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04/29/2002 11:51

Universitätsbibliothek Potsdam vor dem Aus

Andrea Benthien Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Potsdam

    Universitätsbibliothek Potsdam vor dem Aus
    Rektorat, Bibliothekskommission und die langjährige Leitende Bibliotheksdirektorin der Universität Potsdam fordern Erhöhung der Mittel für die Beschaffung aktueller Literatur um mindestens 1,1 Millionen Euro

    Nach fast zehnjähriger Tätigkeit wurde heute die langjährige Leitende Bibliotheksdirektorin der Universität Potsdam, Barbara Schneider-Kempf, von der Hochschule feierlich verabschiedet (Vgl. auch Pressemitteilung Nr. 058/02). Rückblickend, so betonte der Rektor der Universität Potsdam, Prof. Dr. Wolfgang Loschelder, könne die Universität Potsdam auf einen erfolgreichen Aufbau einer modernen und leistungsfähigen Bibliothek verweisen. Doch der Blick schon in die nahe Zukunft sei bedrohlich. Denn ab 2003 läuft für die Potsdamer Universität - wie für alle Hochschulbibliotheken der neuen Bundesländer - die von Bund und Länder bereitgestellte Büchergrundfinanzierung aus. Dies hat zur Folge, dass der Etat der Universitätsbibliothek auf ein Drittel des bisherigen Volumens schrumpft. Angesichts dieses beispiellosen Absinkens der Finanzen auf knapp 30 Prozent sei eine Erhöhung der Mittel für die Beschaffung aktueller Literatur unbedingt erforderlich, betonte die scheidende Bibliotheksdirektorin Schneider-Kempf.

    Der Prorektor für Wissens- und Technologietransfer und Leiter der Bibliothekskommission, Prof. Dr. Dieter Wagner, fordert die politisch Verantwortlichen auf, die Mittel für die Beschaffung aktueller Literatur an der Universität Potsdam um mindestens 1,1 Millionen Euro zu erhöhen. Er geht davon aus, dass die betroffenen Studierenden, Mitarbeiter und Professuren die sich abzeichnende Lähmung ihrer Arbeitsbedingungen nicht tatenlos hinnehmen können. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Resolution des Rektorats und der Kommission für Bibliothekswesen der Universität Potsdam zur Informations- und Literaturversorgung.

    Resolution des Rektorats und der Kommission für Bibliothekswesen der Universität Potsdam zur Informations- und Literaturversorgung:

    Universitätsbibliothek Potsdam vor dem Aus

    Die Hochschulbibliotheken des Landes Brandenburg stehen vor dem Aus - und warum? Ab 2003 läuft für alle Hochschulbibliotheken der neuen Bundesländer die von Bund und Länder bereitgestellte Büchergrundfinanzierung aus, was zur Folge hat, dass der Etat der Universitätsbibliotheken auf ein Drittel des bisherigen Volumens schrumpft.

    Dieser beispiellose Absturz der Literaturerwerbungsmittel auf knapp 30 Prozent des bisherigen Volumens - in Verbindung mit überproportional hohen Preissteigerungen für wissenschaftliche Literatur - bedeutet für die Universitätsbibliothek Potsdam:
    · Für die Anschaffung von Fachbüchern stehen pro Student nur noch 10 Euro statt bislang 30 Euro zur Verfügung.
    · Standen pro Jahr für die Anschaffung von Forschungsliteratur (Zeitschriftenabonnements oder Monographien) im Durchschnitt 9.300 Euro pro Professur zur Verfügung, sind es jetzt nur noch maximal 1.500 Euro.
    · Das Angebot an elektronischen Medien muss auf ein Viertel des bisherigen Umfangs (von 250.000 Euro auf 62.500 Euro) reduziert werden.

