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Wissenschaft
Heidelberg – Psychische Störungen verursachten laut „Stressreport 2012“ im vergangenen Jahr hierzulande mehr als 53 Millionen Krankheitstage. Stress oder Burnout schränken zunehmend die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit der Menschen ein. Wie psychischer Stress sich auch messbar auf Hormone, Stoffwechsel oder Nerven auswirkt, ist eines der Themen auf dem Deutschen Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Schwerpunkt der Tagung sind zudem Psychotherapiestudien, in denen Forscher verglichen haben, welche Behandlungen bei sozialer Phobie, Essanfällen oder Magersucht wirksamer sind. Der Kongress findet mit rund 1000 Teilnehmern vom 6. bis 9. März 2013 in Heidelberg statt.
Gemäß dem Kongressmotto „Psychosomatik und Psychotherapie: Ein Feld – 1000 Gesichter“ greifen die Vorträge die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Köper, Seele und Umwelt und die daraus resultierenden Krankheiten auf. Neben den psychischen Belastungen, die etwa eine Krebsdiagnose, Transplantation oder lebenslange Diabetestherapie auslösen, widmet sich das Fach Psychosomatik zunehmend auch den physischen Spuren, die Stress und traumatische Erlebnisse hinterlassen. „Wir verstehen immer besser, wie seelische Probleme etwa über die Ausschüttung von Hormonen einen Herzinfarkt begünstigen, oder wie Traumata in der Kindheit langfristig auch das biologische Stresssystem prägen“, so Professor Dr. med. Wolfgang Herzog, Tagungspräsident des Kongresses. Neueste Kenntnisse diskutieren Forscher etwa in der Sitzung „Unsichtbares sichtbar machen – Molekulare Psychosomatische Medizin“.
Im Mittelpunkt der Tagung steht jedoch die klassische Behandlungsmethode aller Ärzte für Psychosomatische Medizin: die Psychotherapie. Deren Wirksamkeit nachzuweisen, ist schwieriger als beispielsweise bei Medikamenten. „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat vier hochkarätige Forschungsprojekte ermöglicht, deren Ergebnisse wir jetzt auf dem Kongress präsentieren können“, sagt Herzog erfreut. So überprüft die groß angelegte, multizentrische ANTOP-Studie erstmals, welche Therapie sich bei Magersucht-Patienten als wirksamer erweist. Die SOPHO-NET-Studie untersucht bei Menschen mit sozialer Angst, welche Psychotherapie ihre depressiven Symptome und ihre Probleme im Umgang mit anderen Menschen lindert. In Plenarvorträgen berichten außerdem internationale Experten aus Kanada und den USA über neue psychotherapeutische Ansätze bei Depression oder bei körperlichen Beschwerden, deren Ursache ungeklärt ist.
Auch wenn Psychotherapie überwiegend positiv wirkt, kann sie auch unerwünschte Effekte erzeugen. Diesem noch jungen Forschungsfeld widmet der Kongress ein Symposium. Darin geben Experten erstmals eine Übersicht über die Häufigkeit an Misserfolgen. „Auch wenn die Psychotherapie ein sehr wirksames Behandlungsverfahren ist, müssen wir auch deren unerwünschte Wirkungen kennen und wissen, in welchem Fällen sie besonders auftreten“, so Herzog. Wissenschaftler stellen dazu ein Frageinstrument auf dem Kongress vor, mit dem unerwünschte Effekte in der Praxis erfasst werden können.
Die massive Zunahme an psychischen Erkrankungen mit Krankschreibungen und Frühberentungen stellt auch die Gesundheitsversorgung auf den Prüfstand. Schon heute warten Betroffene durchschnittlich drei bis vier Monate auf einen ambulanten Therapieplatz. „Wir müssen stärker gestuft vorgehen: Die Menschen mit anfänglichen Symptomen sollten wir früher mit niederschwelligen Angeboten oder Kurzzeittherapie erreichen, bevor sich die Beschwerden verschlimmern und verfestigen können“, fordert Herzog. Patienten mit bereits schwerwiegenden Symptomen sollten unverzüglich eine Therapie beim Facharzt beginnen können, so Herzog, der als Ärztlicher Direktor die Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik am Universitätsklinikum in Heidelberg leitet. Experten diskutieren in mehreren Sitzungen Lösungen etwa für fehlende Schnittstellen zwischen Hausärzten, somatischen Ärzten und psychosomatischen Fachärzten und stellen neue Versorgungsmodelle vor. Auch die noch ungeklärte Frage, welchen Nutzen die Therapie via Internet hat, ist Thema auf dem Kongress.
Veranstaltet wird die Tagung gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und dem Deutschen Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM). Mitglieder der DGPM und DKPM, Kreativtherapeuten, Pflegekräfte, Weiterbildungsassistenten und Studenten zahlen eine ermäßigte Tagungsgebühr. Kontakt für Anmeldungen: K.I.T. Group GmbH, Tel. 030 / 24603-280, Fax: 030 / 24603-200, E-Mail: psychosomatik2013@kit-group.org. Das Tagungsprogramm finden Interessierte im Internet unter: http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de/wissenschaftliches-programm.
Kontakt für Journalisten:
Pressestelle
Deutscher Kongress für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Christine Schoner/Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-573
Telefax: 0711 8931-167
schoner@medizinkommunikation.org
http://www.deutscher-psychosomatik-kongress.de
Terminhinweise zum Kongress:
Pressekonferenz
7. März 2013, 12.30 bis 13.30 Uhr
Kongresshaus Stadthalle Heidelberg, Raum Robert Schumann
Kongresseröffnung:
Carus-Lecture: Die Krankheiten der Gesellschaft (Axel Honneth, Frankfurt)
6. März 2013, 18.00 bis 19.00 Uhr, Kongresshaus Stadthalle Heidelberg, Großer Saal
Ausgewählte Kongressvorträge
Plenarvorträge
BMBF-Psychotherapiestudien:
SOPHO-Net, ANTOP, POSITIVE-NET, INTERBED
7. März, 9.00 bis 12.15 Uhr, Kongresshaus Stadthalle Heidelberg, Großer Saal
Short-term Psychodynamic psychotherapy for Somatic Disorders: State of evidence and videotape illustration
A. Abbass, (Halifax, Kanada)
8. März 2013, 9.00 Uhr, Kongresshaus Stadthalle Heidelberg, Großer Saal
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Medicine, Psychology
transregional, national
Press events, Scientific conferences
German
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