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Wissenschaft
Team der Universität Bielefeld liefert deutsche Ergebnisse für internationale Vergleichsstudie
Jedes zweite 15-jährige deutsche Mädchen und jeder dritte Junge in diesem Alter findet sich zu dick – selbst wenn sie objektiv gar nicht übergewichtig sind. „Damit sind die deutschen Jugendlichen traurige Spitzenreiter in Sachen Körperunzufriedenheit“, sagt Gesundheitswissenschaftlerin Professorin Dr. Petra Kolip von der Universität Bielefeld. Sie hat den deutschen Teil der Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) geleitet. Die Studie zum Gesundheitsverhalten von Schulkindern wurde unter Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO in 39 Ländern und Regionen Europas und Nordamerikas durchgeführt. Ihre Ergebnisse sind Anfang Mai in Edinburgh, Großbritannien, vorgestellt worden.
Die deutsche Teilstudie hat das Bielefelder „WHO Collaborating Centre for Child and Adolescent Health Promotion“ (Kollaborationszentrum der Weltgesundheitsorganisation zur Kinder- und Jugendgesundheitsförderung) unter Leitung von Professorin Dr. Petra Kolip von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld koordiniert. Der Vergleich der deutschen mit den internationalen Daten zeigt: Deutsche Mädchen und Jungen schätzen sich am häufigsten als zu dick ein. Allen Ländern gemeinsam ist, dass die Unzufriedenheit mit dem Körper mit dem Alter steigt. Bei den 15-Jährigen geben 53 Prozent der Mädchen und 36 Prozent der Jungen an, sich zu dick zu finden.
In der HBSC-Studie wurden die Jugendlichen nicht nur zu ihrem Körperbild befragt, sondern auch zu Körpergewicht und Diätverhalten. „Auffällig ist, dass der Zusammenhang zwischen körperlicher Unzufriedenheit und dem tatsächlichen Körpergewicht stark verzerrt ist“, so Dr. Jens Bucksch, Geschäftsführer des WHO Collaborating Centres an der Universität Bielefeld. „Erstaunlich viele normalgewichtige deutsche 15-Jährige empfinden sich als zu dick: nämlich50 Prozent der Mädchen und 30 Prozent der Jungen. Das gibt aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht Anlass zur Sorge.“ Denn Folgen dieser Fehleinschätzung sind häufige Diäten, Unzufriedenheit und eine erhöhte psychische Belastung.
Mädchen unzufriedener als Jungen
Besonders auffällig ist der Geschlechtsunterschied in der Selbstwahrnehmung, der sich in allen Ländern zeigt. „Dass sich mehr Mädchen als Jungen als zu dick beschreiben, lässt sich unter anderem damit erklären, dass sich Mädchen durch die körperlichen Veränderungen mehr vom gängigen Schlankheitsideal entfernen. Mit der Pubertät runden sich die Hüften, das macht manchen Mädchen zu schaffen. Jungen hingegen nähern sich dem Schönheitsideal an, aber auch sie sind vermehrt einem Körperkult ausgesetzt. Dass sich viele Jungen als zu dünn wahrnehmen, ist hier die Kehrseite der Medaille“, sagt Professorin Dr. Petra Kolip. Nur in einer kleinen Anzahl von Ländern, darunter auch Deutschland, besteht ein Zusammenhang zwischen Körperbild und familiären Wohlstand: Je höher der Wohlstand, desto zufriedener sind die Jugendlichen mit ihrem Körperäußeren.
Unerreichbare Ideale
Das Bielefelder Forschungsteam folgert aus den Daten, dass die Körperwahrnehmung stärker in Überlegungen zu Prävention und Gesundheitsförderung eingeschlossen werden muss. Denn ein negatives Körperbild könne sich ungünstig auf Körperzufriedenheit und Wohlbefinden auswirken und ungesunde Ernährungspraktiken sowie Essstörungen verursachen. Nicht zuletzt die Medien verbreiteten ein unerreichbares Schlankheitsideal für Mädchen und ein athletisches und muskulöses Körperideal für Jungen. Den Forschern zufolge sollten insbesondere Eltern, Freunde, Lehrerinnen und Lehrer dafür sensibilisiert werden, dass ihre Reaktion auf die Selbstwahrnehmung von Jugendlichen zu ihrer Zufriedenheit beitragen und in der Folge auch einen gesunden Lebensstil bewirken kann.
Die Studie
Der internationale Bericht zur Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ zur Befragung 2009/2010 ist unter dem Titel „Soziale Determinanten der Gesundheit und des Wohlbefindens junger Menschen“ erschienen. Laut dem Europa-Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO wird damit das weltweit umfassendste Bild über die Gesundheit und das Wohlbefinden von jungen Menschen beschrieben. Insgesamt wurden mehr als 200.000 Kinder und junge Menschen befragt. In Deutschland wurde die HBSC-Studie bereits zum fünften Mal durchgeführt. Das WHO Collaborating Centre in Bielefeld ist der Fakultät für Gesundheitswissenschaft der Universität Bielefeld angegliedert. Die Durchführung der HBSC-Studie gehört zu den Hauptaufgaben des Centres.
Kontakt:
Professorin Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefonkontakt über Pressestelle der Universität Bielefeld: 0521 106-4188; -4154
E-Mail: petra.kolip@uni-bielefeld.de
Dr. Jens Bucksch, Universität Bielefeld
Fakultät für Gesundheitswissenschaften
Telefon: 0521 106-3882; 05131 4413463
E-Mail: jens.bucksch@uni-bielefeld.de
http://www.hbsc-germany.de/downloads/
Die Gesundheitswissenschaftlerin Professorin Dr. Petra Kolip von der Universität Bielefeld hat den d ...
Universität Bielefeld
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Dr. Jens Bucksch, Geschäftsführer des WHO Collaborating Centres an der Universität Bielefeld, betont ...
Universität Bielefeld
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Criteria of this press release:
Journalists
Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
transregional, national
Research results
German
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