    Dieser erdrutschartige Einbruch des Erwerbungsetats lässt an der Universität Potsdam ab 2003 erwarten, dass

    · die Attraktivität des Hochschulstandorts in fataler Weise gemindert wird (Verlängerung der Studienzeiten, Abwanderung von Forschenden und Lehrenden, fehlende Berufungsmittel für Neubesetzungen),
    · die seit 12 Jahren getätigten Investitionen in den Literatur- und Medienbestand der Universitätsbibliothek einschneidend und irreparabel beschädigt werden,
    · die Maßnahmen zur Innovation des Informationsangebots (E-Journals, Datenbanken etc.) massiven Gefährdungen unterliegen,
    · die Universität Potsdam nicht mehr konkurrenz- und kooperationsfähig ist.

    Die Universität Potsdam und die anderen Hochschulen des Landes Brandenburg haben sich seit langem bemüht, die verantwortlichen Politiker des Landes Brandenburg für dieses Problem zu sensibilisieren und ein Lösung zu finden. Doch bisher sind alle Bemühungen gescheitert. So meinen SPD und CDU mit ihren Stellungnahmen im Landtag, die Bibliotheken der Unis, Hochschulen und Fachhochschulen seien mit ihrem Grundbestand genügend versorgt, ein Drittel der finanziellen Mittel müsse nun ausreichen - ein katastrophales Missverständnis, aber warum?

    Die Universität Potsdam erhielt, wie alle Hochschulen Brandenburgs, mit einer auf 12 Jahre befristeten Bund-Länder-Förderung (so genannte HBFG-Förderung) zusätzlich zum regulären Erwerbungsetat Mittel für den Aufbau von Büchergrundbeständen. Damit sollten Maßnahmen zur rückwirkenden Nachbeschaffung fehlender Standardwerke und Zeitschriftenjahrgänge unterstützt werden, um das für Forschung, Lehre und Studium unverzichtbare Fundament eines bedarfs- und sachgerechten Literaturbestandes sicherzustellen. Die Basisversorgung mit aktuellen Literatur- und Informationsressourcen sollte hingegen durch die regulären Mittel getragen werden.

    Allerdings haben die regulären Mittel für die aktuelle Informations- und Literaturversorgung verglichen mit ähnlich großen Universitäten anderer Bundesländer niemals ausgereicht: Der für die Universitätsbibliothek Potsdam dafür ausgewiesene Ansatz umfasst seit 1991 ein jährliches Mittelvolumen zwischen 450.000 Euro und 500.000 Euro, während vergleichbare Universitäten über Etatansätze in Höhe von 1,6 Millionen Euro und mehr verfügen. Vor diesem Hintergrund mussten die für den Aufbau von Grundbeständen zur Verfügung stehenden Bund-Länder-Mittel überwiegend für die Beschaffung von Neuerscheinungen (Monographien, Zeitschriften, elektronische Medien) eingesetzt werden. Wie es weiter geht? Ende 2002 fällt die HBFG-Förderung weg, die regulären Mittel für 2003 und die nächsten Jahre sind nicht angemessen erhöht - tatsächlich wird der Literaturetat von bisher rund Euro 1,5 Mio. auf 450.000 Euro abgesenkt!

    Angesichts dieses Abbaus der Literaturversorgung und der Beschädigungen, die sich für den Hochschulstandort daraus ergeben, fordert die Universität Potsdam nunmehr alle verantwortlichen Entscheidungsträger auf, sich der Folgen bewusst zu werden und die Beschaffung aktueller und neu erscheinender Literatur in ihrem bisherigen Umfang durch entsprechende Mittelerhöhung sicherzustellen. Um diese Forderung zu verstärken, wird sich die Universität Potsdam intensiv dafür einsetzen, mit den betroffenen Studierenden, Mitarbeitern und Professoren auf diese katastrophale Situation weiterhin hinzuweisen.

    Hinweis an die Redaktion:
    Für weitere Informationen steht Ihnen die Leiterin des Referates für Presse-, Öffentlichkeits- und Kulturarbeit der Universität Potsdam, Janny Glaesmer, telefonisch unter 0331/977-1474, E-Mail: presse@rz.uni-potsdam.de zur Verfügung.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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