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05/25/1998 00:00

50.000 Zapfsäulen werden auf den Kopf gestellt

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    50.000 Zapfsäulen werden auf den Kopf gestellt
    Chemnitzer Uni setzt Normen für immer ausgefeiltere Tankstellentechnik

    (Pressemitteilung 124/98)

    Früher konnte man an einer Tankstelle Benzin, Diesel und Öl kaufen und vielleicht gerade mal noch eine Schachtel Zigaretten dazu. Mittlerweile ist so manche Tankstelle zu einem kleinen Kaufhaus geworden: ob Zeitungen, belegte Brötchen, Schnaps oder Cola, alles ist bis in die späten Abendstunden zu haben. Und auch die Tankanlagen selbst sind komplizierter geworden. Reichten einst aus ein Tank, eine Pumpe und eine Zapfsäule mit Einfüllschlauch aus, so besteht heute eine Großtankstelle aus Dutzenden von Komponenten, die per Computer miteinander vernetzt sind. Nicht mehr der Tankwart liest die gezapfte Menge ab, sondern die wird elektronisch zur Kasse gemeldet, wo der Kunde zahlt. Auch der Literpreis wird sowohl an der Säule als auch an den großen Werbeschildern per Fernleitung von einem Computer aus eingestellt. Natürlich muß auch die Benzinmenge exakt gemessen werden, das verlangt der Kunde, aber auch die großen Ölfirmen, die auf diese Art ihre Tankstellenpächter besser kontrollieren können. Ganz besonders freut sich natürlich Vater Staat über genaue Meßwerte, ist er doch über die Mineralölsteuer der größte Benzinprofiteur - folglich sorgt er durch penible Kontrollen dafür, daß ihm auch nicht eine müde Mark verloren geht. Dazu kommen noch eine Reihe Meß- und Überwachungsstellen, die der Laie gar nicht sieht, etwa eine Überlaufkontrolle für die Tanks. Auch Autowaschanlagen oder die großen Anzeigetafeln mit den jeweiligen Benzinpreisen werden so gesteuert und eingestellt. Überdies ist absehbar, daß die Zahl der Bauteile in den nächsten Jahren noch wachsen, die Tankstellentechnik noch ausgefeilter werden wird.

    Alle diese verschiedenen Komponenten müssen miteinander vernetzt werden. Dies geschieht über Schnittstellen, die dazu dienen, etwa unterschiedliche Widerstände oder Spannungen, aber auch unterschiedliche Steckerformen aneinander anzupassen. Solche Schnittstellen, auf Englisch auch Interfaces genannt, kennt sicher jeder Computerbesitzer. Bisher gab es für beinahe jedes Gerät oder Teil eine eigene Schnittstelle. Die Folge: hohe Kosten bei der Herstellung und große Schwierigkeiten bei der Bauartprüfung. Was viele Autobesitzer nämlich nicht wissen: Alle Tankstellen benötigen eine amtliche Bauartzulassung, die unter anderem die Sicherheit von Tankstellen gewährleisten soll. Solche Zulassungen werden von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig erteilt.

    Diese Probleme sind jetzt überwunden: Die PTB hat jetzt auf Anregung der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Erdöl, Erdgas und Kohle (DGMK), in der alle großen Mineralölfirmen vereint sind, eine einheitliche Schnittstelle entwickelt, die in Kürze zur neuen DIN-Norm 26050 werden soll. In den nächsten Jahren wird sie wohl in alle rund 18.000 deutschen Tankstellen mit zusammen immerhin fast 50.000 Zapfsäulen eingebaut werden. Damit wird es möglich, alle mit dem Tankstellenbetrieb zusammenhängenden Geräte auf einfache Art zu kontrollieren, zu überwachen und zu steuern. Besondere Fachkenntnisse sind dazu nicht nötig, weil die Schnittstelle, wie bei Computern auch, bedienergeführt ist. Die ersten 70 Tankstellen sind in den vergangenen Monaten bereits mit der neuen Schnittstelle ausgerüstet worden. Gegenüber der bisherigen, weitaus komplizierteren Lösung sparen die Tankstellenbesitzer damit immerhin rund 10.000 Mark pro Tankstelle. Und da die Mineralölgesellschaften europäisch denken und zudem die großen Tankstellenbaufirmen ihre Zapfstellen auch im europäischen Ausland aufstellen, wird wahrscheinlich sogar eine Europa-Norm daraus. In weiser Voraussicht hat man deshalb die Schnittstelle gleich EPSI (European Petrol Station Interface, Europäische Tankstellen- Schnittstelle) genannt.

    An vorderster Front bei der neuen Norm mit dabei: die IWQ Gesellschaft für wirtschaftliche Qualitätstechniken gGmbH an der Chemnitzer Uni. Hier nämlich haben der Diplom-Ingenieur Bernd Wenzel und seine Kollegen nicht nur an der Entwicklung der entscheidenden DIN-Norm mitgewirkt, hier befindet sich auch das Prüfzentrum für die neue Schnittstelle. Alle deutschen Tankstellen-Herstellerfirmen müssen hier ihre Produkte testen lassen, falls sie die Prüfer nicht sogar gleich - gegen entsprechende Bezahlung - in ihre Firmen holen. Die Prüfurkunden und -zertifikate werden als einzige in Deutschland von der PTB offiziell anerkannt - ein Beweis für den hohen Standard der Chemnitzer Meß- und Diagnosetechniken. Darüber hinaus berät die IWQ die Herstellerfirmen bei der Weiterentwicklung ihrer Produkte und führt auch Lehrgänge für das Tankstellenpersonal durch. Außerdem bauen die Chemnitzer Wissenschaftler derzeit eine Datenbank mit Fachinformationen für die Hersteller von Tankstellen auf.

    Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, IWQ Gesellschaft für wirtschaftliche Qualitätstechniken gGmbH, Annaberger Str. 240, 09125 Chemnitz, Dipl.-Ing. Bernd Wenzel, Tel. 0371/5347-229, Fax 0371/531-230, E-mail: b.wenzel@mb2.tu-chemnitz.de

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    Technische Universität Chemnitz
    Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dipl.-Ing. Mario Steinebach
    Straße der Nationen 62, Raum 185
    D-09107 Chemnitz
    Phone: ++49/371/531-1424, -1658, -1536
    Fax: ++49/371/531-1651
    E-Mail: pressestelle@tu-chemnitz.de
    WWW: http://www.tu-chemnitz.de
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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Economics / business administration, Environment / ecology, Mechanical engineering, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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