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Fraunhofer-Presseinformation Nr. 80 vom 15. Dezember 1997
Fraunhofer geht in die Schule: Nachwuchsfoerderung fuer Techniker Immer weniger Abiturienten wollen Maschinenbau oder Elektrotechnik studieren: Seit 1990 sind die Studentenzahlen in den Ingenieurstudiengaengen um die Haelfte zurueckgegangen. Die Folge: Bereits in wenigen Jahren kann voraussichtlich der Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieuren nicht mehr gedeckt werden. Dieser Entwicklung versucht die Fraunhofer-Gesellschaft entgegenzusteuern. Zahlreiche Institute uebernehmen Schulpatenschaften, laden Schueler in ihre Labors ein oder unterstuetzen den Wettbewerb "Jugend forscht", um Schueler fuer ein technisches Studium zu begeistern.
Die Zahl der Studienanfaenger in den Ingenieurfaechern ist in den vergangenen Jahren dramatisch gesunken. Entschieden sich 1990 noch 21 Prozent der Studienanfaenger fuer eine klassische Ingenieurrichtung, waren es 1994 nur elf Prozent. Teilweise sind die Studentenzahlen sogar um 70 Prozent zurueckgegangen. Schrieben sich 1990 noch 921 Abiturienten fuer die Fachrichtung Maschinenwesen an der Technischen Universitaet Muenchen ein, waehlten 1995 nur noch 254 dieses Fach.
"Ein Grund fuer diese Entwicklung ist die schlechte Arbeitsmarktlage fuer Ingenieure in den 90er Jahren", analysiert Prof. Dr.-Ing. Hans-Juergen Warnecke, Praesident der Fraunhofer-Gesellschaft und des Vereins Deutscher Ingenieure VDI, die Situation. Hiobsbotschaften ueber die steigende Zahl arbeitsloser Ingenieure haben viele Schulabgaenger von der Wahl eines technischen Studiums abgeschreckt. Den Studenten raet der Praesident des VDI jedoch zu einem antizyklischen Denken. "Bereits in wenigen Jahren wird ein 'Ingenieurloch' erwartet", so Prof. Dr.-Ing. Warnecke.
Aber auch die Situation an den Schulen traegt dazu bei, dass sich immer weniger Schulabgaenger fuer ein technisches Studium entscheiden. In Zeiten knapper Geldmittel, fehlender Planstellen und beschnittener Lehrplaene haben die Lehrer kaum noch Moeglichkeiten, Schueler fuer technische und naturwissenschaftliche Faecher zu begeistern. "Dabei ist gerade in einem Land, das nicht von reichen Rohstoffen lebt, sondern auf die Qualifikation seiner Buerger angewiesen ist, eine technische Grundbildung unerlaesslich", betont Prof. Dr.-Ing. Warnecke. Um Jugendliche und Lehrer wieder staerker fuer Forschung und Technik zu interessieren, arbeiten zahlreiche Fraunhofer-Institute mit Schulen zusammen. Sie bieten Arbeitsgemeinschaften, Praktika oder Tage der offenen Tuer an, uebernehmen Schulpatenschaften, gestalten Unterrichtseinheiten und unterstuetzen junge Forscher bei ihrer Arbeit.
"Junge Menschen sind der wichtigste nachwachsende Rohstoff, ueber den Deutschland verfuegt", erlaeutert Prof. Dr. Peter Eyerer, Leiter des Fraunhofer-Instituts fuer Chemische Technologie ICT in Pfinztal, warum sein Institut eng mit Schulen zusammenarbeitet. Bereits vor zwei Jahren hat das ICT verschiedene Schulpatenschaften uebernommen. Seither konnten zahlreiche Haupt-, Realschueler und Gymnasiasten waehrend eines Praktikums "Laborluft" schnuppern und den Arbeitsalltag eines Wissenschaftlers hautnah miterleben. Die Forscher sind aber auch direkt in die Schulen gegangen: Sie unterrichteten die Schueler in Kernphysik und Organischer Chemie, boten Arbeitsgemeinschaften und praxisbezogene EDV-Kurse an.
