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Rund 500.000 deutsche Schülerinnen und Schüler haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Gut 80 Prozent dieser Kinder und Jugendlichen mit einem Handicap oder einer Behinderung besuchen in Deutschland eine der zahlreichen Sonder- und Förderschulen. Drei Viertel, also rund 300.000 dieser jungen Menschen, haben am Ende ihrer Schulzeit keinen Hauptschul-Abschluss und finden nur schwer einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.
Nach Einschätzung von DJI-Direktor Prof. Dr. Thomas Rauschenbach richten Bildungs- und Sozialpolitik ihr Augenmerk noch zu wenig auf diese Gruppe der Förderschüler und Förderschülerinnen, die Gefahr laufe, aufgrund fehlender Abschlüsse und Ausbildung auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft ohne Perspektive zu bleiben. Denn die Mehrheit der jungen Menschen ohne Schulabschluss komme inzwischen nicht mehr aus den Hauptschulen, sondern aus den Förderschulen.
Zum einen dürfen die Förderschulen selbst in der Mehrzahl keine Hauptschulabschlüsse vergeben. Die meisten Absolventen und Absolventinnen erhalten am Ende der Schulzeit ein spezifisches Abschlusszertifikat für den jeweiligen Förderschwerpunkt. Bei über der Hälfte der Kinder ist dies mittlerweile der Förderschwerpunkt „Lernen“. Zum anderen gelingt es den Förderschulen offenbar nicht hinreichend, diese jungen Menschen mit einer Lernschwäche trotz einer günstigen Schüler-Lehrer-Relation von durchschnittlich 1:11 so zu fördern, dass sie an den Hauptschulabschluss herangeführt werden können. So ist der Weg auf die Förderschule häufig eine Einbahnstraße. Denn nur ein Bruchteil der Schülern und Schülerinnen wechselt nach einer Zeit der gezielten Förderung zurück auf die Regelschule.
Warum die intensive Förderung oftmals nicht zum gewünschten Erfolg führt, erklären viele der Lehrkräfte, die im Rahmen einer aktuellen DJI-Studie befragt wurden, damit, dass bei den Schülern und Schülerinnen mit einer Lernschwäche ein ganzes Bündel an Ursachen für den Übertritt in die Förderschule maßgeblich sei. „Neben gravierenden Leistungsrückständen, Defiziten in der Sprachentwicklung sind dies problematische Familienverhältnisse, anregungsarme Herkunftsfamilien oder schwere traumatische Erlebnisse, die bei den Kindern zu Lernbehinderungen oder -blockaden führen. Daher sei die Einbeziehung der Eltern in die Arbeit mit den Kindern von zentraler Bedeutung. Dies gelinge den Schulen aber noch zu selten – insbesondere bei Familien mit Migrationshintergrund, erklärt Irene Hofmann-Lun (DJI). Erschwerend komme hinzu, dass gerade bei diesen Familien die Sorge besonders groß sei, dass ihr Kind auf eine Schule für geistig Behinderte „abgeschoben“ würde.
Auch für die Jugendlichen selbst ist der Wechsel auf eine Förderschule zum Teil mit dem Gefühl verbunden, versagt zu haben. Einige berichten von demütigenden Stigmatisierungserfahrungen. Andere hingegen sprechen in den DJI-Interviews aber auch von einem Gefühl der Erleichterung, aus einem für sie schwierigen Lernklima in ein positiveres Lernumfeld wechseln zu können. Dies bestätigt auch eine DJI-Untersuchung der Bildungsverläufe von Stuttgarter Förderschülern und -schülerinnen. Im Vergleich zu den Jugendlichen an Hauptschulen berichten sie viel Positives: „Sie haben einen guten Kontakt zu ihren Lehrkräften, werden intensiv auf das Ende der 9. Klasse vorbereitet und haben Ansprechpartner und Ratgeber bei vielen persönlichen Fragen. Insgesamt zeigen die Jugendlichen eine hohe subjektive Zufriedenheit,“ fasst Dr. Nora Gaupp (DJI) zusammen.
Problematisch werde es laut Gaupp im Anschluss an die Schule. Ein Großteil der Jugendlichen mache eine Berufsausbildung außerhalb des klassischen dualen Systems in den sogenannten theoriereduzierten Ausbildungsberufen wie Hauswirtschaftshelfer/in, Beikoch/Beiköchin oder Fachwerker/in. Eine voll qualifizierende Berufsausbildung in anspruchsvollen Berufen sei mit einem Förderschulabschluss nur selten möglich. Deswegen entwickle sich der Übergang von der Ausbildung in die Arbeit zu einer Phase der kritischen Weichenstellung. Hier gelte es, so DJI-Direktor Rauschenbach, durch Mentorensysteme und betriebliche Patenschaften für einzelne Schulen, durch ein regionales Übergangsmanagement, das sich gezielt institutionell und persönlich um den Übergang von der Schule in die Ausbildung und den Beruf kümmert, nahtlose und individuelle Unterstützung für die Jugendlichen zu gewährleisten.
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research projects, Research results
German
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