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06/03/1997 00:00

Rotwein regelmässig aber massvoll geniessen

Dorothea Carr Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Bonner Chemiker untersuchten deutsche Weine auf ihren Gehalt an Resveratrol, einem Anti- Krebs-Wirkstoff

    Wer taeglich seinen Schoppen Wein fuer Gesundheit und langes Leben trinkt, sollte in jedem Fall Rotwein bevorzugen.

    Schon seit vorchristlicher Zeit ist die medizinische Wirkung von Wein bekannt. Heute kennt man bereits einzelne wirksame Inhaltsstoffe dieses Kulturgetraenkes. Mit modernen Analysenmethoden koennen Schluesselsubstanzen identifiziert werden. Dazu gehoeren eine Reihe von Verbindungen, die chemisch als Polyphenole bezeichnet werden. Rotwein enthaelt hoehere Gehalte dieser Stoffe, die aehnlich wie bestimmte Vitamine antioxidativ wirken und vor Krebs schuetzen koennen. Auch das erst vor kurzem untersuchte Resveratrol ist eine solche phenolische Verbindung. Amerikanische und spanische Wissenschaftler haben eine krebsvorbeugende Aktivitaet nachgewiesen und Anfang des Jahres publiziert. In Weintrauben und Weinen wurden relativ hohe Gehalte nachgewiesen. Resveratrol hat in der Pflanze eigentlich die Funktion eines Abwehrstoffes. Solche Phytoalexine bilden sich vermehrt bei Pilzbefall oder wenn die Pflanze hohem Umweltstress unterliegt. Meist werden sie direkt am Schadensort produziert. Die hoechsten Konzentrationen an Resveratrol sind deshalb bei der Weintraube an verletzten oder von Pilzen befallenen Stellen unter der Beerenhuelle nachzuweisen. In zahlreichen Laboratorien weltweit wurden in den letzten Monaten Weine auf Resveratrol untersucht. Lebensmittelchemische Untersuchungsmethoden wie Fluessigkeitschromatographie (HPLC) oder Gaschromatographie mit Massenspektrometrie wurden eingesetzt. Eine kanadische Arbeitsgruppe untersuchte mehrere hundert internationale Rot- und Weissweine. Am Bonner Kekul,-Institut fuer Organische Chemie wurden unter der Leitung von Professor Dr. Heinrich Wamhoff erstmals auch ausgewaehlte deutsche Weine verschiedener Jahrgaenge, Regionen und Lagen untersucht. Die Ergebnisse der internationalen Studien konnten bestaetigt werden. Die Gehalte streuten mit 0,08 mg/L bis 2,33 mg/L zwar in weiten Bereichen, und Trends nach Jahrgang, Klima, Anbaugebiet oder Rebsorte waren nicht zu erkennen. In deutschen Rotweinen wurden aber deutlich hoehere Konzentrationen als in vergleichbaren Weissweinen nachgewiesen. Die Erklaerung liefert die Technologie der Weinherstellung. Eine Gaerung zusammen mit den Beerenhuellen vor dem Abpressen des Mostes, die Maischegaerung, wird nur bei Rotweinen durchgefuehrt. Sie dient dem Aufschluss von roten Farbstoffen aus der Beerenhuelle. Bei diesem Prozess kann das Resveratrol ebenfalls freigesetzt werden, da es wie die Farbstoffe in der Beerenhuelle der Traube lokalisiert ist. Auch in einzelnen Weinen aus weissen Trauben wurden hoehere Konzentrationen an Resveratrol nachgewiesen. Es handelte sich dabei um sehr reife Trauben, die von Edelfaeule, einem Pilz namens Botrytis cinerea, befallen waren. Bei bestimmten Praedikatsweinen ist ein solcher Pilzbefall der Trauben vor der Ernte aus geschmacklichen Gruenden sogar erwuenscht. Die Pflanze produziert dann verstaerkt ihren Abwehrstoff Resveratrol. Wissenschaftler warnen nach der Euphorie ueber die Wirkung des Resveratrols allerdings vor uebertriebenen Erwartungen. Bei uebermaessigem Weinkonsum ueberwiegen die gesundheitschaedlichen Wirkungen des Alkohols. Bei Trauben, die aufgrund eines Pilzbefalls mehr Resveratrol enthalten, ist gleichzeitig das gesundheitliche Risiko durch Pilzgifte, sogenannte Mykotoxine, erhoeht. Auch sei synthetisches Resveratrol in Tablettenform als Wunderheilmittel wenig erfolgversprechend, erlaeuterte Wamhoff in seinem Vortrag beim diesjaehrigen Dies academicus. Die Wirkungen der einzelnen Weininhaltsstoffe beeinflussen sich gegenseitig. Diese sogenannten synergistischen Effekte bestimmen letztendlich die Staerke der Wirksamkeit von Resveratrol. Nicht nur dem Resveratrol allein verdankt der Wein seinen Ruf als Lebenselexier. Nachgewiesen sind die guenstige Beeinflussung des Cholesterinstoffwechsels sowie der Blutgerinnung durch verschiedenste Inhaltsstoffe des vergorenen Traubensaftes.

    Durch epidemiologische Studien wurde ein geringeres Risiko fuer Herz- und Kreislauferkrankungen sowie fuer Krebs in Italien und Frankreich mit dem Weinkonsum in Zusammenhang gebracht. Damit allerdings die zahlreichen wirksamen Stoffe im Wein ihre Aktivitaet entfalten koennen, ist nur der massvolle aber regelmaessige Weinkonsum zu empfehlen.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
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