idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/02/2012 07:35

Tabakpflanzen ermöglichen Impfschutz gegen HIV

Thomas von Salzen Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

    Pflanzen können Antikörper produzieren, die vor einer Infektion mit dem Aids-Erreger HIV schützen.

    RWTH-Professor Rainer Fischer, Inhaber des Lehrstuhls für Molekulare Biotechnologie der RWTH und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie, führt aus: „Schutz vor einer Ansteckung gegen den Erreger bieten Stoffe wie etwa der neutralisierende Antikörper 2G12. Er bindet ein bestimmtes virales Eiweiß, das Protein gp120, an die Oberfläche des Virus, so dass der Erreger nicht mehr an die Immunzellen andocken kann. Diese Antikörper werden bislang in tierischen Zellkulturen hergestellt. Der Prozess ist aufwändig und teuer. Das so genannte Molekular Farming stellt eine sichere und vor allem kostengünstige Alternative dar.“ Molekular Farming ist in der Biotechnologie der Prozess, bei dem Arzneistoffe mit Hilfe der Landwirtschaft produziert werden.

    Eingebettet in das EU-Projekt „PharmaPlanta“ arbeiten Fischer und sein Team bereits seit 2004 an wichtigen Grundlagen für die Herstellung des Antikörpers in gentechnisch veränderten Pflanzen und Pflanzenzellen. An dem von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekt sind 39 Partner aus Wissenschaft und Industrie aus zwölf europäischen Ländern beteiligt. Die Arbeiten wurden durch die Vollendung einer klinischen Prüfung in London erfolgreich abgeschlossen.

    In den nächsten fünf Jahren kann Fischer seine Arbeit durch den bewilligten European Research Council (ERC) Advanced Grant intensivieren. Der ERC Advanced Grant richtet sich an außerordentlich erfahrene sowie exzellente Forscherinnen und Forscher. Fischer erhielt die Förderung vor allem für das PharmaPlanta-Projekt, welches er zusammen mit Professor Julian Ma von der St. George’s Hospital Medical School in London geleitet hat. In dieser Zeit gelang es ihnen, Material für die klinische Prüfung des Antikörpers bereitzustellen.

    Zunächst musste der Antikörper identifiziert werden. Anschließend wurde er fünfmal zurückgekreuzt, um das entsprechende stabile Saatgut zu erhalten. Damit der Antikörper aus der Pflanze geerntet werden kann, schleusten die Wissenschaftler das Gen für den Wirkstoff in das Erbgut einer Tabakpflanze ein. Tabakpflanzen eignen sich besonders gut, weil sie gentechnisch relativ einfach veränderbar sind. Außerdem sind die Pflanzen weder Lebensmittel noch Bestandteil der Futtermittelkette. Weiterhin wachsen sie gerade in tropischen Regionen und sind in Entwicklungsländern weit verbreitet. Damit können sie „in der Region für die Region“ angebaut und verarbeitet werden. „Das eingeschleuste Protein wird beim Wachsen der Pflanze automatisch mit produziert“, so Fischer. Bei der Produktion werden die Blätter gewaschen, zerkleinert und anschließend mit einer Serie von vier bis fünf Filtrations- und Chromatographieschritten extrahiert. „Der klare Extrakt wurde Ende 2008 bereits erfolgreich in präklinischen Sicherheitsstudien getestet, ohne dass negative Effekte auftraten“, berichtet Fischer.

    Insgesamt 800 Kilogramm Pflanzenmaterial wurden aus dem institutseigenen Gewächshaus verarbeitet, um den neuen Inhaltsstoff nach den Richtlinien der European Medical Agency (EMA) zu gewinnen und für eine klinische Prüfung bereitzustellen. Im Rahmen des ERC Advanced Grant soll das Molekular Farming nun auch zur Prophylaxe gegen andere Krankheiten, wie zum Beispiel Tollwut, ausgeweitet und die Verfahren zum Anbau und zur Isolation vereinfacht und optimiert werden. „Wir konzentrieren uns auf die Bedürfnisse in den Entwicklungsländern. Gerade hier können Patienten wegen hoher Medikamentenpreise nicht ausreichend behandelt werden“, so Fischer. Er betont: „Wir sehen mit dem Molekular Farming eine Hoffnung für Millionen von Menschen.“

    Weitere Informationen erteilt Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Rainer Fischer der RWTH Aachen unter +49(0)241/80-26631 oder fischer@molbiotech.rwth-aachen.de.

    CELINA BEGOLLI


    Images

    RWTH-Professor Rainer Fischer erhielt den ERC Advanced Grant für seine Forschungen zum Impfschutz gegen HIV.
    RWTH-Professor Rainer Fischer erhielt den ERC Advanced Grant für seine Forschungen zum Impfschutz ge ...
    Foto: Peter Winandy
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Biology, Chemistry, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).