen werden soll und Aussagen zu Häufigkeiten, Prognose und Langzeitverlauf ermöglichen wird.

    Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an:

    Dr. Julia Holle
    - Koordinatorin Kompetenzzentrum Lübeck/Bad Bramstedt -
    Poliklinik für Rheumatologie der Med. Universität zu Lübeck/
    Rheumaklinik Bad Bramstedt GmbH
    Oskar-Alexander-Str. 26
    24576 Bad Bramstedt
    Tel: 04192-90-2732
    Fax: 04192-90-2385
    e-Mail: j.holle@rheuma-zentrum.de


    More information:

    http://www.rheumanet.org


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    Prof. Dr. Wolfgang L. Gross
    Prof. Dr. Wolfgang L. Gross

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    Rheumatologenteam Lübeck/Bad Bramstedt
    Rheumatologenteam Lübeck/Bad Bramstedt

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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Personnel announcements, Research projects
    German


     

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