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03/07/2002 00:00

Physik und Finanzwelt

Dr. Marcus Neitzert Pressekontakt
Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG)

    Nachwuchspreis für Schweizer Wirtschaftsforscher

    Für die Entwicklung des "Minority Game", ein mathematisches Modell zur Beschreibung von Marktprozessen, erhält Dr. Damien Challet den "Young-Scientist Award for Socio- and Econophysics". Challet, 1974 in der Schweiz geboren, arbeitet an der britischen Universität Oxford. Der Arbeitskreis "Physik sozio-ökonomischer Systeme" der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) verleiht diese Auszeichnung erstmals in diesem Jahr. Der europaweit ausgeschriebene Nachwuchspreis ist mit 5.000 Euro dotiert, gestiftet von der Unternehmensberatung McKinsey & Company, Inc. Die Preisverleihung findet am 12. März 2002 statt, im Rahmen der Frühjahrstagung der DPG in Regensburg.

    Minderheiten haben es meist schwer. Nicht so in der Finanzwelt. Wer beispielsweise Aktien gerade dann verkauft, wenn sie besonders begehrt sind, dem winkt für seine Wertpapiere ein guter Preis. Angebot und Nachfrage regeln das Geschehen. Bei großer Nachfrage ist die Minderheit der Aktienverkäufer klar im Vorteil. Diese Eigenschaft des Marktes findet sich im "Minority Game" wieder. Mathematisch betrachtet, geht das Challet'sche Modell von so genannten Agenten oder Spielern aus, die sich immer wieder zwischen zwei Tätigkeiten - etwa kaufen oder verkaufen - entscheiden müssen. Der springende Punkt dabei: Nutzen aus der Situation ziehen nur jene Agenten, die einen Minderheitsbeschluss treffen. Dies hat weitreichende Konsequenzen: Zwar ist jeder Spieler auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Aber über Gewinn oder Verlust bestimmt nicht er allein, sondern das Verhalten aller Mitspieler.

    Dieses vereinfachte Modell des Marktes entwickelt eine erstaunlich komplexe Dynamik. Das besondere am "Minority Game": zum einen ist es Ausgangspunkt für detaillierte Computersimulationen, außerdem lässt es sich analytisch, mit dem Rüstzeug der statistischen Physik behandeln. Natürlich liefert das Modell kein direktes Abbild der Wirklichkeit. Es erfasst jedoch wichtige Grundzüge kollektiver Marktprozesse. Und: Ausbaustufen des "Minority Game" können durchaus zur Analyse realer Finanzdaten herangezogen werden.

    Physikerinnen und Physiker haben in den letzten Jahren zunehmend Arbeitsplätze im Finanzsektor - etwa bei Investmentbanken oder Unternehmensberatern - gefunden. Auch daran mag es liegen, dass sich die Physik mehr und mehr für wirtschaftliche und soziale Phänomene interessiert. Mitte der 1990er Jahre erlebten Ökono- und Sozio-Physik weltweit einen wahren Boom. Verglichen mit den USA, Italien oder Polen sind die Aktivitäten hierzulande allerdings noch spärlich. Den bundesweit einzigen Studiengang "Wirtschaftsphysik" bietet die Universität Ulm. Das Fachgebiet in Deutschland zu fördern, ist daher ein zentrales Anliegen des Arbeitskreises "Physik sozio-ökonomischer Systeme" (AKSOE).

    Börsenhandel, Stauforschung und Meinungsbildung zählen zu den Themen, denen sich Ökono- und Sozio-Physik angenommen haben. Zum Einsatz kommen dabei Methoden der statistischen Mechanik - insbesondere der Vielteilchenphysik - sowie der nichtlinearen Dynamik. Interessante Analogien zeigen sich beispielsweise zwischen Turbulenzen in Flüssigkeiten und "Turbulenzen" an den Finanzmärkten. Und so tauchen Begriffe wie Phasenübergang, Nichtgleichgewicht oder Selbstorganisation mittlerweile auch in Wirtschafts- und Sozialstudien auf. Einblick in den Stand der Forschung gibt das Programm des AKSOE auf der Regensburger Frühjahrstagung, an dem Wissenschaftler aus dem In- und Ausland beteiligt sind.


    More information:

    http://ais.gmd.de/~frank/AKSOE/index.html


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Mathematics, Physics / astronomy
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Personnel announcements, Scientific conferences
    German


     

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