idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/13/2010 21:00

Wie Hefen haften

Johannes Scholten Pressestelle
Philipps-Universität Marburg

    Biologen und Chemiker aus Marburg und Bayreuth haben herausgefunden, wie es bei Hefe zur Flockenbildung kommt, die beim Bierbrauen wichtig ist – und wie diese sich verbessern lässt. Hefezellen heften sich mittels bestimmter Proteine aneinander, deren Bindungspartner weiter verbreitet sind als sie selbst; deswegen werden auch Zellen ohne derartige Proteine gebunden, schreiben die Wissenschaftler in der Online-Ausgabe des US-amerikanischen Forschungsmagazins "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS), die heute erscheint (13. Dezember 2010).

    Wenn Hefezellen sich zusammenlagern, entstehen Flocken oder Filme. Dafür sorgen spezielle Proteine auf der Zelloberfläche, so genannte Flokkuline, die an Oberflächenmoleküle anderer Zellen koppeln. "Trotz der Bedeutung für Industrie und theoretische Biologie blieb bislang ungeklärt, auf welche Weise Flokkuline die Hefeoberfläche erkennen und welche Struktur die Bindungspartner haben ", erklären die Autoren um Professor Dr. Hans-Ulrich Mösch und Professor Dr. Lars-Oliver Essen von der Philipps-Universität. Sie untersuchten einen Abschnitt des Proteins Flo5, nämlich die A-Domäne (Flo5A), die für die Anheftung verantwortlich ist.

    Die Wissenschaftler bauten die A-Domäne von Flo5 in Flokkuline anderen Typs ein, die sie anschließend in Hefezellen einschleusten. Das reichte aus, um nicht-flockende Hefen zur Flockenbildung zu bewegen.

    Als Bindungspartner von Flo5 identifizierten die Forscher eine ganz bestimmte Zuckerverbindung, die ebenfalls auf der Zelloberfläche verankert ist und aus mehreren Mannoseeinheiten besteht. Dabei handelt es sich um ein weit verbreitetes Oberflächenmolekül, das nicht nur bei Flo5-haltigen Hefestämmen vorkommt. Flo5-Zellen heften sich daher nicht nur an ihresgleichen; vielmehr binden sie auch andere Hefen, sofern diese Mannose tragen. Die Flo5-freien Zellen lagern sich an der Peripherie der Hefeflocken an, wodurch sie die weiter innen befindlichen schützen.

    Die Erkenntnisse der Forscher haben auch praktische Konsequenzen für die Bierherstellung. Die Industrie verwendet hierfür moderne Hefestämme, deren Anheftungsproteine keine Vorliebe für bestimmte Zuckerarten aufweisen. Zugleich ist die Flockenbildung solcher Industriestämme weniger effizient. Sie lässt sich verbessern, indem man diese mit FloA5 ausstattet.

    Die Marburger Wissenschaftler haben für ihre aktuelle Forschungsarbeit finanzielle Fördermittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des „LOEWE“-Zentrums für Synthetische Mikrobiologie an der Philipps-Universität erhalten.
    Originalveröffentlichung: Maik Veelders, Stefan Brückner & al.: Structural

    basis of flocculin-mediated social behaviour in yeast, PNAS Online-Ausgabe 13. Dez. 2010, doi: 10.1073/pnas.1013210108

    Weitere Informationen:
    Ansprechpartner:
    Professor Dr. Hans-Ulrich Mösch,
    Fachgebiet Genetik
    Tel.: 06421 28-23013, -23014
    E-Mail: moesch@staff.uni-marburg.de

    Professor Dr. Lars-Oliver Essen,
    Fachgebiet Biochemie
    Tel.: 06421 28-22032
    E-Mail: essen@chemie.uni-marburg.de


    Images

    Modell der A-Domäne des Flokkulins Flo5. Sie enthält eine bislang unbekannte Struktur, die Calcium bindet; diese ist offenbar sowohl bei Mikroorganismen als auch bei Lebewesen mit kernhaltigen Zellen weit verbreitet. Die Flockung unterbleibt vollständig bei mutierten Flo5-Zellen, deren Struktur an dieser Stelle abgewandelt ist.
    Modell der A-Domäne des Flokkulins Flo5. Sie enthält eine bislang unbekannte Struktur, die Calcium b ...
    (Abbildung: AG Essen)
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).