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08/20/2002 12:19

Hegel und der lange Atem der Religion

Monika Paschwitz Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Hegel-Kongress vom 28. August bis 1. September an der Universität Jena

    Jena (20.08.02) Forscher können die Entwicklung des Menschen über Millionen Jahre zurückverfolgen, aber laut einer Umfrage von 1999 halten 47 Prozent der US-Bürger daran fest, dass unsere ältesten Vorfahren vor ungefähr 10.000 Jahren von Gott erschaffen wurden: Das Wissen nimmt zu, doch der Glaube verschwindet nicht - selbst in dem Land, das den wissenschaftlichen Fortschritt anführt. Dabei hat man doch gemeint, dass die Religion schließlich in der philosophischen Wissenschaft aufgehen werde. Das jedenfalls hat vor 200 Jahren der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) erwartet. Der lange Atem des Glaubens scheint die Prognose des Denkers zu widerlegen. Warum behaupten sich religiöse Weltbilder in unserer hoch technisierten Welt? Lässt sich das Phänomen noch mit Hegels Theorie der menschlichen Erkenntnis vereinbaren? Der 24. Kongress der Internationalen Hegel-Gesellschaft (IHG) wird sich diesen Fragen stellen. Die Tagung unter dem Motto "Glauben und Wissen" findet vom 28. August bis 1. September an der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt.

    "Auch in der westlichen Zivilisation sind noch starke religiöse Bedürfnisse vorhanden, obwohl sich vielerorts die kirchlichen Bindungen gelockert oder aufgelöst haben", stellt Prof. Dr. Klaus-Michael Kodalle fest. "Die Bereitschaft zu glauben ist nicht verschwunden, sondern irrt im Supermarkt der Heilsangebote herum", lautet eine These des Philosophen von der Friedrich-Schiller-Universität. Gemeinsam mit seinem Jenaer Kollegen HDoz. Dr. Klaus Vieweg organisiert er die Tagung, die unter der Schirmherrschaft des Thüringer Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel steht, in Kooperation mit dem Istituto Italiano per gli Studi Filosofici in Neapel. Der Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie erwartet von der Auseinandersetzung mit Hegels Werk durchaus zeitdiagnostische Anregungen: "Die Philosophie ist das klassische Medium, um über das Verlangen nach religiöser Orientierung in der Moderne nachzudenken", so Kodalle, "und was Hegel vor zwei Jahrhunderten dazu gesagt hat, ist kein kalter Kaffee, sondern steckt noch immer voller Sprengkraft."

    Zum Kongress an der Jenaer Universität - Hegels Wirkungsstätte als Privatdozent von 1801 bis 1807 - hat sich "die Creme der internationalen Hegel-Forschung" angemeldet, wie Kodalle betont. Rund 300 Teilnehmern, darunter zahlreichen Osteuropäern, bietet die Tagung, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird, mehr als 200 Sektionsvorträge. "In den Sektionen wird es heftige Diskussionen über die Interpretation bestimmter Facetten von Hegels Werk geben", freut sich Kodalle, "und vielleicht steht am Ende ein neues Verständnis seiner zentralen Gedanken."

    Aufgelockert wird der Kongressalltag nicht nur durch ein umfangreiches Rahmenprogramm, sondern auch durch eine Reihe prominent besetzter Plenumsvorträge. Neben bekannten ausländischen Gelehrten wie Slavoj i ek aus Slowenien sprechen zum Beispiel der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Karl Kardinal Lehmann und die Philosophen Rüdiger Bubner (Heidelberg) und Josef Simon (Bonn). Zu den Plenumsvorträgen ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen (Titel und Termine unter www.uni-jena.de/philosophie/hegelkongress2002.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Klaus-Michael Kodalle
    Institut für Philosophie der Universität Jena
    Zwätzengasse 9
    07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944120
    Fax: 03641 / 944122
    E-Mail: hegelkongress@uni-jena.de und
    Klaus-Michael.Kodalle@uni-jena.de


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    Criteria of this press release:
    Philosophy / ethics, Religion, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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