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03/17/1998 00:00

EU fördert Kooperation mit Jaroslawl

Ingrid Hildebrand Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Kassel

    Pressemitteilung der GhK 23/98, 17. März 1998

    EU fördert Kooperation mit Jaroslawl

    Private Public Partnership und Bürgerbeteiligung

    Kassel. Ein Orientierungshandbuch mit Informationen über neue Planungs- und Bürgerbeteiligungsmodelle sowie praktische Handlungsanleitungen für die Verwaltung sollen das Ergebnis eines neuen Schritts in der Zusammenarbeit von Universität Gesamthochschule Kassel (GhK) und der Städte Kassel und Jaroslawl sein. Private Public Partnership und Bürgerbeteiligung in der Stadtplanung ist das gemeinsame Thema, unter dem die GhK, vertreten durch den Fachbereich Stadtplanung, Landschaftsplanung und das Ost-West-Wissenschaftszentrum, sowie die Planungsämter der Partnerstädte Kassel und Jaroslawl bei der Europäischen Kommission Fördermittel in Höhe von 190.000 Mark eingeworben haben.

    Dies ist bereits das zweite größere Projekt, das seit 1996 auf Initiative des Ost-West-Wissenschaftszentrums und mit fachlicher Unterstützung der GhK zu Problemen der Verwaltungsmodernisierung mit Partnern aus Jaroslawl entwickelt wurde und seitens der Europäischen Kommission gefördert wird.

    Hintergrund des Projekts

    Das Interesse des Stadtplanungsamtes in Jaroslawl an einer partizipativen Bearbeitung stadtplanerischer Fragestellungen ist eine Folge der politisch-ökonomischen Transformation. Politisch werden in Rußland demokratische und rechtsstaatliche Strukturen nach westlichem Vorbild entwickelt, ökonomisch greifen allmählich marktwirtschaftliche Mechanismen bei gleichzeitig wegbrechenden industriellen Strukturen. In deren Folge verschärft sich die Arbeitslosigkeit. Die sozialen Finanzlasten werden stärker, und die kommunalen Kassen sind leer. Bei finanziellen Engpässen greifen Kommunen im Westen immer häufiger zum Verkauf von Boden, um ihre Finanzlage zu verbessern. Um Stadtentwicklungsmaßnahmen zu realisieren, werden neue Wege der privat-öffentlichen Zusammenarbeit gesucht. Ein Beispiel für diese Stadtentwicklungsstrategie, d.h. trotz der komplizierten kommunalen Finanzsituation ambitionierte Planungsziele zu erreichen, ist das Projekt Wiederaufbau der Unterneustadt in Kassel. Für die Stadtentwicklung der Unterneustadt wurde ein kooperatives Planungsverfahren entwickelt und ein privat-öffentlicher Entwicklungsträger für die Durchführung des Projekts gegründet (Private-Public-Partnership-Modell). Die unterschiedlichen Planungsansätze in Kassel und ihre jeweiligen Bedingungen bilden den Planungs-Hintergrund für den Austausch von Kenntnissen mit den Fachleuten aus Jaroslawl. Sie werden während des Aufenthalts der Jaroslawler Projektpartner in Kassel analysiert. Aus der Analyse werden Schlußfolgerungen in bezug auf partizipatorisches Planungshandeln und Dezentralisierungsmöglichkeiten in Jaroslawl gezogen. Hierbei sind vorhandene Strukturen der Selbstorganisation von Bedeutung.

    Selbstorganisation und Eigenständigkeit

    Stadtentwicklung in der Sowjetunion, insbesondere die Entwicklung der neuen Wohnstädte (Größenordnung in Jaroslawl 50.000 - 200.000 Einwohner) bezog immer auch Prozesse und Strukturen der Selbstorganisation der BewohnerInnen mit ein. Im Bereich Wohnen wurden z.B. Ausbauarbeiten in Selbsthilfe vorgenommen. Material und Arbeitsleistungen wurden häufig selbst organisiert. Über diese seit Jahrzehnten praktizierten Aktivitäten haben die BewohnerInnen und Bewohner spezifische Formen der Selbstorganisation und Eigeninitiative als Alltagserfahrungen erworben. Solches Know-how ist heute in Zeiten der Transformation und Krise eine wertvolle gesellschaftliche Ressource. Ein wichtiger zweiter Aspekt ist die Gewinnung und Einbindung privater Investoren in die Prozesse der Stadtplanung und -entwicklung. Seit 1987 erhielten die russischen Städte erstmals eine gewisse Eigenständigkeit für die städtebauliche Entwicklung. Eine Stadt/Gemeinde hat heute prinzipiell die Möglichkeit, General- und Fachpläne für die städtische Entwicklung selbst aufzustellen. Soweit über bisherige Informationen bekannt ist, verfügen die Städte häufig nicht über die notwendigen Ressourcen, um solche Pläne zu erstellen. Der Generalplan in Jaroslawl von 1995 wurde z.B. wie andere Pläne zuvor vom Moskauer Staatsbaukomitee erarbeitet. Diese Form der Planerstellung fernab von den lokalen Besonderheiten erschwert die Integration partizipativer Methoden

    Projektbeteiligte

    Die fachlich-wissenschaftliche Leitung des Projekts liegt bei Prof. Ingrid Lübke, Fach-gebiet kommunale Entwicklungsplanung, und Dr. Christine Mussel, Arbeitsgruppe Dialogische Planung, am Fachbereich Stadtplanung/Landschaftsplanung der GhK. Die administrative Projektleitung hat Frau Dr. Gabriele Gorzka, Ost-West-Wissenschaftszentrum der GhK. Die Stadt Kassel ist im Projekt durch den Leiter des Stadtplanungsamtes, Dipl.-Ing. Heinz Spangenberg, vertreten. Spangenberg wird Praxiserfahrungen in partizipativen Planungsprozessen und PPP-Modellen, vor allem am Beispiel des städtebaulichen Projekts Kassel-Unterneustadt vermitteln und in Kooperation mit der Kasseler Projekt-Entwicklungsgesellschaft PEG, im Projekt vertreten durch Dipl.-Ing. Eckhardt Jochum, Praktikumsplätze für die Fachleute aus Rußland bereitstellen. Die Stadt Jaroslawl ist im Projekt durch den Leiter des städtischen Planungsamtes, Arkadij Bobowitsch, und die Leiterin des Zentrums für Meinungsforschung und soziologische Studien, Tatjana Rumjanzewa, vertreten. Prof. Nikolai Kudrjaschow von der Technischen Universität Jaroslawl unterstützt das Projekt in fachlicher Hinsicht. p./jb

    Informationen zum Thema erteilt Dr. Gabriele Gorzka, Tel.: (0561) 804-3567


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    transregional, national
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