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12/05/2001 11:55

Der Ingenieurberuf und seine Ausbildung

Dr. Marc Dressler Presse, Kommunikation und Marketing
Fachhochschule Aalen

    Ingenieure zählen heute zu den kostbarsten Berufsgruppen - sie sind selten geworden! Doch nicht allein deshalb werden Ingenieure in Industrie und Wirtschaft verzweifelt gesucht. Die große Nachfrage nach Ingenieuren hängt sehr wesentlich mit den Kenntnissen und Fertigkeiten zusammen, die sie während ihrer Ausbildung erworben haben. Vor allem ihre Vielseitigkeit ist es, die es Ingenieuren erlaubt, sich schnell in komplexe Themen einzuarbeiten, wie die Informationstechnologie, Mikrosystemtechnik oder Gentechnologie. Ihre Vielseitigkeit ist es auch, die Brücken schlägt zwischen den einzelnen Themenfeldern und so neue Apparate hervorbringt, wie den Mikrowellenherd oder das Mobiltelefon. Dank ihrer Vielseitigkeit sind Ingenieure auch im Ausland sehr gefragt. Und dank ihrer Vielseitigkeit arbeiten Ingenieure nicht nur in der Industrie, sondern beispielsweise auch in Banken oder der öffentlichen Verwaltung - als Entscheidungsträger versteht sich!

    Diese Vielseitigkeit des Ingenieurs gründet in seiner vielseitigen Ausbildung: dort werden ihm neben den naturwissenschaftlichen Grundlagen und ihren technischen Anwendungen auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen seines Berufslebens vermittelt. Von der Planung über die Entwicklung bis hin zur Fertigung ist der Ingenieur nicht nur mit den technischen Details vertraut, sondern er kennt auch die dazu gehörigen Sicherheitsbestimmungen sowie das Patent- und Normwesen. Die gefertigte Anlage weiß er zu prüfen oder zu Versuchszwecken zu verwenden, um zu neuen Forschungsergebnissen zu gelangen. Doch damit ist längst nicht Schluss: die gefertigten Apparate und Anlagen wollen auch verkauft sein. Auch das hat der Ingenieur schon bei der Planung zu berücksichtigen. Kaufmännische Kenntnisse in Marketing und Vertrieb ergänzen daher das akademische Profil eines Ingenieurs.

    Entsprechend vielseitig ist der Berufsalltag eines Ingenieurs. Immer häufiger findet er sich in zeitlich befristeten Projektteams wieder, die sich aus den unterschiedlichsten Personengruppen zusammensetzen. Gerade im Zuge einer sich verdichtenden Globalisierung muss sich der Ingenieur auch mit Teilnehmern aus anderen Kulturkreisen verständigen können. Eine solche Projektarbeit fordert dem Ingenieur einiges an Kommunikationsfähigkeit und Lernbereitschaft ab. In einem interkulturell geprägten Umfeld leistet er seine Überzeugungs- und Führungsarbeit im Team in verschiedenen Sprachen. Und das in einem Grade, dass inzwischen mancherorts nur noch 40 Prozent der Arbeitsleistung auf die klassischen Ingenieuraufgaben entfallen.

    Ingenieure besitzen die Fähigkeit, den technisch-kulturellen Wandel der Gesellschaft in einer Weise zu gestalten, dass Freiräume für wirtschaftliches Wachstum entstehen. Diese permanente durch Innovationen geleistete Gestaltung erfordert vom Ingenieur zum einen den sicheren Umgang mit Unsicherheiten während des Wandels, zum anderen die Schaffung eines innovationsfreundlichen Klimas zur Unterstützung des Wandels. Denn in der Weltwirtschaft hat das Wachstum durch Innovationen längst das Wachstum durch Produktivitätssteigerungen abgelöst. Prof. Dr. Dr. Ekbert Hering, Rektor der Fachhochschule Aalen, spricht folgerichtig von Ingenieuren als den "Motoren der Innovation". Mit dieser Ansicht steht Hering in einer Reihe mit namhaften Vertretern aus der Wirtschaft. BMW-Chef Joachim Milberg beispielsweise wies jüngst darauf hin, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie eines Landes durch die Fähigkeit bestimmt sei, die Erkenntnisse naturwissenschaftlicher und technischer Forschung in innovative Produkte umzusetzen und diese Produkte zu vermarkten. "Und dies ist die ureigenste Aufgabe von Ingenieuren", so der Topmanager aus München.

    Ob ein Ingenieur eine universitäre Ausbildung durchlaufen hat oder einen Fachhochschulabschluss aufweisen kann, wird immer unbedeutender. "Ich votiere ganz klar für die Fachhochschule", bezieht der Prorektor der FH Aalen, Prof. Dr. Heinrich Steinhart Stellung, "denn zum einen ist der wichtige Bezug zur Praxis an der FH gegeben, und zum andern ist man mit seinem Studium deutlich früher fertig. Den Feinschliff der Ingenieurtätigkeit übernimmt die Industrie." Diese weiß seit langem, was sie an der fundierten vielseitigen Ausbildung einer FH hat. "Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Absolventen der Fachhochschulen gemacht", erklärt stellvertretend der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobil-Industrie (VDA), Prof. Bernd Gottschalk, "Sie bringen ein hohes Maß an betrieblicher Orientierung, an Problembewusstsein und Problemlösungsbewusstsein mit."