Die gute Zusammenarbeit mit den Schulen will das ICT sogar noch weiter ausbauen: Zu Beginn des Schuljahrs 1997/98 wurde daher das Projekt "Theoprax" gestartet. Die Schueler erhielten die Aufgabe, ein neues Produkt zu erfinden und dieses einem Fachpublikum zu praesentieren. Ziel des Projekts war es, die Ausbildung praxisnaher zu gestalten. Die Schueler lernten im Team zu arbeiten, Konzepte zu erstellen und die Marktchancen ihres Produkts abzuschaetzen.
Auch das Fraunhofer-Institut fuer Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen hat Schulpatenschaften uebernommen. Im Dezember lud das Institut Schueler aus drei Gymnasien zu einem Besuch ein: Die Maedchen und Jungen konnten den Wissenschaftlern bei der Arbeit ueber die Schulter schauen und bekamen einen kleinen Ueberblick ueber die vielfaeltigen Aktivitaeten des Instituts. Das IIS plant aber schon weiter: Kuenftig will es auch Facharbeiten betreuen und Schulpraktika begleiten. Und wenn die Schueler Lust haben, koennen sie sogar Beitraege fuer das Fraunhofer Dataradio im digitalen Rundfunk erstellen.
Das Bremer Fraunhofer-Institut fuer Angewandte Materialforschung IFAM unterstuetzt gezielt junge Forscher. Der Schueler Hannes Schmid konnte die Laboreinrichtungen des Instituts nutzen, um Experimente fuer den Wettbewerb "Jugend forscht" durchzufuehren. Und das mit grossem Erfolg: Der engagierte Nachwuchs-Forscher gewann den Wettbewerb auf Landesebene und holte sich im Bundeswettbewerb im Fachbereich Chemie den dritten Platz.
Ein anderes Schulprojekt, mit dem Maedchen und Jungen fuer Technik und Naturwissenschaften begeistert werden sollen, ist das Vorhaben SONNEoneline des Unternehmens PreusenElektra. Dieses Schulfoerderprogramm ermoeglicht 350 Schulen in Norddeutschland, eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Gelaende zu installieren. Die Schueler koennen in der Praxis sehen, wie aus Sonnenlicht Strom gewonnen wird und wie eine Photovoltaik-Anlage funktioniert. Darueber hinaus sind die Schueler sogar direkt an einem aktuellen Forschungsprogramm beteiligt: Alle Betriebsdaten werden an das Fraunhofer-Institut fuer Solare Energiesysteme ISE in Freiburg weitergeleitet und dort ausgewertet.
Dies sind aber nur einige Beispiele fuer die enge Kooperation von Fraunhofer-Instituten mit Schulen. Neben den genannten arbeiten noch zahlreiche weitere Institute in unterschiedlicher Form mit Schulen zusammen. Auch ihr Ziel ist es, bei den Jungen und Maedchen Interesse fuer technische Faecher zu wecken und so vielleicht den Anstoss fuer ein technisches Studium zu geben. Im Land der Tueftler und Denker muessen sich die Labore und Werkstaetten der Forschung fuer die Schulen oeffnen, um dem kuenftigen Nachwuchs einen Einblick in die Faszination der Technik zu geben. Lehrer, Schueler und letztlich auch die Forscher profitieren von dieser Zusammenarbeit.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Peter Eyerer, Fraunhofer-Institut fuer Chemische Technologie ICT, Pfinztal: Telefon 07 21/46 40-0 Dipl.-Ing. Uwe Echterhoff, Fraunhofer-Institut fuer Angewandte Materialforschung IFAM, Bremen: Telefon 04 21/63 83-1 49 Dipl.-Ing. Robert Schmidt, Fraunhofer-Institut fuer Integrierte Schaltungen IIS, Erlangen: Telefon 0 91 31/7 76-3 05 Dipl.-Ing. Klaus Kiefer, Fraunhofer-Institut fuer Solare Energiesysteme ISE, Freiburg: Telefon 07 61/45 88- 2 18
Criteria of this press release:
Electrical engineering, Energy, Information technology
transregional, national
Research projects
German
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