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Wissenschaft
Ein komplett neuer Campus, ein neues Hörsaal- und ein neues Praktikumsgebäude: So viel zusätzlichen Raum auf einen Schlag hat die Universität Würzburg in ihrer mehr als 600 Jahre alten Geschichte noch nie erhalten. Mit einem großen Festakt am Hubland hat sie das Ereignis gebührend gefeiert.
Kein Zweifel: Dieser Tag wird in der Chronik der Universität Würzburg auch in ferner Zukunft noch eine herausragende Position einnehmen. Dass die Uni ihre Fläche auf einen Schlag um 39 Hektar vergrößert, hat es zwar in ähnlicher Weise schon einmal in den 1960er-Jahren gegeben, als der Hubland-Campus in Betrieb genommen wurde. Dass Wissenschaftler und Studierende aber gleich elf neue Gebäude beziehen können – das ist seit der Erstgründung im Jahr 1402 noch nicht vorgekommen.
Alfred Forchels Rede
Kein Wunder, dass Universitätspräsident Alfred Forchel in seiner Rede während des Festakts im zentralen Hörsaalgebäude von einem „ganz herausragenden Ereignis für die Universität Würzburg“ sprach, das für die Zukunft der Uni von „riesiger Bedeutung“ sei. Schließlich erhalte die Uni mit dem neuen Campus und den zwei Neubauten 40.000 zusätzliche Quadratmeter für Forschung und Lehre.
Mit der Erweiterung auf den Hubland-Campus Nord öffnen sich der Uni zahlreiche neue Chancen: Sie kann dort in den nächsten Jahren Einrichtungen, die bisher über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, an einem Ort konzentrieren. Das Gelände bietet darüber hinaus noch reichlich Platz für die Ansiedlung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen. Außerdem kann die Uni dort ihr Angebot der Kinderbetreuung erweitern und so „die Vereinbarkeit von Studium, Forschung und Familie“ verbessern.
Forchel dankte allen Beteiligten für ihr Engagement in den vergangenen Jahren – insbesondere seinem Vorgänger im Amt des Unipräsidenten, Axel Haase: „Sie haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt.“
Wolfgang Heubischs Rede
Wenn in 20 Jahren auf diesen Tag zurückgeblickt wird, heiße es mit Sicherheit: „Die damalige Entscheidung war ein großer Wurf!“ Davon ist zumindest Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch überzeugt. Die Ausdehnung auf das ehemalige Kasernengelände sei ein „richtungsweisender Schritt“ angesichts steigender Studierendenzahlen in den kommenden Jahren.
Verständlich, dass der Wissenschaftsminister in seiner Festrede auch ein Lob an die eigene Regierung aussprach: Immerhin hat der Freistaat Bayern dafür gesorgt, dass die Universität Würzburg zur Bewältigung des doppelten Abiturjahrgangs rund 3300 zusätzliche Studienplätze inklusive 220 Stellen für zusätzliches Personal erhalten hat. Die Gesamtkosten für die beiden Neubauten, den neuen Campus und das neue Personal bezifferte Heubisch mit 60 Millionen Euro.
„Etappenziel erreicht – große Herausforderung – super gemacht – danke“: Mit diesen Worten fasste Heubisch den Tag zusammen – und deutete damit gleichzeitig an, dass der Ausbau auf dem neuen Campusgelände auch in Zukunft weitergehen kann. Einer „ausgezeichneten Zukunft“, die Würzburg Heubischs Worten nach vor sich hat.
Der Campus Nord
39 Hektar ist die Fläche groß, die der Freistaat Bayern im Jahr 2009 auf dem ehemaligen Leighton-Areal als Erweiterungsfläche für die Universität Würzburg erworben hat. Bereits im Januar 2010 haben hier die Bauarbeiten begonnen: die Erschließung und der Umbau von neun Gebäuden, darunter sieben ehemalige Wohngebäude und Teilbereiche zweier ehemaliger Schulen.
Entstanden sind dort auf einer Hauptnutzfläche von rund 10.000 Quadratmetern büroartige Institutsgebäude mit Seminarräumen und Praktikumsflächen. Einziehen werden dort Mitglieder der Fakultäten Biologie, Chemie, Physik, Mathematik, Philosophie I und II und des Zentrums für Sprachen.
Nur zwei Jahren und drei Monaten hat somit die Umwandlung der „Skyline Hill“, der ehemaligen Wohnsiedlung der US-Streitkräfte, zum Universitäts-Campus „Hubland Nord“ gedauert. Es dürfte kaum ein Konversionsprojekt in Deutschland geben, das eine ähnliche Geschwindigkeit an den Tag gelegt hat. Die Kosten für den Umbau betrugen rund 28,5 Millionen Euro. Dieser ist damit allerdings noch nicht beendet: Derzeit laufen die Planungen zur Nachnutzung weiterer Gebäude.
Das zentrale Hörsaal- und Seminargebäude
An der Schnittstelle zwischen dem Campus Hubland-Süd und dem Campus Hubland-Nord steht das neue zentrale Hörsaal- und Seminargebäude. Ab dem 2. Mai wird es fakultätsübergreifend für Vorlesungen und Seminare genutzt.
Drei Hörsäle mit insgesamt 1041 Sitzplätzen sind dort untergebracht. Darüber hinaus befinden sich in dem lichten Neubau weitere 23 Seminarräume mit noch einmal Platz für rund 1000 Studierende. Insgesamt können dort also mehr als 2000 Studierende gleichzeitig Vorlesungen und Seminare besuchen.
Das zweite Obergeschoss öffnet sich mit einer Terrasse nach Westen. Von hier aus bieten sich weite Ausblicke auf die Stadt, das Maintal und die Festung Marienberg. 3200 Quadratmeter Nutzfläche erhält die Uni hier neu; rund 16,7 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet.
Das zentrale Praktikumsgebäude
Für Studierende bietet das neue Praktikumsgebäude für die Naturwissenschaften 273 Arbeitsplätze, die auf dem neuesten Stand von Sicherheit und Technik sind. Der Neubau steht südlich vom Zentralbau Chemie auf dem alten Hubland-Campus.
Sein innovatives Grundkonzept sieht nicht nur eine fakultätsübergreifende Nutzung vor, sondern auch eine möglichst flexible Nutzbarkeit der einzelnen Laborbereiche.
Konzipiert sind die Praktikumsräume für Studierende der Biologie, Chemie und Physik. Außerdem wird in dem neuen Gebäude das physikalische Praktikum des Studiengangs Technologie der Funktionswerkstoffe absolviert. Seine Hauptnutzfläche beträgt 1740 Quadratmeter, ein transparenter Verbindungsbau schließt den Neubau an den Zentralbau Chemie an. Als Besonderheit befindet sich in der Laborlandschaft ein voll ausgestatteter barrierefreier Arbeitsplatz. Die Baukosten belaufen sich auf 11,5 Millionen Euro.
Der Grundstein für den neuen Campus wird enthüllt.
Foto: Michael Mommertz
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