idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Die International Mathematical Union (IMU) eröffnet am 1. Februar ihr Ständiges Sekretariat am Weierstraß-Institut in Berlin. Die feierliche Eröffnung nimmt die IMU-Präsidentin Prof. Ingrid Daubechies von der Duke University (USA) gemeinsam mit Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, und dem Berliner Wissenschaftssenator Prof. Jürgen Zöllner vor.
Erstmals in ihrer rund 100-jährigen Geschichte richtet die IMU ein ständiges Sekretariat ein. Berlin setzte sich als Standort in einem mehrstufigen Auswahlverfahren gegen Bewerbungen u. a. aus Toronto und Rio de Janeiro durch. Dies beschloss die Mitgliederversammlung der IMU anlässlich des Welt-Mathematikerkongresses im August 2010 in Indien.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Berliner Senat fördern das Büro mit einer halben Million Euro jährlich. Das Büro wird Sitz des IMU-Generalsekretärs – derzeit Prof. Martin Grötschel, TU und Zuse-Institut (ZIB) Berlin. Geleitet wird es vom stellvertretenden Direktor des Weierstraß-Instituts (WIAS) Prof. Alexander Mielke.
Berlin hat sich mit den mathematischen Fakultäten der drei großen Berliner Universitäten sowie renommierten Forschungsinstituten wie dem WIAS und dem ZIB zu einem weltweit bedeutenden Mathematikstandort entwickelt. Die fünf Institutionen betreiben gemeinsam zwei Exzellenz-Zentren der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG): das DFG-Forschungszentrum MATHEON und die Berlin Mathematical School (BMS). In der Stadt gibt es mehr als 3000 Mathematikstudenten und rund 80 Mathematikprofessoren. Das WIAS ist ein Institut der Leibniz-Gemeinschaft, in dem etwa 120 Wissenschaftler mathematische Forschung mit Anwendungen auf komplexe Probleme in der Industrie und Wirtschaft betreiben.
Die International Mathematical Union (IMU) unterstützt die internationale Zusammenarbeit in allen Bereichen der Mathematik. Sie organisiert alle vier Jahre den Internationalen Mathematikerkongress, in dessen Rahmen sie u.a. die Fields-Medaillen verleiht. Die Fields-Medaille ist eine der höchsten mathematischen Auszeichnungen. Sie gilt als einem Nobelpreis ebenbürtig, den es für die Mathematik nicht gibt. Die IMU schafft Strukturen in Entwicklungsländern, damit möglichst viele mathematische Talente ihre Begabung entfalten können. Nicht zuletzt arbeitet die IMU an einem positiven Image der Mathematik in der Öffentlichkeit und widmet sich gleichfalls der Verbesserung des Mathematikunterrichtes an Schulen und Universitäten.
Die feierliche Eröffnung des IMU-Sekretariats findet am 1. Februar 2011 ab 15.30 Uhr im Hotel Hilton am Gendarmenmarkt (gegenüber dem neuen Büro) statt. Pressevertreter sind herzlich eingeladen.
Anmeldung bitte unter torsten.koehler@wias-berlin.de .
Die Präsidentin der IMU, Prof. Daubechies, Generalsekretär Prof. Grötschel sowie WIAS-Direktor Prof. Sprekels und weitere Repräsentanten stehen nach Absprache gern zu Interviews bereit.
---
Hintergrundinformation
Prof. Ingrid Daubechies: „Kinder tüfteln gern”
Die gebürtige Belgierin ist die erste Frau im Präsidentenamt der IMU, das sie seit Januar 2011 innehat. Ebenfalls seit Januar 2011 ist sie Professorin an der Duke University in Durham, North Carolina. Zuvor leitete sie den Fachbereich Mathematik an der Princeton University (USA), wo sie die erste ordentliche Professorin im Fach Mathematik war. Die nach ihr benannten Daubechies-Wavelets finden breite Anwendung in der Signalverarbeitung, insbesondere in der Signalkompression, und werden beispielsweise vom JPEG 2000-Standard für die Bildkompression eingesetzt. Daubechies ist Mitglied der National Academy of Sciences der USA und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Pioneer Prize des International Council for Industrial and Applied Mathematics (ICIAM), für ihre Pionierleistungen auf dem Gebiet der Angewandten Mathematik. Ingrid Daubechies ist mit dem Mathematiker Robert Calderbank verheiratet, sie haben zwei Kinder.
