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Wissenschaft
Greifswalder SHIP-Daten helfen auf der Suche nach Bluthochdruck-Genen
Die Ergebnisse der wohl bislang größten internationalen Genuntersuchung zu erblich bedingten Bluthochdruckursachen wurden diese Woche gleich in zwei renommierten Fachblättern veröffentlicht.
Zu den Erbinformationen gehören auch diejenigen von über 4.000 Menschen aus Vorpommern, die sich als Probanden für die Bevölkerungsstudie SHIP (Study of Health in Pomerania) zur Verfügung gestellt und der Analyse ihres Erbguts zugestimmt hatten. Bei der Analyse von Genvarianten von mehr als 200.000 Personen sind die Wissenschaftler auf 28 Gene gestoßen, die den Bluthochdruck maßgeblich beeinflussen. „Das ist ein großer Erfolg, weil wir eigentlich noch nicht viel über die erblichen Veranlagungen der weit verbreiteten Volkskrankheit wissen“, sagte der Direktor des Greifswalder Institutes für Physiologie, Prof. Rainer Rettig (Foto). Die wichtigsten Erkenntnisse wurden in der NATUTRE* und NATURE GENETICS** publiziert.
Etwa jeder vierte Erwachsene in Deutschland leidet an Bluthochdruck. Die Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sind schwerwiegend und können tödlich sein. Um wirksame Mittel im Kampf gegen Bluthochdruck zu finden, müssen die körperlichen Zusammenhänge besser verstanden werden. Ein internationales Wissenschaftskonsortium (International Consortium for Blood Pressure Genome-wide Association Studies, ICBP-GWAS) unter Beteiligung von 200 Zentren aus 24 Ländern hat deshalb die Erbinformationen von über 200 000 Europäern, Asiaten und Afrikanern analysiert, um den genetischen Auslösern für diese häufige Erkrankung auf die Spur zu kommen.
In der in NATURE veröffentlichten Arbeit konzentrierten sich die Forscher auf den oberen und den unteren Blutdruckwert, die beim gesunden Menschen unter 140 bzw. 90 mmHg liegen sollten. „Dabei wurden 28 Regionen im menschlichen Erbgut identifiziert, in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit Gene lokalisiert sind, die an der Regulation des Blutdrucks beteiligt sind“, erläuterte Rettig. Bei 16 dieser Regionen war der Zusammenhang mit dem Blutdruck bisher noch nicht bekannt. Bei einigen Regionen können sich die Forscher vorstellen, wie die dort lokalisierten Gene an der Regulation des Blutdrucks beteiligt sein könnten. Bei anderen Regionen ist das bisher völlig unklar. „Gerade diese neuen Regionen sind für uns besonders interessant“ so der Greifswalder Wissenschaftler, „weil hier möglicherweise Informationen verborgen liegen, über die wir bisher noch nicht einmal spekulieren konnten.“
In einer zweiten Arbeit in NATURE GENETICS standen die Differenz zwischen dem oberen und dem unteren Blutdruckwert (Blutdruckamplitude) und der mittlere arterielle Blutdruck im Vordergrund. Diese beiden Parameter sind ebenfalls eng mit dem Risiko einer Herzerkrankung verknüpft. „Die Blutdruckamplitude ist ein wichtiger Indikator für die Durchlässigkeit der Arterien und damit für das Ausmaß der Blutgefäßverkalkungen. In dieser Studie wurden vier neue Regionen gefunden, deren Gene sich auf die Blutdruckamplitude auswirken. Weitere zwei neu entdeckte Regionen können mit dem mittleren Blutdruck in Zusammenhang gebracht werden.“
Nach Auffassung des Greifswalder Pharmakologen und Wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Greifswald, Prof. Heyo K. Kroemer, stellen die am Montag veröffentlichten Ergebnisse einen bedeutenden Fortschritt auf dem Gebiet der Herz-Kreislaufforschung dar. „Sie eröffnen neue Möglichkeiten für die Entwicklung wirksamer Medikamente gegen Bluthochdruck und die damit verbundenen Folgeerkrankungen. Die großen systematischen Bevölkerungsstudien sind inzwischen für eine moderne und zukunftsweisende Medizinforschung unersetzlich. Mit SHIP und der in dieser Woche gestarteten größten Gesundheitsstudie in Deutschland, der Nationalen Kohorte, sind wir am Wissenschaftsstandort Greifswald optimal aufgestellt“, unterstrich Kroemer.
Weltweit sind etwa 1 Milliarde Menschen von der Volkskrankheit Bluthochdruck betroffen, in Deutschland allein etwa 15 bis 20 Millionen. Bluthochdruck ist ein wesentlicher Risikofaktor für Herzerkrankungen und Schlaganfall und verursacht pro Jahr weltweit etwa sieben Millionen Todesfälle. Wichtige Ursachen für Bluthochdruck sind ein hoher Kochsalzkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel, Alkoholmissbrauch und eine genetische Veranlagung.
Weitere Informationen
http://www.nationale-kohorte.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de/cm/fv/ship.html
*NATURE, doi:10.1038/nature10405
http://www.nature.com
Genetic variants in novel pathways influence blood pressure and cardiovascular disease risk
http://www.nature.com/nature/journal/vaop/ncurrent/full/nature10405.html
**NATUR GENETICS, doi:10.1038/ng.922
http://www.nature.com/ng/index.html
Genome‐wide association study identifies six new loci influencing pulse pressure and mean
arterial pressure
http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.922.html
Ansprechpartner
Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Physiologie
Direktor: Prof. Dr. med. Rainer Rettig
Greifswalder Straße 11 a, 17405 Karlsburg
T +49 3834 86-19 320
E rettig@uni-greifswald.de
http://www.medizin.uni-greifswald.de/physiol/
http://www.medizin.uni-greifswald.de
Prof. Dr. med. Rainer Rettig
Foto: UMG
None
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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