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Eine Studie am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) zur Facebook-Kommunikation deutscher Bundestags- und amerikanischer Kongressabgeordneter zeigt: Amerikanische Parlamentarier sind auf Facebook stärker vertreten als deutsche Abgeordnete. Während amerikanische Volksvertreter einen persönlichen Austausch mit den Wählern suchen, ist die Kommunikation deutscher Parlamentarier eher verhalten.
Nach dem erfolgreichen Online-Wahlkampf Barack Obamas bei der US-Präsidentschaftswahl 2008 strebten auch viele deutsche Politiker in soziale Netzwerke. Vor allem das in Amerika und Deutschland etablierte Netzwerk Facebook scheint eine geeignete Plattform für den direkten Austausch zwischen Volksvertretern und Wählern zu bieten. Im Vergleich zu den amerikanischen Politikern wird den deutschen Politikern jedoch mangelnde Professionalität in der Online-Kommunikation vorgeworfen.
In einer Studie des IJK der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover (HMTMH) wurde das Facebook-Engagement der 632 deutschen Bundestags- und 544 amerikanischen Kongressabgeordneten in der wahlkampffreien Zeit vom 21. November bis zum 4. Dezember 2011 miteinander verglichen. Die Studie zeigt: Amerikanische Parlamentarier sind präsenter im Online-Netzwerk. Über 98 Prozent von ihnen sind mit einem eigenen Profil auf Facebook vertreten. Der Anteil liegt bei den Bundestagsabgeordneten um 24 Prozentpunkte niedriger (74 Prozent). Das Profil wird von den amerikanischen Abgeordneten zudem aktiver eingesetzt: So setzten 71 Prozent der amerikanischen Politiker mit Facebook-Profil im zweiwöchigen Untersuchungszeitraum mindestens einen Post ab, während nur 42 Prozent der deutschen Abgeordneten mit Profil über Posts kommunizierten.
Der Austausch mit den Wählerinnen und Wählern wird von den amerikanischen Parlamentariern persönlicher gestaltet als von den deutschen Abgeordneten. Amerikanische Kongressmitglieder geben über ihre Facebook-Profile mehr von sich und ihrem Leben Preis. Zwei Beispiele: Während bei einer knappen Hälfte der amerikanischen Profile (45 Prozent) der Beziehungsstatus öffentlich einzusehen war, traf dies nur auf ein Viertel der deutschen Profile zu (25 Prozent). Auch über ihre Posts verbreiten amerikanische Politiker häufiger private Inhalte als deutsche Politiker: Jeder sechste Post der amerikanischen Repräsentanten bezieht sich auf das Privatleben. Thematisiert werden vor allem das Familienleben sowie private Interessen. Deutsche Abgeordnete teilen durchschnittlich nur in jedem zehnten Post Privates.
Dürfen deutsche Politiker angesichts dieser Ergebnisse nun als Möchtegern-Obamas bezeichnet werden? Prof. Dr. Helmut Scherer relativiert diese Schlussfolgerung: „Die Ergebnisse der Studie sind nicht zwangsweise als unprofessionelle Kommunikation deutscher Politiker zu werten. Die analysierten Differenzen zwischen deutschen und amerikanischen Politikern spiegeln die unterschiedlichen politischen Systeme und damit die divergierenden Ansprüche an die Politiker wider: Amerikanische Politiker sind stärker auf finanzielle Unterstützung ihrer Wählerinnen und Wähler angewiesen und müssen sich differenzierter politisch profilieren. In Deutschland übernehmen die Parteien die Aufgabe der Finanzierung des Wahlkampfes und der Definition der politischen Linie über das Parteiprogramm.“
Die Studie wurde in einem einjährigen Forschungsprojekt von 13 Studierenden des Studiengangs Medienmanagement am IJK durchgeführt. Betreut und initiiert wurde die Studie von Prof. Dr. Helmut Scherer und Sarah Geber.
Ansprechpartnerin im Institut
Sarah Geber
Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Expo Plaza 12, 30539 Hannover
E-Mail: sarah.geber@ijk.hmtm-hannover.de
Web: http://www.ijk.hmtm-hannover.de
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
Information technology, Media and communication sciences, Politics
transregional, national
Research results
German
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