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11/06/2001 16:00

Der Traum vom schönen Leben

Dr. Marc Dressler Presse, Kommunikation und Marketing
Fachhochschule Aalen

    Eine dichte, philosophische Atmosphäre verbreitete sich in der Aula der Fachhochschule Aalen, als Wilhelm Schmid seine Überlegungen zum Traum vom schönen Leben vortrug. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte das Publikum den Ausführungen des Berliner Philosophen zur Lebenskunst. Geduldig ließ es sich darin unterweisen, dass eben diese Lebenskunst darin bestehe, das eigene Leben als das Seinige zu begreifen, ihm eine Gestalt zu geben und es sozusagen in Form zu bringen. Die Lebenskunst setze die Gedanken der Aufklärung fort, die den Menschen allein von formenden Einflüssen befreit habe. Jetzt, wo diese religiösen und ideologischen Einflüsse weitgehend in ihre Grenzen gewiesen seien, liege es an jedem selbst, dem Leben seinen Stempel aufzudrücken. Schließlich gebe es ja keine Pflicht, "jemanden darauf hinzuweisen, dass das Leben sein je eigenes ist", bemerkte Schmid nicht ohne Sarkasmus gegenüber der weit verbreiteten Blindheit der Menschen zu Fragen der Lebensführung. Vielen gingen die Augen erst auf dem Totenbett auf, berichtete der Autor mehrer Bücher zur Lebenskunst, der zwei Wochen im Jahr als philosophischer Seelsorger in einem Krankenhaus tätig ist.
    Die Form, in die die Lebenskunst das Leben zu bringen trachtet, ist eine solche, die wir als schön empfinden. Das schöne Leben ist damit das Ergebnis angewandter Lebenskunst. Doch was ist das schöne Leben, woran lässt sich die Schönheit des Lebens festmachen? Wie kann ein Mensch wissen, ob er sein Leben in eine schöne Form gebracht hat? "Ein schönes Leben", erläuterte Schmid, "ist ein Leben, das wir im Verhältnis zu anderen Alternativen bejahen, das wir also bejahenswert finden." Dadurch, dass wir uns ein bestimmtes Leben als ein bejahenswertes denken, erhalte das schöne Leben neben seiner ästhetischen auch eine normative Komponente. Damit aber sei das schöne Leben immer zugleich ein moralisches, das uns an Werte bindet.
    Wesentlich für das schöne Leben sind damit die Alternativen, wie sie in verschiedenen Lebensentwürfen zum Ausdruck kommen. Indem wir uns für verschiedene Alternativen entscheiden können, erwachse zwischen den Alternativen ein Spannungsfeld. Im schönen Leben bestehe die Lebenskunst darin, zwischen den alternativen Polen bejahter Werte eine Balance zu finden. Nach den Worten Schmids ergebe sich diese Balance aus einer kontemplativen Auseinandersetzung mit den dargebotenen Werten und einem beständigen Hinterfragen der für sich selbst akzeptierten Verbindlichkeiten. Schmids Ansatz hinterlässt so ein so individualistisches wie dynamisches Wertegefüge einer Gemeinschaft, in der man sich als "kluger Egoist" zurecht finden müsse. Angesichts dieses Gefüges könne man die persönliche Verantwortung für die Bejahung gelebter Werte so wenig abstreifen wie die Verantwortung für das eigene Leben angesichts des Todes. Von dieser Verantwortung könne den Einzelnen letztlich niemand entbinden.
    Im Anschluss an Schmids Vortrag entwickelte sich eine rege Diskussion über das Streben nach der Lust bei gleichzeitiger Vermeidung des Schmerzes. In dieser finde sich beispielhaft die Polarität verschiedener Ausformungen des Lebens, die nach Schmids Worten beide ihre Berechtigung hätten. Die des Schmerzes liege beispielsweise darin, an den bevorstehenden Tod - und damit an die Verantwortung für das eigene Leben - zu erinnern. Auch die Alternative zwischen individueller Wertschöpfung und tradierten sozialen Wertesystemen, wie die der Religionen, wurde von den Teilnehmern mit Schmid diskutiert. Und auch nach der offiziellen Beendigung des Vortrages wurden die Diskussionen in kleinen Gruppen lebhaft fortgesetzt.


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    Dr. Wilhelm Schmid an der FH Aalen
    Dr. Wilhelm Schmid an der FH Aalen

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    Criteria of this press release:
    Philosophy / ethics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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