idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/09/2002 16:24

Die Suche nach dem Taschentuchbaum: Ausstellung im Botanischen Garten

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    Die Sonderausstellung im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität vom 8. Mai bis 31. Oktober
    widmet sich den aus Ostasien eingeführten Bäumen und Sträuchern

    Ob Abenteuerlust, Wissensdrang oder im Dienste großer Gärtnereien - Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Epoche der großen "Pflanzenjäger" in Ostasien. Sie suchten nach neuen Zierpflanzen für die heimischen Park- und Gartenanlagen oder sammelten Nutzpflanzen wie etwa den Tee für den Anbau in Indien. Die Zahl der aus Ostasien eingeführten Bäume und Sträucher stieg so in nur fünfzig Jahren auf mehr als 1000 Arten. Die Geschichten ihrer Entdeckung erzählt die Sonderausstellung "Die Suche nach dem Taschentuchbaum - Botanische Entdeckungen in China und Japan" vom 8. Mai bis 31. Oktober im Botanischen Garten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

    Die Ausstellung im Botanischen Garten widmet sich vor allem den aus Ostasien eingeführten Bäumen und Sträuchern, von denen viele aus unseren Gärten nicht mehr wegzudenken sind. Darunter sind Klassiker wie die Forsythie, Trendpflanzen wie die Bambus-Arten, kulturhistorisch bedeutende wie der Lackbaum, aber auch wenig bekannte Raritäten, die es lohnt, mit ihren Entdeckern, Sammlern und Beschreibern näher kennen zu lernen.
    Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die "Suche nach dem Taschentuchbaum". 1898 entschied sich die Gärtnerei Veitch, die in langer Tradition "Pflanzenjäger" in alle Teile der Welt geschickt hatte, einen Sammler nach Zentralchina zu ent-senden. Hauptaugenmerk der Expedition: die Suche des drei Jahrzehnte zuvor entdeckten Taschentuchbaumes (Davidia involucrata). Die Wahl fiel auf den 23jährigen Ernest Henry Wilson, der am Botanischen Garten Birmingham eine Ausbildung zum Gärtner absolviert hatte. Wilson, der keinerlei Auslandserfah-rung besaß, wurde bei Veitch & Son in sechs Monaten auf seine Mission vorbe-reitet.

    Die Entdeckung des Taschentuchbaumes
    Im April 1899 reiste Ernest Wilson mit dem Schiff von Liverpool nach Nordamerika, durchquerte den Kontinent mit der Bahn und schiffte sich in San Franzisko nach China ein. Wegen einer Seuche konnte er in Hongkong nicht an Land gehen und musste seine Reise nach Hanoi im heutigen Vietnam ohne Dolmetscher fortsetzen. Von dort gelangte er nach Yunnan, wo er eine skizzierte Karte mit dem Standort des in Sichuan entdeckten Taschentuchbaumes erhielt. Im April 1900 erreichte Wilson über Ichang in der Provinz Hubei endlich den auf der Karte markierten Punkt - nur: der Baum am beschriebenen Fundort war inzwischen gefällt. Zurück in der Provinz Hubei erkundete er die Umgebung der Stadt Ichang und entdeckte dabei eine Kletterpflanze mit essbaren Früchten, die uns heute als Kiwi (Actinidia chinensis) bekannt ist. Überraschend fand Wilson im Mai 1900 in dieser Region auch einen blühenden Taschentuchbaum.

    Mit einer großen Anzahl Davidia-Samen und zahlreichen weiteren Pflanzen kehrte Wilson im April 1902 nach England zurück. In den folgenden Jahren unternahm er drei weitere Expeditionen nach China und zwei Reisen nach Japan. Er wurde, was die Einführung neuer Pflanzen in die Gartenkultur anbelangt, zum bedeutendsten Sammler für diese Region.

    Botanische Entdeckungen in China und Japan
    Als Carl von Linné im Jahre 1753 mit seinem Werk Species plantarum eine Zu-sammenstellung aller bis dahin bekannten Pflanzen vorlegte, stammten von den 5900 Arten nur etwa 100 aus China oder Japan. Hatten in Amerika und Afrika die europäischen Staaten längst Fuß gefasst, ließen die "Entdeckungen" in Ostasien noch rund 100 Jahre auf sich warten. Grund für die damals sehr geringe Kenntnis dieser Region war die fast vollständige Abschottung der ostasiatischen Staaten. Standen den Europäern zunächst nur wenige Küstenstädte offen, war China nach 1860 gezwungen, den Europäern freien Zugang im gesamten Land zu gewähren. Damit begann die Epoche der großen "Pflanzenjäger" in Ostasien. Sie suchten aus Abenteuerlust, Wissensdrang oder im Dienste großer Gärtnereien nach neuen Pflanzen oder waren beauftragt, Nutzpflanzen, wie etwa den Tee für den Anbau in Indien, zu sammeln. Die Zahl der aus Ostasien nach Europa eingeführten Bäume und Sträucher stieg so zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf mehr als 1000 Arten.

    Die Pflanzenwelt Ostasiens ist die artenreichste auf der gesamten nördlichen Halbkugel. Allein China beherbergt schätzungsweise 30.000 Pflanzenarten - doppelt so viele, wie im gesamten Europa vorkommen. Chinas Naturraum reicht vom Himalaja über die Wüsten des Tarim-Beckens und die Steppen der Inneren Mongolei bis zu den immergrünen Lorbeerwäldern und tropischen Regenwäldern im Süden. Die starke Zerklüftung der Gebirgsregionen, das vielfältige, vom Monsun geprägte Klima, aber vor allem die im Vergleich zu Europa und Nordamerika viel geringere Vergletscherung während der Eiszeiten haben zu der enormen Pflanzendiversität geführt.

    In Japan verlief die Entwicklung ähnlich wie in China. Trotz der strengen Abgrenzung gelang es drei botanisch interessierten Ärzten der Niederländischen Ostindienkompanie - Engelbert Kaempfer, Peter Thunberg und Franz von Siebold - in dieser Zeit ein beachtliches Wissen über die Pflanzenwelt Japans zusammenzutragen und in Europa bekannt zu machen.

    Öffnungszeiten:
    Freiland: 07.30 bis 18.00 Uhr, Gewächshäuser: 10.00 bis 15.00 Uhr (außer Freitag). Der Eintritt ist frei.

    Führungstermine:
    So. 12. Mai, 11.00 Uhr; So. 19. Mai, 11.00 Uhr; Sa. 25. Mai, 15.00 Uhr; Sa. 01. Juni, 15.00 Uhr; So. 09. Juni, 11.00 Uhr; So. 04. Aug., 11.00 Uhr

    Neben diesen kostenfreien öffentlichen Führungen besteht für Gruppen die Möglichkeit, Sonderführungen zu vereinbaren. Der Preis beträgt für Gruppen bis 20 Personen pauschal 30 EUR.

    Kontakt:
    Büro des Botanischen Gartens
    Bentzelweg 9
    Tel.: 06131 39 22251 oder 39 22628


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, History / archaeology, Information technology, Social studies
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).