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05/10/2002 10:43

Heute kommt das Frühstück ans Bett - viele Männer haben damit ihre jährliche Hausarbeit erledigt

Karin Rahn Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    Am Sonntag kommt für viele Mütter wieder das Frühstück ans Bett. Die übrigen 364 Tage sieht das jedoch ganz anders aus. Vater geht zur Arbeit, acht Stunden oder mehr - da bleibt nicht viel Zeit und Lust für Putzen, Kochen, Windelnwechseln. Sogar wenn beide Partner Vollzeit arbeiten, bringen Mütter ein Mehrfaches an täglicher Zeit auf für Haushaltsführung, Kindererziehung oder Pflege von Familienmitgliedern.

    Nach der Ausbildung arbeiten Männer fast ausschließlich Vollzeit, ihr gesamtes Erwerbsleben lang bis zur Rente. In Zahlen, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung ermittelte: 98,9 Prozent aller Männer arbeiten Vollzeit, und zwar durchschnittlich 37,9 Jahre lang. Nicht einmal ein Prozent der männlichen Arbeitnehmer haben zwischendurch auch mal Teilzeit gearbeitet. Männer, die ihr ganzes Berufsleben lang einen Teilzeitjob haben, gibt es so gut wie gar nicht: 0,03 Prozent konnten die Forscher ausmachen.

    Ganz anders sehen typische "Erwerbsbiografien" von Frauen aus: 31,1 Prozent der Frauen sind in ihrem Leben ausschließlich Vollzeit beschäftigt. Dabei bringen sie es durchschnittlich auf 11,3 Jahre. Immerhin rund 64 Prozent der erwerbstätigen Frauen wechseln in ihrem Leben zwischen Voll- und Teilzeitarbeit. Dabei schaffen sie durchschnittlich 26 Beitragsjahre für die Rentenversicherung. 1,7 Prozent aller Arbeitnehmerinnen gehen in ihrem Leben ausschließlich einer Teilzeitarbeit nach, im Schnitt 21 Jahre lang. Löcherig werden weibliche Erwerbsbiografien durch Babypausen und Teilzeitphasen, Berufsausstiegen für die Familienarbeit. Drei Viertel aller berufstätigen Frauen steigen wegen Haushalt und Kindererziehung zwischendurch aus dem Job aus, und zwar durchschnittlich 12,3 Jahre. Die Vergleichszahlen für Männer: 0,6 Prozent unterbrechen ihren Beruf für Kinder und Haushalt, durchschnittlich für 2,5 Jahre.

    Die Zahlen stehen in dem "Bericht zur Berufs- und Einkommenssituation von Frauen und Männern", den das WSI zusammen mit anderen Instituten für die Bundesregierung erarbeitet hat. Zahlen mit Folgen: Denn sie helfen zu verstehen, warum Frauen selbst in Vollzeit noch immer durchschnittlich nur 76-Prozent im Vergleich zu Männern verdienen. Doppelbelastung mit Beruf und Hausarbeit und obendrein im europäischen Vergleich überaus schlechte Kinderbetreuungsmöglichkeiten - da wird es eng für das sogenannte "Normalarbeitsverhältnis". Eine Führungsposition gar in einem höherqualifizierten Job ist für Frauen so kaum drin.


    Die über das Leben angesammelten Erwerbszeiten und Erwerbseinkommen von Frauen sind deshalb auch deutlich geringer als die von Männern. Das zeigt die Statistik: Abhängig beschäftigte Frauen der Geburtsjahrgänge 1936 bis 1955 bekommen in Westdeutschland im Durchschnitt nur 42 Prozent der Männereinkommen. Auch die zwei Drittel aller abhängig beschäftigten Frauen im Westen, die ihr Erwerbsleben in der Kombination Vollzeit/Teilzeit verbracht haben, erreichen nur 54 Prozent dessen, was Männer dieser Altersgruppe durchschnittlich verdienen. Für Ostdeutschland sind die Unterschiede deutlich geringer. Der Grund: Zu DDR-Zeiten waren und sind auch heute noch Frauen dort häufiger Vollzeit erwerbstätig.

    "Der Skandal ist sogar noch größer geworden", sagt Prof. Heide Pfarr, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung, angesichts der neuen Forschungsergebnisse. Denn inzwischen sind zumindest die jungen Frauen sehr gut qualifiziert, schließen in Schule, Ausbildung und Studium mindestens so gut ab wie ihre männlichen Kollegen. Bloß zahlt sich all das im Berufsleben kaum aus. "Das widerspricht nicht nur dem Ziel der Gleichberechtigung, damit werden auch Investitionen in Bildung und Beruf zum Fenster raus geworfen." Traditionelle Leitbilder wirkten fort, etwa das vom "Ernährermodell", nach dem der Mann für die Brötchen sorgt und die Frau sich um den Abwasch und die Windeln kümmert.


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    Criteria of this press release:
    Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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