Nach ihrer Wahl zur IMU-Präsidentin im August 2010 sprach sie in einem Interview darüber, wie die Mathematik attraktiver für den wissenschaftlichen Nachwuchs und hierbei insbesondere für Frauen werden kann:
„Die Art des logischen Denkens, die die Grundlage der Mathematik bildet, ist universell, und die meisten Menschen haben Spaß daran. Das ist wie im Sport: Nur wenige Menschen bringen Spitzenleistungen auf olympischem Niveau, aber dennoch treiben die meisten Menschen gern Sport. Ganz ähnlich ist es mit der Mathematik: Die meisten Leute haben Spaß an mathematischem Denksport, obwohl die höhere Mathematik nur wenigen Menschen zugänglich ist. Wir sollten Kindern nahebringen, dass Mathematik nicht nur aus Formeln besteht, auf die sie in der Schule oft reduziert wird.
Dass es relativ wenige Frauen in der Mathematik gibt, ist ein kulturelles Phänomen. Wenn das Muster einmal durchbrochen ist, wird das Gebiet mehr Frauen anziehen, die dann wiederum als Rollenmodelle für die nächste Generation dienen.“
( Vollständiges Interview: http://timesofindia.indiatimes.com/rssfeeds/articleshow/6427635.cms )
Über ihren eigenen Weg zur Mathematik berichtet sie folgendes:
„Ich war immer daran interessiert, wie Dinge funktionieren und wie man Dinge herstellt. Zum Beispiel beschäftige ich mich seit meiner Kindheit gern mit Weben und Töpfern. Aber ich war ebenso daran interessiert, wie Maschinen funktionieren, oder warum bestimmte mathematische Aussagen wahr sind – wie die Tatsache, dass eine Zahl durch neun teilbar ist, wenn ihre Quersumme durch neun teilbar ist. …
Als ich acht oder neun Jahre alt war, habe ich beim Spielen mit meinen Puppen am liebsten Kleidung für sie genäht. Ich habe Schnittmuster ausprobiert, die ihnen gut passten. Dabei war ich fasziniert davon, dass ich flache Stoffstücke zusammennähte und dabei etwas herauskam, was keineswegs flach war, sondern sich gekrümmten Oberflächen anpasste. Damals habe ich auch, wenn ich nicht einschlafen konnte, die Potenzen von zwei im Kopf berechnet: 1, 2, 4, 8, 16, … (jedes Mal mit zwei multiplizieren). Die Zahlen wurden sehr schnell sehr groß, aber ich hielt immer ziemlich lange durch. Ich fand es wieder faszinierend, wie schnell diese Zahlen wuchsen. Jahre später, als ich meinen Mann kennenlernte, war ich überrascht, dass er das als Kind auch gemacht hatte.“
( http://www.math.princeton.edu/~ingrid/personalbio.html )
Mehr zu Ingrid Daubechies und ihrer wissenschaftlichen Arbeit: „Wave of the Future” im Discover Magazine http://discovermagazine.com/1995/may/waveofthefuture505
---
Kontakt
Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS)
Dr. Torsten Köhler
Mohrenstr. 39
10117 Berlin
Tel. 030 20372-582
Fax 030 2044975
e-Mail: torsten.koehler@wias-berlin.de
http://www.wias-berlin.de - Website des Weierstraß-Instituts
http://www.wias-berlin.de/imu-office/
http://www.fv-berlin.de/pm_archiv/2010/39-mathewelthauptstadt.html - Pressemitteilung zur Vergabeentscheidung der IMU vom August 2010
http://www.mathunion.org/ - Website der IMU
Criteria of this press release:
Journalists
Mathematics
transregional, national
Press events
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).