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Wissenschaft
Neuer Verbundwerkstoff begeistert nicht nur Tennisfans
ELBASTO-Baustoffwerk Crottendorf profitiert von Ideen Chemnitzer Forscher
CHEMNITZ. Seit mehr als 2000 Jahren gibt es Beton. Schon die alten Roemer hatten die Haltbarkeit und Formbarkeit des Baustoffes Beton erkannt und verwandten ihn in zahlreichen Abwasseranlagen und Hafenmolen. Im Jahre 1867 entdeckte der franzoesische Gaertner Joseph Monier den Stahlbeton, als er seine Blumenkuebel mit Drahtgeflecht anfertigte und mit Beton umhuellte. Aber noch immer sind nicht alle Moeglichkeiten dieses Baustoffes ausgereizt. Neu ist ein eigenschaftspraegender Verbund von Textilschnitzeln und Beton. Die urspruengliche Idee kam Forschern der Technischen Universiaet Chemnitz-Zwickau bereits vor einigen Jahren. Seit dieser Zeit wird an diesem Verfahren immer weitergearbeitet.
Mitentwickler Dr. Frank Anders von der Fakultaet fuer Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Chemnitzer Uni erklaert das Prinzip: "Zerkleinerte Textilabfaelle, die zuvor gemaess eines mehrfach patentierten Verfahrens thermo chemisch behandelt werden, binden sich sehr fest an Zement. Das Gemisch der so vorbereiteten Textilschnitzel und Beton ergibt ausgehaertet einen elastischen Verbundwerkstoff. Er ist als Schuettgut einsetzbar und kostenguenstig zu fertigen."
Seit 1992 hat die ELBASTO-Baustoffwerk GmbH Crottendorf die Produktion unter dem Handelsnamen ELBASTO aufgenommen. Deren Geschaeftsfuehrer Frieder Markert hat die ueberraschenden Werkstoffeigenschaften durch Pruefinstitute bestaetigen lassen: ELBASTO ist druckelastisch und gleichzeitig wasserdurchlaessig. Er ist aber auch bestaendig gegenueber dem Wechsel von Frost und Tauwetter. Im Labor hat der Werkstoff spielend mehr als 300 kuenstlich erzeugte Frost-Tau Wechsel ueberstanden. Damit gewinnt ELBASTO insbesondere im Strassen-, Platz- und Wegebau seine Anwendung. Der sonst aufwendige Unterbau wird minimiert. Fuer Baufachleute sind insbesondere Nichtsproedbruechigkeit, Schwingungsdaempfung sowie Schall- und Waermedaemmung von Interesse. ELBASTO hat aber noch weitere Truempfe: Er absorbiert Strahlen ebenso gut wie Explosions- und Druckwellen. ELBASTO ist auch bestaendig gegen eine Pflanzendurchwurzelung. Ausserdem ist er recycelbar. Dr. Anders gibt zu, dass sich die meisten der Eigenschaften erst nach jahrelangen Tests offenbarten.
Der Chemnitzer Forscher ist ueberhaupt ein Freund des Mottos "Entwickle erst einen Werkstoff und kuemmere Dich dann um seine Anwendung!" Erste Referenzobjekte von ELBASTO sind Fahrbahnerweiterungen und Busbuchten der Ortslage Breitenbrunn, Wald- und Wanderwege am Fichtelberg und auf der Insel Ruegen, der Zulauf zur Koberbachtalsperre bei Werdau und ein Demonstrationsfeld auf der Deponie Himmlisch-Heer bei Annaberg-Buchholz. Anfangsprobleme, zum Beispiel mit der mangelhaften Kehrmaschinenfestigkeit, sind durch Zugabe von Splitt mittlerweile auch beseitigt.
Dr. Anders und Makert freuen sich ueber eine Anwendung besonders - naemlich die auf dem Crottendorfer Tennisplatz. Obwohl beide keine Tennisspieler sind, versetzt sie das Urteil von Experten ins Staunen. Die Bewegungsablaeufe der Spieler und das Sprungverhalten der Baelle seien ploetzlich besser, als auf anderen Plaetzen. Das Geheimnis: Unter dem Schaumrasen wurde ELBASTO aufgetragen. Damit kommen fast alle Eigenschaften des "Wunderwerkstoffes" aus dem Chemnitzer Uni-Labor voll zum Tragen. Dank der Elastizitaet des Werstoffes wuerde auch der Bewegungsapperat der Spieler geschont, bestaetigen AErzte. Der Wirt des Crottendorfer "Gasthofes zur Glashuette" Matthias Oeser versichert, dass der Crottendorfer Tennisplatz zur Freude der Sportler im Fruehjahr und Herbst viel laenger bespielbar sei. "Das Regenwasser ist schneller versickert als auf herkoemmlichen Plaetzen", meint Oeser. Auch Frostprobleme kenne er nun keine mehr. Laechelnd behauptet Oeser, wenn Boris Becker und Steffi Graf erst einmal hier spielen, tritt ELBASTO den Siegesfeldzug auch auf andere Tennisplaetze an. Bei all der guten Eigenschaften ist es kein Wunder, dass ELBASTO bereits 1993 mit einem Innovationspreis des Saechsischen Wirtschaftsministeriums ausgezeichnet wurde.
Die Akademie zur Erforschung und Abwehr von Umweltschaeden und zur biologischen Regeneration e.V. (AUR) Chemnitz fuehrte im Mai eigens ein Seminar ueber ELBASTO durch. AUR-Geschaeftsfuehrer Dr. Bernd Leissring verspricht sich von ELBASTO als oekologisches Baumaterial viel und sucht deshalb wie auch Firmenchef Makert die weitere Forschungskooperation mit der Chemnitzer Uni.
Dr. Anders versucht gegenwaertig die Textilien durch Leder zu ersetzen. Doch hier sind die Probleme viel groesser, erklaert der Wissenschaftler. Leder benoetigt auf Grund seiner Struktur und Inhaltsstoffe eine andere Behandlung als Textilien, damit es mit Zement vermischt und dann als Baustoff verwendet werden kann. Bleibt abzuwarten, welche neuen Werkstoffe bald aus den Forschungslabors der Chemnitzer Uni den Weg in die Industrie finden.
Weitere Informationen erteilt Dr. Frank Anders, Tel. 0371/531-6224.
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Construction / architecture, Environment / ecology, Materials sciences, Oceanology / climate
transregional, national
Research projects
German
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