idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/08/2011 10:06

Marienkäfer-Invasion im Wohnzimmer

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

    „Einfach vor die Tür setzen“, rät Biologe der Universität Hohenheim.

    Aggressiv, fortpflanzungsfreudig, resistent: Asiatische Marienkäfer drängen einheimische Arten zurück. Dass diese aussterben, ist jedoch unwahrscheinlich

    Schwarmweise setzen sich die gepunkteten Käfer an Balkontüren und Fenstern fest oder nehmen gleich das ganze Wohnzimmer in Beschlag. Seit rund zehn Jahren macht sich der Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis in Europa breit. Neuerdings suchen sich die geflügelten Glücksbringer ihr Winterquartier im menschlichen Zuhause. Dagegen hilft nur rauswerfen, meint Prof. Dr. Johannes Steidle vom Fachgebiet Tierökologie an der Universität Hohenheim. Denn die Tiere können problemlos im Freien überwintern.

    Ursprünglich, sagt Prof. Dr. Steidle, seien die possierlichen Tiere in hiesigen Gefilden als Schädlingsbekämpfer eingesetzt worden. „Weil er sich hervorragend als Blattlausvertilger eignet, hat man ihn auch in Deutschland eingesetzt.“
    Wegen seiner schnellen Vermehrung und der Resistenz schien er für den Job perfekt geeignet. Irgendwann sei „der Käfer dann wohl ausgebüchst“, so der Tierökologe. „Seither vermehrt er sich auch in freier Wildbahn“.

    Erfolgreiche Einwanderer: „Gut an Städte angepasst“
    Aggressiver und fortpflanzungsfähiger als die einheimischen Arten drängen die ursprünglich aus Japan und China stammenden Marienkäfer ihre hiesigen Artgenossen immer weiter zurück. Der asiatische Käfer, erklärt Prof. Dr. Steidle, „frisst zum Teil sogar den einheimischen“.
    Eine Methode, die asiatischen Marienkäfer an der weiteren Verbreitung zu hindern, gibt es momentan noch nicht. Im Gegensatz zu den einheimischen sind sie sogar resistent gegen bestimmte Insekten vernichtende Pilze.
    Widrige Lebensbedingungen stören die Käfer auch nicht weiter. „Sie scheinen sich vor allem in so genannten gestörten Lebensräumen, also beispielsweise in Städten, wohlzufühlen“, sagt Tierökologe Steidle.

    Aussterben eher unwahrscheinlich
    Ob die Käfer zur Plage werden, könne man noch nicht vorhersagen. „Klar, sie vermehren sich schnell, aber die Verbreitung hängt natürlich vor allem von den Ressourcen des Lebensraums ab, also zum Beispiel davon, wie viel Nahrung und Platz vorhanden ist.“
    Auch dass sie den einheimischen Marienkäfer zum Aussterben bringen, fürchtet der Tierökologe nicht unbedingt: „So weit würde ich nicht gehen. Aber sie scheinen sie schon sehr zurückzudrängen.“
    Und sie seien schnell: „Die ersten Asiaten in Deutschland hat mein Mitarbeiter Till Tolasch vor zehn Jahren in Hamburg beobachtet. Damals waren dort schon bis zu 90 Prozent der Marienkäfer in Proben Einwanderer. Heute haben wir sie schwarmweise auch an Stuttgarter Fensterscheiben hängen.“

    Bunt und winterhart
    Rein ästhetisch findet der Tierökologe die Asiaten zum Teil sogar „noch hübscher“ als die einheimischen: „Es gibt sie nämlich in viel mehr Farbvariationen. Zum Beispiel schwarz, mit roten Punkten oder auch gelb mit schwarzen oder schwarz, mit gelben Punkten. Schließlich heißen sie auch Harlekinkäfer“, sagt Prof. Dr. Steidle.
    Wer sein Wohnzimmer trotzdem nicht mit den gepunkteten Untermietern teilen möchte, kann sie guten Gewissens einsammeln und wieder vor die Tür setzen: „Die Tiere sind kalte Winter gewöhnt. Sie werden auch woanders überwintern können“, sagt Prof. Dr. Steidle.
    Text: Mayer / Klebs

    Kontakt für Medien:
    Prof. Dr. Johannes Steidle, Universität Hohenheim, Fg. Tierökologie, Tel.: 0711 459-23667, E-mail: jsteidle@uni-hohenheim.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Social studies
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).