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Theologe der Universität Jena untersuchte Prophetenbücher der Bibel
„Und der Herr reckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund.“ Gleich am Anfang des Buches „Jeremia“ der Bibel steht geschrieben, wie Jeremia zu einem der drei Großen Propheten wurde. „Groß“ werden er und seine Kollegen Jesaja und Ezechiel allerdings nicht wegen herausragender Leistungen genannt, sondern weil ihre Prophetenbücher die längsten in einer ganzen Reihe ähnlicher Werke sind. „Für die Theologen haben die Prophetenbücher allerdings eine ganz besondere Bedeutung“, sagt Uwe Becker von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Denn an ihnen ist der Wandel, den theologische Ideen über Gott und Welt innerhalb etwa 500 vorchristlicher Jahre vollzogen haben, sehr gut erkennbar.“
Gemeinsam mit Prof. Dr. Thomas Römer vom Collège de France in Paris hat der Jenaer Theologe in einem gemeinsamen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ihrem französischen Gegenstück, der Agence Nationale de la Recherche, finanzierten Projekt, in den vergangenen zwei Jahren die Bücher der drei Großen Propheten untersucht und verglichen.
Becker widmete sich dabei dem Jeremia-Buch. „Über die historische Person lässt sich nicht viel sagen“, erklärt der Inhaber des Lehrstuhls für Altes Testament. „Der Prophet lebte um 600 v. Chr. in Jerusalem – also in einer Zeit kurz vor der babylonischen Eroberung der Stadt – wahrscheinlich als eine Art Berater des Königs.“ Besonders interessant sei vielmehr die Entstehungsgeschichte seines Prophetenbuches. Zwar stehen an dessen Anfang durchaus Weissagungen, diese wurden aber im Laufe der Jahrhunderte – genauer gesagt vom sechsten bis etwa zum ersten Jahrhundert v. Chr. – immer weiter ausgedeutet und theologisiert. Immer wieder wurde etwas ergänzt, erweitert oder aktualisiert. Allein über das Buch „Jeremia“ könne man eine eigene Literatur- und Theologiegeschichte schreiben, meint Becker.
Auch inhaltlich veränderte sich das Buch im Laufe der Zeit, waren doch die Orakelsprüche des Propheten schon lange Gegenwart und Geschichte geworden. „Es ist weniger Zukunftsvoraussagung als vielmehr Vergangenheitsbewältigung“, sagt Uwe Becker. So habe Jeremia den König vor einem Angriff der Babylonier gewarnt und vorgeschlagen, sich ihnen vorher zu ergeben bzw. vor ihnen zu fliehen. Der König verbündete sich stattdessen mit den Ägyptern und unterlag den Eroberern. Mit einigen hundert Jahren Abstand fragten sich nun die Gelehrten, die die Weissagungen Jeremias fortschrieben, warum die Geschichte einen solchen Verlauf nahm. „Da Politik und Geschichte in dieser Zeit untrennbar miteinander verbunden waren“, lag der Schluss nahe, die Niederlage gegen die Babylonier als Strafe Gottes zu deuten“, fasst der Theologe der Universität Jena zusammen. „Die Begründung dafür kam wenig später dazu: Das Volk von Jerusalem hatte sich versündigt.“ Dem Buch „Jeremia“ komme auch eine pädagogische Funktion zu.
All diese Rekonstruktionsversuche, wie Teile des Alten Testaments entstanden, seien elementar für das vollständige Erfassen der Bibel, sagt Becker. Schließlich könne man die Bibel nur begreifen, wenn man auch weiß, wer sie geschrieben hat und in welchem Umfeld das passiert ist.
Der Jenaer Theologe hat sein eigenes Jeremia-Buch fast beendet, in dem er seine Forschungsergebnisse im kommenden Jahr veröffentlichen will.
Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Becker
Theologische Fakultät der Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941110
E-Mail: uwe.becker[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Uwe Becker von der Universität Jena nahm das Buch "Jeremia" der Bibel unter die Lupe.
Foto: Anne Günther/FSU
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Criteria of this press release:
Journalists
Religion
transregional, national
Research results
German
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