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05/13/2002 08:44

Dr. Leopold-Lucas-Preis 2002 an Moshe Zimmermann

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Dr. Leopold-Lucas-Preis 2002 an Moshe Zimmermann

    Universität Tübingen zeichnet Historiker aus Jerusalem aus

    Am Dienstag, dem 14. Mai 2002, verleiht die Evangelisch-Theologische Fakultät im Namen der EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN den in diesem Jahr erstmals mit 40.000 EURO dotierten Dr. Leopold-Lucas-Preis an den Jerusalemer Historiker Prof. Dr. Moshe Zimmermann.

    Die Fakultät zeichnet Moshe Zimmermann, wie es in der Verleihungsurkunde heißt, aus, "in Würdigung seines Beitrags zur Erforschung von Geschichte und Kultur des deutschen Judentums und ihres Verständnisses im Horizont der allgemeinen Geschichte, für seine Bemühungen um Verständigung zwischen Israelis und Deutschen durch Vermittlung differenzierter Bilder Deutschlands und Israels sowie für sein politisches Engagement im Rahmen der israelischen Friedensbewegung und seines Eintretens für die friedliche Koexistenz von Israelis und Palästinensern in je ihrem eigenen Staat".

    Der Festakt aus Anlass der Preisverleihung findet um 17.15 Uhr im Festsaal der Neuen Aula, Wilhelmstr. 7, statt. Die Laudatio auf den Preisträger hält der Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät, Prof. Dr. Eilert Herms. Moshe Zimmermann hält anschließend den Festvortrag zum Thema "Die deutschen Juden in der Geschichte der Shoah: Keine Enklave!"

    Zuvor findet um 14.30 Uhr in Raum 03, Alte Botanik, Wilhelmstr. 5 eine Pressekonferenz mit Moshe Zimmermann statt.

    Der Dr. Leopold-Lucas-Preis würdigt alljährlich hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Theologie, der Geistesgeschichte, der Geschichtsforschung und der Philosophie. Er ehrt dabei insbesondere Persönlichkeiten, die zur Förderung der Beziehungen zwischen Menschen und Völkern wesentlich beigetragen und sich durch Veröffentlichungen um die Verbreitung des Toleranzgedankens verdient gemacht haben. Zu den bisherigen Preisträgern gehörten namhafte Wissenschaftler wie Karl Rahner, Paul Ricoeur, Raimund Popper oder Michael Walzer, aber auch hervorragende politische Repräsentanten des Geistes und der Kultur wie Richard von Weizsäcker, Léopold Sédor Senghor, der frühere senegalesische Staatspräsident, oder Tenzin Gyatso, der 14. Dalai Lama. Die Auszeichnung wurde 1972 von dem am 9. Juli 1998 verstorbenen Generalkonsul Franz D. Lucas, ehemals Ehrensenator der Eberhard Karls Universität, zum 100. Geburtstag seines in Theresienstadt umgekommenen Vaters, des jüdischen Gelehrten und Rabbiners Dr. Leopold Lucas, gestiftet.

    Moshe Zimmermann wurde 1943 in Jerusalem geboren. Er entstammt einer jüdischen Familie aus Hamburg, die 1935 Deutschland verlassen musste. Zimmermann studierte Politologie und Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, war dort und in Hamburg Doktorand und lehrt seit 1974 an der Hebräischen Universität Jerusalem Geschichte, seit 1986 als Inhaber des Richard Koebner-Lehrstuhls. Moshe Zimmermann war mehrfach zu längeren Studienaufenthalten und Gastprofessuren in Deutschland u.a. in Bielefeld, Göttingen, Halle-Wittenberg, Heidelberg, Mainz, München, Saarbrücken. Er ist Träger internationaler Preise und Auszeichnungen.

    In seiner Forschung und internationalen Lehrtätigkeit hat sich Zimmermann für die Präsenz der jüdischen Historiographie in Deutschland und für die Vermittlung der deutschen Geschichtsforschung in den Kontext der Öffentlichkeit Israels eingesetzt. Ein zentrales Thema seiner Arbeit ist die Geschichte des deutschen Judentums und der deutsch-jüdischen Beziehungen. Beide Themen werden von Zimmermann konsequent als Bestandteil der allgemeinen Geschichte behandelt. Dadurch wird die Ghettoisierung und die Engführung der geschichtlichen Bedeutung dieser Entwicklungsreihen vermieden. Zimmermanns Arbeiten sind zum Ausgangspunkt eines deutsch-jüdischen Verständnisses geworden, das die nationalsozialistischen Verbrechen in die relevanten Gesamtzusammenhänge einordnet und dadurch in der Tiefe zu verarbeiten erlaubt. Gleichzeitig wird damit die Bedeutung der deutsch-jüdischen Geschichte für die westliche Kultur insgesamt sichtbar. Konsequenterweise hat sich Zimmermann auch für die Verbesserung des Verhältnisses zwischen Israel und Palästina eingesetzt.

    Dr. Leopold Lucas wurde am 18. September 1872 in Marburg geboren. Er entstammte einer seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Marburg ansässigen jüdischen Familie. Lucas studierte in Berlin Geschichte und jüdische Wissenschaft sowie Philosophie und orientalische Sprachen. 1895 wurde er in Tübingen mit einer Dissertation über die "Geschichte der Stadt Tyrus zur Zeit der Kreuzzüge" zum Doktor der Philosophie promoviert. Im Jahre 1899 wurde er als Rabbiner nach Glogau berufen. Er diente dieser traditionsreichen jüdischen Gemeinde vier Jahrzehnte lang als Lehrer, Prediger und Seelsorger. Unermüdlich war Leopold Lucas während seines ganzen Lebens wissenschaftlich tätig. Sein besonderes Arbeitsgebiet war die Geschichte der Juden in den ersten christlichen Jahrhunderten. Lucas war 1902 Initiator der "Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums", deren Leitung er sich mit Martin Philippson teilte. Im Jahr 1940 folgte Lucas einem Ruf an die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin - zu einer Zeit also, in der die Vernichtung der Juden in Deutschland beschlossene Sache war und begonnen hatte. Am 17. Dezember 1942 wurde Leopold Lucas zusammen mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert. Auch hier wirkte er noch als Seelsorger seiner Leidensgenossen. Er erlag am 13. September 1943 den Strapazen des Konzentrationslagers. Frau Dorothea Lucas wurde im Oktober 1944 nach Auschwitz verschleppt und umgebracht.

    Für Nachfragen:

    Prof. Dr. Eilert Herms
    Dekan der Evangelisch-Theologischen Fakultät
    Liebermeisterstr. 12
    72076 Tübingen
    Tel.: (0 70 71) 29 7 25 38, Fax: 29 54 15

    Links zu Moshe Zimmermann:

    http://unixware.mscc.huji.ac.il/~koebner/Zimmerm.html
    http://krisen-und-konflikte.de/palaestina/sdz_zimmermann_080202.htm
    http://www.nahost-politik.de/israel/shoa.htm
    http://www.3sat.de/3satframe.php3?a=1&url=http://www.3sat.de/kulturzeit/them...
    http://www.jungle-world.com/_2002/12/04a.htm


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Law, Philosophy / ethics, Politics, Religion
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Personnel announcements
    German


     

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