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02/27/2002 11:08

Patientenschulung bei Rheuma

Dr. Julia Rautenstrauch Geschäftsstelle der DGRh
Kompetenznetz Rheuma in der Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)

    Presseinformation Kompetenznetz Rheuma 3/02

    Ambulante Patientenschulung bei Rheuma:
    Wirksame Hilfe, die an der Finanzierung scheitert

    Für Rheumapatienten stehen 5 krankheitsspezifische Schulungsprogramme zur Verfügung:
    Chronische Polyarthritis (synonym: rheumatoide Arthritis), Lupus erythematodes, Morbus Bechterew, Fibromyalgie-Syndrom und Das rheumakranke Kind (für rheumakranke Kinder und Jugendliche und deren Eltern). Die Schulungsprogramme wurden vom Arbeitskreis Patientenschulung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) und der Deutschen Rheuma-Liga unter Einhaltung strenger Qualitätsstandards erarbeitet und zertifiziert. Darüber hinaus hat die Rheuma-Liga einen krankheitsübergreifenden Aufbaukurs Alltagsbewältigung und Lebensperspektiven entwickelt, der das Ziel verfolgt, die Betroffenen bei der Bewältigung ihrer Erkrankung zu unterstützen.

    Obwohl der Nutzen dieser Programme wissenschaftlich belegt ist, übernehmen die Kassen nur ausnahmsweise die Finanzierung. Deshalb bleibt das Schulungsangebot weit hinter dem Bedarf zurück. Bisher kommt nur eine Minderheit der Rheumakranken in den Genuss der Schulung (ca. 2 %). Die Patienten werden überwiegend im Rahmen stationärer Aufenthalte in rheumatologischen Akut- und Rehabilitationskliniken geschult, während es im ambulanten Bereich an entsprechenden Angeboten fehlt. Dabei besteht gerade bei frisch Erkrankten (die in der Regel ambulant betreut werden) ein besonders hoher Schulungsbedarf.

    Die mangelhafte Umsetzung der Schulung in die ambulante Praxis ist nicht etwa einem Mangel an Schulungspersonal und -infrastruktur zuzuschreiben. Zwischen 1992 und Mitte 2001 hat der Arbeitskreis Patientenschulung der DGRh bundesweit ca. 30 Trainer-Seminare durchgeführt, bei denen fast 500 Schulungskräfte ausgebildet wurden. Grund für den Mangel an ambulanten Schulungsangeboten ist vielmehr die fehlende Finanzierung durch die Krankenkassen. Nur in Berlin hat die Rheuma-Liga in den letzten Jahren eine zeitlich befristete Vereinbarung mit den Krankenkassen für eine Kostenbeteiligung erreicht. Andernorts werden die Anbieter von Schulungsprogrammen von den Kassen immer wieder vertröstet.

    Das Modell Niedersachsen: Ambulante Schulung in Eigeninitiative

    In Niedersachsen griff man deshalb zur Selbsthilfe: Seit dem 2. Halbjahr 2000 bieten das Rheumazentrum Hannover und die Rheuma-Liga Niedersachsen gemeinsam rund 15 Schulungskurse pro Halbjahr an. Das Rheumazentrum stellt erfahrene Schulungsteams in Kliniken und Praxen zusammen, die Rheuma-Liga übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation und stellt Mittel für die Honorare der Trainer bereit. Darüber hinaus leisten die Patienten einen Eigenbeitrag. "Diese Finanzierung ist allerdings nicht kostendeckend und steht nur übergangsweise zur Verfügung", betont Diplom-Psychologin Sigrid Mattussek, Koordinatorin des Rheumazentrums Hannover und stellvertretende Vorsitzende des Arbeitskreises Patientenschulung.

    Auf diese Weise konnten in Niedersachsen im Jahr 2001 in 7 rheumatologischen Praxen, einer psychotherapeutischen Praxis, einer Akutklinik, 3 Rehakliniken und 3 weiteren Einrichtungen Patientenschulungskurse angeboten werden. Im Programm waren insgesamt 31 ambulante Schulungskurse. Da sich das Kooperationsmodell bewährt hat, soll es auch nach Erreichen einer Finanzierung durch die Krankenkassen beibehalten werden. Es könnte auch für andere Regionen Vorbild für die gelungene Umsetzung einer ambulanten Patientenschulung sein. Im Rahmen eines Workshops, den das Kompetenznetz Rheuma und die Arbeitsgemeinschaft der Regionalen Kooperativen Rheumazentren am 8. März in Hannover veranstalten, wird Frau Mattussek das Modell näher vorstellen, mit dem Ziel, einen Transfer in andere Rheumazentren zu erreichen (Ort: Medizinische Hochschule, Gebäude I6 im Bereich Theoretische Institute II, Carl-Neuberg-Str.1, 30625 Hannover). Nähere Informationen zum Programm finden Sie unter www.rheumanet.org.

    Effizienz der Schulung nachgewiesen

    Alle rheumatologischen Schulungsprogramme sind modular aufgebaut und werden interdisziplinär in kleinen Gruppen mit maximal 10 Teilnehmern durchgeführt. Das Schulungsteam setzt sich in der Regel aus Rheumatologe, Psychologe, Krankengymnast und Ergotherapeut zusammen.
    Die Schulungsprogramme Chronische Polyarthritis, Lupus erythematodes, Morbus Bechterew sowie der Aufbaukurs wurden bereits hinsichtlich ihrer Wirksamkeit evaluiert. In multizentrischen, prospektiven und kontrollierten Studien zeigten geschulte Patienten nicht nur ein besseres Krankheits- und Behandlungswissen als nicht geschulte Patienten, sondern auch einen verbesserten Umgang mit der Krankheit, einen vermehrten Einsatz von Schmerzbewältigungstechniken und eine stärkere Schmerzlinderung. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage war bei geschulten Patienten geringer, die Erwerbstätigkeit konnte länger erhalten werden als bei nicht geschulten Patienten.

    Somit ist Patientenschulung eine wirksame und effiziente Maßnahme, um die Eigenaktivität von Rheumapatienten zu steigern, subjektives Befinden und objektive Krankheitsparameter zu verbessern und die Krankheitskosten zu senken. Die rheumatologischen Schulungsprogramme erfüllen ohne Zweifel die Voraussetzung zur Finanzierung durch die Krankenkassen, die seit 1.1.2000 im § 43 Nr. 2 SGB V festgeschrieben ist: "Die Krankenkasse kann...wirksame und effiziente Patientenschulungsmaßnahmen für chronisch Kranke erbringen..." Die Rheumatologie hat ihre "Hausaufgaben" gemacht: Mit viel persönlichem Engagement wurden qualitätsgesicherte Schulungsprogramme erarbeitet und Schulungsteams ausgebildet. Jetzt sind die Krankenkassen am Zug, das Angebot den Patienten auch endlich zugänglich zu machen.

    Ansprechpartnerin:

    Dipl.-Psych. Sigrid Mattussek
    Regionales Kooperatives Rheumazentrum Hannover e.V.
    Karl-Wiechert-Allee 3
    30625 Hannover
    Tel: 0511 532 6400
    Fax: 0511 532 6401
    mattussek.sigrid@mh-hannover.de


    More information:

    http://www.rheumanet.org


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    Dipl. Psych. Sigrid Mattussek
    Dipl. Psych. Sigrid Mattussek

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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Science policy
    German


     

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