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Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek wurde als Glaschemiker an die Universität Jena berufen
Es ist ein Mythos um dieses Material, das zugleich fest und leicht zerbrechlich ist: Glas hat die Menschen wohl schon zu allen Zeiten fasziniert. Immerhin sind erste Gläser – frühe Fayence-Perlen – bereits um etwa 4.000 vor Christus von Menschen hergestellt worden – einer gängigen Theorie zufolge bei Keramik-Bränden, die zu heiß geworden waren.
Diesem „Mythos Glas“ hat sich Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek verschrieben. Der 34-jährige Materialwissenschaftler ist jüngst als Inhaber des Lehrstuhls für Glaschemie II an die Universität Jena berufen worden. Damit folgte Wondraczek einem Ruf, der ihn zurück in seine Heimatstadt führt. Eine Stadt, die unter Glasmachern und -wissenschaftlern weltweit einen großen Ruf genießt. „Glas ist von allen Werkstoffen der vielleicht am wenigsten verstandene“, sagt Wondraczek. Dennoch sei Glas eines der in der Geschichte des Menschen am längsten kontinuierlich genutzten Materialien – und war in dieser Zeit immer Grundlage großer gesellschaftlicher Entwicklungen, seien es Glasgefäße, die es erlaubten, Lebensmittel lange und sicher aufzubewahren, Glasscheiben, die lichtdurchflutete und dennoch abgeschlossene Gebäude ermöglichten, oder optische Glasfasern, die das Kommunikationszeitalter einläuteten.
Schon das Vermögen, Licht in verschiedene Farben zu brechen, mache Glas zu etwas ganz Besonderem, sagt Lothar Wondraczek. Immerhin wurden farbige Gläser schon früh als Ersatz für Edelsteine verwendet, und Glasrezepte waren sagenumwobene Geheimnisse italienischer und anderer Alchemisten. So hätte die Begeisterung für die künstlerischen Möglichkeiten des transparenten Werkstoffs Wondraczek wohl beinahe zu einem Kunststudium geführt. Doch er entschied sich für Materialwissenschaften in Clausthal-Zellerfeld. Natürlich mit dem Schwerpunkt Glas, wie er lächelnd hinzufügt. „Die Beschäftigung mit Glas wird manchmal als die Ägyptologie der Ingenieurswissenschaften bezeichnet“, sagt er.
Nachdem Wondraczek 2003 seinen Dr.-Ing. erworben hatte, ging er für drei Jahre in die industrielle Forschung, arbeitete in Fontainebleau nahe Paris. Von dort ging er 2008 an die Universität Erlangen-Nürnberg, wo er als einer der jüngsten Professoren Deutschlands eine Professur für Materialwissenschaften innehatte.
Nun wieder Jena. Hier, wo einst Otto Schott im Verbund mit Carl Zeiss und Ernst Abbe die optische Industrie begründete und revolutionierte, möchte Lothar Wondraczek dem Glas weitere Geheimnisse entreißen: „Wenn es uns beispielsweise gelingt, die mechanischen Eigenschaften des Glases zu verstehen, können wir eines Tages hochfeste, faktisch unzerstörbare Gläser entwickeln – ein Menschheitstraum!“ Eine weitere Vision sind schaltbare Gläser, bei denen sich der Lichtdurchlauf mit Hilfe elektrischer oder magnetischer Felder konkret steuern ließe. Würde dies erreicht, ließen sich optische Computer bauen. „In diesen Computern würden um ein Vielfaches höhere Datenmengen mit einer weitaus höheren Geschwindigkeit als in elektronischen Systemen übertragen“, sagt Wondraczek. Noch sei das Zukunftsmusik, doch würden derzeit zum Beispiel bereits neuartige glasbasierte optische Speicher Einzug in reale Anwendungen halten.
Kontakt:
Prof. Dr. Lothar Wondraczek
Otto-Schott-Institut für Glaschemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fraunhoferstraße 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948504
E-Mail: lothar.wondraczek[at]uni-jena.de
Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek wurde als Glaschemiker neu an die Universität Jena berufen.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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