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Entdecker der Boten-RNA: Prof. Dr. Sydney Brenner wird Ehrendoktor der Uni Jena
Jena (24.03.) Mit der Ehrendoktorwuerde der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultaet wird morgen (25.03.) an der Jenaer Friedrich-Schiller-Universitaet der renommierte Wissenschaftler Prof. Dr. Sydney Brenner ausgezeichnet. Der 71jaehrige gebuertige Suedafrikaner gilt als einer der Begruender der modernen, molekular denkenden Biologie. Derzeit steht er als Praesident und Direktor dem Molecular Sciences Institute in La Jolla (Kalifornien), einem der weltweit groessten genetischen Sequenzierungs- labors, vor. Brenners Ehrung findet im Rahmen des internationalen Humangenetik-Kongresses statt, der morgen an der Universitaet Jena beginnt.
Brenner promovierte 1954 in Oxford (England) und war von 1957 bis 1979 Mitarbeiter am Laboratorium fuer Molekulare Biologie am Medical Research Council (MRC) in Cambridge; von 1979 bis 1991 leitete er dort als Direktor verschiedene Abteilungen. Seit 1996 arbeitet er in La Jolla. Der Ehrenpromovend habe immer schon integrativ gedacht und experimentiert, betonte Prof. Dr. Johan-nes Woestemeyer, Dekan der Je-naer Biologisch-Pharmazeutischen Fakultaet.
In seiner Laufbahn hat Brenner mit Viren, Bakterien, Wuermern und mit Wirbeltieren gearbeitet. Auf ihn geht die Entdeckung der Boten-RNA zu Beginn der 60er Jahre zurueck. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern konnte er zeigen, dass nach Infektion einer bakteriellen Zelle mit einem Virus zunaechst kurzlebige RNA-Molekuele synthetisiert werden, die dann vom bakteriellen Chromo-som zu den Eiweissfabriken der Zelle, den Ribosomen, wandern. Dort wird dann erst die genetische Information, vermittelt durch die Boten-RNA, in die Information der Proteine ueberschrieben. "Das Boten-Konzept und der von Brenner und Kollegen erbrachte experimentelle Beweis hat erstmals Klarheit im Hinblick auf den grundlegenden Informationsfluss von der DNA zum Protein geschaffen", erlaeuterte Woestemeyer. Auch der Beweis fuer den Triplett-Charakter des genetischen Codes geht auf Brenner zurueck.
Schon 1962 nahm der Forscher an, dass die grundlegenden Prinzipien molekularer Biologie verstanden seien und wandte sich komplexeren Problemen, besonders der Entwicklungsbiologie und der Neurobiologie zu. Um die Funktion des Nervensystems studieren zu koennen, bedurfte es eines hinreichend einfachen Modellsystems. Brenner suchte und fand ein Untersuchungsobjekt in dem Wurm Caenorhabditis elegans. Zunaechst wurde die Biologie dieses unscheinbaren Wurms nur an Brenners Heimat-Institution betrieben, dem Medical Research Council in Cambridge (England), spaeter in Instituten auf der ganzen Welt. Inzwischen steht die Totalsequenzierung seines rund 100 Millionen Bausteine langen Genoms kurz vor dem Abschluss. "Wir werden damit voraussichtlich noch in diesem Jahr die genetische Information des ersten richtigen Tiers entschluesselt haben", schaetzte Woestemeyer. Studien der Gene dieses Organismus und natuerlich auch vergleichende, evolutionsbiologische Studien werden parallel betrieben.
Vor diesem Hintergrund ist es keine UEberraschung, dass Sydney Brenner eine massgebliche Rolle bei der Initiierung der Sequenzanalyse des menschlichen Genoms gespielt hat. Da das menschliche Genom aber sehr gross ist, und ueberdies nur weniger als fuenf Prozent fuer sinnvolle Informationen kodieren, hat Brenner schon sehr frueh nach Alternativen gesucht. Er fand ein besseres, experimentell leichter zugaengliches System: den Puffer-Fisch oder Fugu, der im Verlauf der Evolution ein nahezu stromlinienfoermiges Genom entwickelt hat. Die UEberschuss-DNA ohne kodierende Funktion, die das Genom des Menschen so gross macht, fehlt beim Puffer-Fisch weitgehend. "Die rund 65.000 Gene, die auch der Mensch hat, finden sich auch bei diesem Fisch. Die AEhnlichkeiten sind verblueffend", meint Woestemeyer.
(Termin: morgen, Mittwoch, 25.03.98, 18:45 Uhr, Hoersaal 1 der Uni-versitaet Jena, Carl-Zeiss-Platz 1, Neuer Campus zw. Goethe-Galerie und Jenoptik)
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
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