    So vielseitig das Berufsleben eines Ingenieurs und seine Ausbildung sind, so vielfältig sind auch seine Ausbildungsmöglichkeiten. Diese spiegeln sich repräsentativ in den zwölf Studiengängen der FH Aalen wider, in denen man sich zum Dipl. Ing. (FH) ausbilden lassen kann. Da ist zum Beispiel der Ingenieur der Elektronik. Er befasst sich mit Fragen der Informationsverarbeitung und der Automatisierung. Je nach Neigung vertieft er seine naturwissenschaftlichen Grundlagen zur Industrieelektronik, um industrielle Prozesse zu messen, zu steuern und zu regeln, zur Technischen Informatik, um Digitalrechner mit der entsprechenden Software zu entwerfen und zu entwickeln, oder zur Medien- und Kommunikationstechnik, um die Unterhaltungselektronik und die Rechnertechnik multimedial zu verbinden. Die Entwicklung von Softwaresystemen steht im Mittelpunkt des Informatikstudiums an der FH Aalen. Hier können Schwerpunkte in der Softwaretechnik, der Medien-Informatik, der Produktions-Informatik oder der Wirtschaftsinformatik gesetzt werden.

    Zur Elektronik und Informatik kommen beim Studium der Mechatronik noch Optik und Mechanik hinzu. In diesem Studiengang werden mechanische, optische und elektrische Bauteile zu einer funktionalen Systemeinheit aus den Bereichen der Fahrzeugtechnik, der Unterhaltungselektronik, der Hausgeräte oder der Medizin miteinander verbunden. Ebenso interdisziplinär ist das Studium der Optoelektronik. Nur wird hier die Erforschung von Licht stärker gewichtet. Studiert wird in der Optoelektronik, wie mit Hilfe von Licht Informationen gespeichert, Gegenstände maschinell erfasst und mikroskopische Elemente sichtbar gemacht werden können. Die Augenoptiker wiederum interessieren sich für ein ganz besonderes Licht: das Augenlicht. Neben der physiologischen (und auch technischen) Optik werden in diesem Studiengang auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse vermittelt, um ihren Absolventen die Möglichkeit zu bieten, nicht nur an der Entwicklung und Fertigung von Sehhilfen zu arbeiten, sondern auch deren Vertrieb verantwortlich leiten zu können.

    Wer im Studiengang Allgemeiner Maschinenbau eingeschrieben ist, befasst sich mit der Konstruktion und Entwicklung von Geräten und verfahrenstechnischen Einrichtungen aller Art. Den naturwissenschaftlichen Grundlagen wird viel Platz eingeräumt und die Studierenden werden mit modernsten Arbeitsmethoden ausgestattet, um sich einen vielseitigen Einsatz im Beruf zu bewahren. Spezifischer wird der Maschinenbau beim Studium der Fertigungstechnik. Für Maschinen und Anlagen aller Art, vom Metallguss über die Robotik bis hin zur Laserbearbeitung optimiert der Diplomingenieur der Fertigungstechnik den Fertigungsprozess und sichert dessen Qualität. Die Qualitätssicherung ist freilich nicht ohne die Kenntnis von Prüftechniken und Werkstoffen möglich. Mit Werkstoffen hat auch das Studium der Oberflächentechnik zu tun. In ihm geht es darum, den Korrosions- und Verschleißerscheinungen von Bauteilen mit wissenschaftlicher Präzision auf den Grund zu gehen, um dem kostspieligen Verfall nachhaltig entgegenwirken zu können. Einen besonderen, weil leichten, elastischen und wärmedämmenden Werkstoff stellen die Kunststoffe dar. Die langkettigen Moleküle der Kunststoffe lassen sich recht leicht und kostengünstig herstellen. Auch die Rückführung von Kunststoffen in den Werkstoffkreislauf ist ein Thema im Studiengang der Kunststofftechnik.

    Auch im Studiengang Chemie beschäftigt man sich mit langkettigen Molekülen. Doch nicht nur ihre Synthese, sondern auch die Analyse von Werkstoffen aller Art kommt hier mit modernsten Geräten und neuesten Verfahren zur Anwendung. Wer in der Chemie den Schwerpunkt Biotechnologie wählt, kann neben den atomaren Bestandteilen von Werkstoffen auch die Basen einer DNA sequenzieren.

    Der Wirtschaftsingenieur schließlich weiß nicht nur, was technisch möglich ist, sondern auch, ob und wie sich ein technisches Produkt ökonomisch realisieren lässt. Entsprechend verfügt er über Kenntnisse sowohl in den ingenieurwissenschaftlichen als auch den betriebswirtschaftlichen Fächern. Diese werden im Studiengang der Internationalen Betriebswirtschaft im Marketing, Management, Controlling auf internationalem Terrain vertieft und die entsprechenden Sprachkenntnisse intensiviert. Der Studiengang Betriebswirtschaft für kleine und mittlere Unternehmen zielt auf eine ganzheitliche Zusammenschau kaufmännischer Kenntnisse, um die Übernahme einer Geschäftsleitung oder die Existenzgründung zu erleichtern.

    Die große Vielfalt an Ingenieurberufen ist eine logische Folge des ubiquitären Bedarfs an Ingenieuren - es werden doppelt so viele benötigt wie derzeit ausgebildet werden. Die große Vielseitigkeit des Ingenieurs ist sein beruflicher Trumpf - und das Diplom der Fachhochschule Aalen ein Trumpf, der sticht.


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    Ingenieurin beim Löten
    Ingenieurin beim Löten

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    Interferometer
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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Studies and teaching
    German


     

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