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03/16/2011 12:10

Schüler experimentieren: Bakterien werden dank Quallen-Gen zu wahren Leuchten

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Die Gentechnik ist eine der wichtigsten Technologien der Zukunft. Gentechnische Methoden sollen dabei helfen, beispielsweise bisher unheilbare Krankheiten zu besiegen. Wer selbst einmal zum Genforscher werden möchte, kann das an der Saar-Uni ausprobieren. Hier haben Schüler der Klassenstufen 8 bis 12 die Gelegenheit, im Mach-mit-Labor der Biochemie gentechnische Methoden kennenzulernen. Die jungen Wissenschaftler schleusen beispielsweise ein Gen aus einer Qualle in Bakterien ein, so dass diese leuchten. So wird ihnen das Prinzip verdeutlicht, wonach man Gene gezielt in ein Lebewesen einbringen und in diesem an- und ausschalten kann.

    Das Summen des Brutschrankes wird übertönt durch die Stimmen von rund 20 jungen Leuten, die im Labor der Fachrichtung Biochemie angeregt über Darmbakterien, Leuchtquallen und Gene diskutieren. In kleinen Gruppen scharen sie sich um Petrischalen und Pipetten, entnehmen winzige Mengen einer Bakterienlösung. Die Hälfte wird mit einer Lösung vermischt, die das Leucht-Gen einer Qualle enthält. Als so genannte Negativ-Kontrolle bleibt die andere Hälfte der Bakterien frei vom Leucht-Gen. So ist später auch klar, dass es das Quallen-Gen ist, das die Bakterien leuchten lässt. Exakt ist außerdem die Zeitspanne bemessen, in welcher die Bakterien im Laufe des Experimentes abkühlen und wieder auf Temperatur gebracht werden müssen. Halten die Schüler die Zeit fürs Abkühlen oder Aufwärmen nicht auf die Sekunde ein, scheitert der Versuch, die Bakterien in wahre Leuchten zu verwandeln. Das Gen aus der Qualle Aequorea victoria wird von den Bakterien nicht aufgenommen, die Bakterien leuchten nicht in grellem Grün.

    Daneben steht Kerstin Ewen, beobachtet die Schüler und hilft, wenn es Fragen gibt. „Viele sind Wiederholungstäter“, sagt die promovierte Wissenschaftlerin über die Schulklassen und Lehrer, die sie betreut. Sie ist, ebenso wie die Diplom-Biologen Simon Janocha und Daniela Rauf, für den reibungslosen Ablauf im Mach-mit-Labor der Biochemie verantwortlich.

    Eine solche Wiederholungstäterin ist zum Beispiel Samira Ben Salah. „Ich war schon mehrere Male hier mit meinen Schülern. Es hat sich bewährt“, sagt die Biologielehrerin am Max-Planck-Gymnasium in Saarlouis. „Hier wirkt alles so echt, und die Schüler dürfen mal richtig mitmachen“, sagt sie über die Atmosphäre im Labor der Biochemie. Schulen haben oft nicht die Möglichkeit, ihre Schüler mit professioneller Laborausstattung experimentieren zu lassen. Bereits eine einzige Standard-Pipette, mit der die Bakterienlösung in zwei Teile geteilt wird, kostet 120 Euro. Zudem sind selbst die harmlosesten gentechnischen Arbeiten nur in speziellen, für solche Arbeiten genehmigten Laborräumen erlaubt, über die Schulen normalerweise nicht verfügen. Deswegen ist das Mach-mit-Labor der Biochemie auch eine wichtige Anlaufstelle für Lehrer, um ihren Schülern einen praktischen Einblick in die Techniken der modernen Biowissenschaften zu ermöglichen und molekularbiologische Experimente unter fachkundiger Anleitung selbst durchzuführen. Doch nicht nur die Laborausstattung, sondern auch die Vorbereitung der Versuche macht das Mach-mit-Labor für die beteiligten Wissenschaftler zur aufwändigen Angelegenheit. „Für einen solchen Versuch brauchen wir vier bis fünf Stunden Vorbereitungszeit. Außerdem müssen beim Versuch immer mehrere Mitarbeiter von uns dabei sein. Wir arbeiten ja mit winzigen Volumina im Mikroliter-Bereich und diese Arbeitsweise müssen wir den Schülern wie den Lehrern ja zeigen“, sagt Rita Bernhardt, die als Professorin für Biochemie zugleich auch Initiatorin und Leiterin des Schülerlabors ist. Und sie fügt hinzu: „Leider ist es sehr schwierig, für solche gut laufenden Projekte eine Finanzierung zu bekommen. Bis 2010 bekamen wir dank dem ehemaligen Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi eine langfristige Unterstützung. Auch die Universität unterstützt uns. Dennoch sind wir auf weitere Geldgeber angewiesen, die allerdings schwer zu finden sind.“ Dennoch ist sie überzeugt, dass sich die Mühe lohnt und diese Form der Nachwuchsförderung wichtig für den Bildungs- und Forschungsstandort Saarland ist.

    Bei den Schülern kommt das Angebot auf jeden Fall gut an. „Hier bekommt man eine Ahnung, wie Genforschung in der Realität vonstatten geht“, sagt Tamara Plath. Die 18-Jährige möchte nach dem Abitur gerne Pharmazie studieren oder eine Ausbildung im biowissenschaftlichen Bereich absolvieren. Auch ihrer Mitschülerin Stella Tosi gefällt der Besuch im Biochemie-Labor. „Man sieht hier, was man mit dem Wissen anfangen kann, das man in der Schule lernt“, sagt die ebenfalls 18-Jährige.

    Zur Sieben-Labore-Tour:
    Die Sieben-Labore-Tour findet zweimal jährlich in den Herbst- und in den Osterferien statt. Die Tour soll Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 für naturwissenschaftliche Themen begeistern. Beteiligte Labore sind das NanoBioLab der Chemie, das Mach-mit-Labor der Biochemie, das Centrum für Nanoanalytik der Physik, das SinnTec-Labor der Mechatronik, das Schülerumweltlabor der Geographie, das Schülerlabor Advanced Materials (SAM) und das Schülerenergielabor (SALINE) der HTW. Die nächste Sieben-Labore-Tour findet vom 6. bis zum 8. April statt. Aus Termingründen ist das Mach-mit-Labor bei der Sieben-Labore-Tour im Frühjahr 2011 nicht dabei, steht Interessenten jedoch jederzeit offen.

    Kontakt zum Mach-mit-Labor:
    Dr. Kerstin Ewen, Tel.: (0681) 3022482, E-Mail: k.ewen@mx.uni-saarland.de

    Ein druckfähiges Foto finden Sie unter www.uni-saarland.de/pressefotos zum kostenlosen Gebrauch. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.


    More information:

    http://www.saarlab.de
    http://bernhardt.biochem.uni-sb.de/machmit/mml.html


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    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Teachers and pupils
    Biology, Chemistry
    regional
    Schools and science
    German


     

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