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Wissenschaft
Bochum, 23.01.1998 Nr. 18
Bochumer Schnecken vermehren sich im All RUB-Endokrinologen mit Mini-Ökosystem im Weltraum Im Space Shuttle: Wechselspiel zwischen Pflanzen und Tieren
Auf der heute Nacht (Freitag, 23.01.1998, ca. 4 Uhr) von der NASA gestarteten Space Shuttle Mission ,Endevour" befinden sich in einem Mini-Ökosystem der Bochumer Endokrinologen Schnecken, Fische und Pflanzen. Bei dem von Prof. Dr. Volker Blüm (Fakultät für Biologie der RUB) geleiteten Projekt geht es um den Einfluß von Weltraumbedingungen auf biologische Systeme. Prof. Blüm und die Mitarbeiter seiner Gruppe befinden sich in den USA und verfolgen vom Boden aus ihre Experimente.
Traum jedes Aquarianers
Ein Aquarium, dessen Fische nicht gefüttert werden müssen und bei dem die Reinigung überflüssig wird - der Traum eines jeden Aquarianers ist Realität geworden in der Arbeitsgruppe von Prof. Blüm. Hier ist es gelungen, das sensible Wechselspiel zwischen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen ins Gleichgewicht zu bringen. Das Ergebnis: Ein künstliche Ökosystem `en miniature' - als ideales Experimentierwerkzeug. Als C.E.B.A.S.- Mini-Modul (Closed Equilibrated Biological Aquatic System) ist es jetzt an Bord des Space Shuttle auf dem Weg ins All.
Jedem seine Aufgabe
Nur optimale Partner halten ein solches System im Gleichgewicht. Im C.E.B.A.S.-Mini-Modul sind das: Pflanzen (Gemeines Hornkraut) Tiere (Schwertträger und Wasserschnecke) und Mikroorganismen. Dabei kommt den Pflanzen eine besondere Rolle zu, sie liefern die Lebensgrundlage für alle anderen Bewohner des Systems. Diese benötigen den Sauerstoff zur Atmung und nehmen Pflanzen als Nahrung auf. Wasserschnecken und Mikroorganismen sind effiziente Abfallbeseitiger. Daneben sind Fisch und Schnecke auch als Modellobjekte interessant (Wirbeltiermodell).
Große Ziele
,Wir machen genau genommen gar keine Experimente, wir schauen nur, welchen Einfluß die Weltraumbedingungen auf die Organismen haben", so Prof. Blüm. Dabei stehen natürlich spezielle Fragen im Mittelpunkt. Die wichtigste und vielversprechendste ist die Biomineralisation, denn die Knochenentkalkung ist für Astronauten ein Problem. Der Schwertträger ist dafür ein ideales Modell, denn er hat neben den normalen Wirbeltierknochen drei weitere Knochensorten. Weiterhin interessiert: der Einfluß der Weltraumbedingungen auf das Abwehrsystem (Lymphocyten); Fragen zur Embryonalentwicklung (bei Schnecken dauert sie genau sieben Tage); die Verschaltung von Nervenzellen in bestimmten Phasen der Entwicklung des Nervensystems; das Verhalten des Gleichgewichtssystem des Innenohrs unter Weltraumbedingungen (Schwerelosigkeit).
Zukunftsmusik
In Zukunft wäre es denkbar, das Mini-Modul so zu modifizieren, daß es Raumflüge von drei, vier Monaten Dauer und mehr begleiten kann. Dann würden Untersuchungen auch über eine große Anzahl von Generationen bei Tieren möglich werden und man könnte prüfen, ob das System als Nahrungsproduzent für eine lunare oder Marsbasis geignet ist. Denn auf Dauer wird eine permanente Versorgung einer Weltraumstation von der Erde aus nicht möglich sein.
Criteria of this press release:
Biology, Information technology
transregional, national
Research projects
German
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