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Wissenschaft
Bochum, 03.11.1997 Nr. 209
Lottenbach wird renaturiert Schüler und Wissenschaftler befreien Fluß RUB-Geographen entdeckten ursprünglichen Lauf
Rund 100 Bochumer Schülerinnen und Schüler wollen den zur Zeit in eine Betonwanne gezwängten Lottenbach befreien. Unter Anleitung des Tiefbauamtes, der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet und von Mitarbeitern des Bereichs Physikalische Geographie der RUB (Leiter: Prof. Dr. Harald Zepp, Geographisches Institut) soll das ursprüngliche Bachbett wiederhergestellt werden. Die einmalige Naturschutzaktion beginnt am Freitag, 7. November 1997, um 11.30 Uhr, am Parkplatz des Bochumer Golf-Hotels (Im Lottental, Ecke Grimbergstraße). Die Medien sind herzlich eingeladen.
Betonrinne zerteilt das Tal
Das Lottental im Bochumer Süden gehört zu den landschaftlich schönsten Teilen der Stadt: Grüne Wiesen mit grasenden Kühen wechseln sich ab mit malerischen Wäldchen und traditionsreichen Bauernhöfen. Allein der Lottenbach selbst ist alles andere als schön anzusehen. Statt eines gewunden dahinplätschernden Wiesenbachs durchschneidet eine nackte Betonrinne schnurgerade das Tal. Wasserbauer hatten den Lottenbach in den siebziger Jahren in Beton gefaßt, um den seinerzeit drängenden Problemen Herr zu werden: Bei Regen wurde Wasser aus den Kanälen umliegender Siedlungen in den Lottenbach geleitet. Die dadurch entstehenden Hochwasserwellen hatten immer wieder zu Schäden im Tal geführt. Die Betonrinne konnte Abhilfe schaffen.
Spaten statt Bagger
Eine Sanierung des Kanalsystems hat diese Probleme mittlerweile beseitigt. Nur der Lottenbach fließt weiterhin in seinem Betonkorsett. Seine Renaturierung scheiterte bislang am fehlenden Geld. Allerdings kann man nun dieses Problem auf unkonventionelle Weise lösen. Nachdem Mitarbeiter der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet und des Bereichs Physikalische Geographie (Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum) notwendige Vorarbeiten geleistet haben, greifen am 7. und 8. November 1997 rund 100 Bochumer Schülerinnen und Schüler (der Gymnasien Schillerschule und Graf-Engelbert-Schule) zu Spaten, Schaufel und Hacke. Sie werden den Lottenbach - ohne Bagger und Planierraupen - in ein naturnahes Bett umgraben.
Bachlauf des 19. Jahrhunderts
Dieses naturnahe Bett entdeckten Wissenschaftler der Ruhr-Uni. Das Geographische Institut der RUB wurde bereits Anfang des Jahres vom Tiefbauamt um eine wissenschaftlich fundierte Beteiligung an der Renaturierung gebeten. Die zentrale Frage lautete, wie der Bachlauf vor der Fassung in Beton aussah. Hierzu nahmen RUB-Geographen eine zentimetergenaue Höhenvermessung der südlich an die Betonrinne grenzenden Wiese vor. Nach Auswertung der Daten und Konstruktion einer detaillierten topographischen Karte war es möglich, eine Tiefenlinie nachzuzeichnen, die den alten Bachlauf widerzuspiegeln schien. Bestätigt wurde dies durch die Auswertung alter Katasteraufnahmen, die einen ähnlichen Bachlauf für Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen. Somit kann der neue Bachlauf in Anlehnung an die gefundene Tiefenlinie konstruiert werden.
Monitoring geplant
Zukünftig möchten die RUB-Geographen ein Monitoring des renaturierten Baches durchführen. Dieses soll Aufschluß über die Selbstentwicklung des Baches, Erosions- und Sedimentationserscheinungen und die Zusammenhänge zwischen der Morphologie des Baches und seiner fluvialen Dynamik liefern.
Weitere Informationen
Geographisches Institut der Ruhr-Universität Bochum, Dipl.-Geogr. Stefan Harnischmacher, 44780 Bochum, Tel.: 0234/700-3317, Fax: 0234/7094-469.
Criteria of this press release:
Geosciences
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