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09/24/2001 16:45

Der "Preuße" am Institut für Erdöl- und Erdgastechnik - Prof. Dr.-Ing. Ghofrani

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Am 20. September verabschiedete das Institut für Erdöl- und Erdgastechnik im Rahmen des "Spülung- und Zementkolloquium ITE" Professor Dr.-Ing. Reza Ghofrani. Die Laudatio hielt Professor Dr.-Ing. (em.) Claus Marx, aus welcher hier in Ausschnitten zitiert sei.

    "Reza Ghofrani hat während seines über 25 jährigen Wirkens am ITE bedeutende Leistungen vollbracht und wurde mitunter respektvoll als der "Preuße" am Institut bezeichnet. Wegen seiner Geradlinigkeit und besonders korrekten Arbeitsweise. Er war nicht bereit aus Gefälligkeit, Nachsicht zu üben. Auch die anderen Tugenden, die man allgemein einem Preußen zuschreibt, waren ihm nicht nur eigen, sondern er lebte sie: Zuverlässigkeit, Loyalität, Fleiß, Gründlichkeit in seinen Arbeiten und bei der Durchsicht der Arbeiten anderer, insbesondere der Studenten. Ferner waren seine Haltung und Disziplin charakteristisch.

    Reza Ghofrani hat schwere Schicksalsschläge hinnehmen müssen und so wurde sein beruflicher Werdegang im 5. Berufsjahr jäh unterbrochen. Er verlor die berufliche Position und die Heimat, da er sich nicht mit den veränderten Verhältnissen in seiner Heimat arrangieren konnte und wollte.

    Reza Ghofrani ist in Teheran geboren. Dort ist er zur Schule gegangen und hat nach dem Abitur das Studium der Medizin begonnen. Das nachhaltige Erlebnis der All-tagswirklichkeit eines Arztes im Iran, wie es von einem nahen Verwandten praktiziert wurde, hat dann zu den Zweifeln geführt, ob er zu gleicher andauernder Opferbereitschaft befähigt sei: einsatzbereit zu sein, wo und wann auch immer er gerufen wird, tags oder nachts, und unabhängig vom Anlaß. Eine Festlegung auf Sprechstunden kam für ihn nicht in Frage. Er brach konsequent das Studium ab und ging zunächst zum Sprachstudium nach Deutschland.

    1961 nahm er das Bergbaustudium an der Bergakademie Clausthal auf. Als ein Jahr später der Vater starb, änderte sich das Leben von Reza Ghofrani von Grund auf. Er verlor sein Elternhaus in Teheran, aber er gewann die Lebensgefährtin für die eigene Familie. Seine Frau Farah ergänzt seine ruhige und besonnene Lebensart durch Frohsinn, Optimismus und ständige Lebendigkeit. Das junge Ehepaar Ghofrani nahm für viele Jahre die Mutter und Schwester von Herrn Ghofrani zu sich nach Clausthal-Zellerfeld. Sie teilten das Studentenleben von Reza Ghofrani, und Farah wurde die vorbildliche Mutter der beiden Söhne, die noch vor Abschluß des Vorexamens geboren wurden."

    Nach dem Abschluß des Diploms wurde ihm aufgrund seiner hervorragenden Studienleistungen an dem Institut für Tiefbohrkunde und Erdölgewinnung eine Doktorarbeit angeboten.

    "Reza Ghofrani sagte zu. Neben den vielen Arbeiten, zu denen man am Institut herangezogen wird, konzentrierte sich das Promotionsthema auf die Verbesserung der Ringraumzementation durch Abtrag des Filterkuchens im Trägerbreich durch die Waschflüssigkeiten und die Verpumpungstechnik. Eine große Zirkulationsanlage wurde in Edelstahl ausgeführt und hat ein Vermögen gekostet, dass aber bei DFG - Projekten nicht bereit gestellt wurde. Es mußte wieder einmal gezaubert werden. Die Promotion schloß mit der mündlichen Prüfung am 18.04.1975 ab. Die Benotung lautete "Sehr gut".

    Reza Ghofrani hatte damit sein Meisterstück abgeliefert und verfolgte nun als Ziel die Hochschullehrerlaufbahn an der Technischen Universität Teheran (Teheraner Polytechnik). Noch im selben Jahr wurde er als ordentlicher Professor für Bergbau und Erdölwesen berufen."

    Zusätzlich wurde ihm die Leitung einer eigenständigen Hochschule in Teheran für Bauwesen und Architektur übertragen.

    "Er sollte diese Hochschule neu strukturieren und eine straffe Führungshierachie schaffen. Wieder waren seine preußischen Tugenden gefragt und zäher Arbeitseinsatz, oft wurden über 12 Stunden pro Tag verfahren. Nach 1 œ Jahren war es geschafft und der Rektor Ghofrani stellte den Antrag, wieder als Professor an seine Hochschule zurückkehren zu dürfen. Dieses wurde ihm gewährt.

    Auch die Khomeni - Regierung fand es außerordentlich ungewöhnlich, daß ein Rektor zurücktritt, um als Professor zu arbeiten und gewährte ihm gern ein Jahr leave of absence, damit er seine Fachkenntnisse, wie beantragt aktualisieren konnte. So kam er 1979 nach Clausthal an sein altes Institut.

    Die Hoffnung, daß sich die politischen Verhältnisse in der Heimat bald wieder ändern bzw. normalisieren würden, erfüllte sich nicht, und er mußte sich völlig neu orientie-ren. Dieser Teil seines beruflichen Lebens, immerhin mehr als 20 Jahre, ist den Anwesenden weitgehend bekannt. Er hat das Gebiet Spülung und Zemente aktiv betrieben und neue Forschungsakzente gesetzt. Davon künden seine Arbeiten:
    52 Vorträge
    28 Aufsätze
    11 Forschungsberichte und / oder Buchbeiträge.
    Insgesamt 18 Doktorarbeiten wurden von ihm betreut."

    Beide Söhne studierten Medizin und leisten auf ihren Gebieten Herausragendes. Das Ehepaar Ghofrani baute nach der Einbürgerung 1994 vor den Toren Goslars.

    "Reza Ghofrani hat sich im Umgang mit dem PC kundig gemacht und das Haus virtuell vorgeplant und gestaltet. Die Bauleitung erledigte Farah Ghofrani souverän. Das Haus Ghofrani ist bestellt und bietet dem pensionierten Professor eine ideale Wirkungsmöglichkeit. Auf diesem Wege wünsche ich der Familie Ghofrani ein herzliches Glückauf", sagte Professor Marx.


    Images

    Bei der Verabschiedung im Rektorat: Dr. Peter Kickartz, Kanzler, Dr. mont. Günter Pusch, ITE, Prof. Dr.-Ing. Reza Ghofrani, ITE, Prof. Dr. Ernst Schaumann, Rektor, Prof. Dr.-Ing. (em.) Claus Marx, ITE.
    Bei der Verabschiedung im Rektorat: Dr. Peter Kickartz, Kanzler, Dr. mont. Günter Pusch, ITE, Prof. ...

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    Electrical engineering, Energy
    transregional, national
    Personnel announcements
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