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Gregor Streim ist neuer Germanistik-Professor der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Das Gefühl der Zerrissenheit zwischen alter und neuer Heimat sowie das Problem der Eingewöhnung, das kennen nicht nur Migranten. Fühlbar wird diese Spannung auch bei Schriftstellern, die ihr Heimatland zwangsweise verließen und den Kontakt zu ihren Lesern verloren. Mit Exilliteratur zwischen 1933 und 1945 beschäftigt sich Prof. Dr. Gregor Streim von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einem aktuellen Forschungsvorhaben. In einer Studie will der neue Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neueste Deutsche Literatur darstellen, wie sich die deutsche Literatur nach 1933 in verschiedene Teilsysteme mit konkurrierenden Repräsentationsansprüchen aufspaltete. Dabei nimmt der 48-jährige gebürtige Berliner auch die deutschsprachigen Literaturen der Schweiz und Österreichs in den Blick – die von den kulturpolitischen Auseinandersetzungen zwischen reichsdeutschen und exilierten Autoren indirekt mitbetroffen waren. Auch dort problematisierte man in dieser Zeit das Verhältnis von nationaler und kultureller Identität und stritt über die Frage, was deutsche Literatur eigentlich sei.
Der historische Schwerpunkt, den Prof. Streim in Forschung und Lehre vertritt, liegt auf der Zeit vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Dabei ist sein Themenfeld breit: Es reicht vom Ästhetizismus, dem seine Dissertation über Hugo von Hofmannsthal (1995) gewidmet ist, über die Avantgarde und die ‚klassische Moderne‘ bis zur Gegenwartsliteratur im Zeichen der Globalisierung. Womit das Institut für Germanistische Literaturwissenschaft, das inzwischen einen fast vollständigen Professorenwechsel vollzogen hat, nun auch einen starken Schwerpunkt in der Gegenwart hat.
Im Umgang mit der Literatur versucht Gregor Streim, der Germanistik und Politologie an der FU Berlin studiert hat, interdisziplinäre Perspektiven fruchtbar zu machen. „Ich versuche Texte im wissensgeschichtlichen Kontext zu betrachten“, sagt er. Das zeigt sich u. a. in seiner 2007 fertiggestellten Habilitationsschrift „Das Ende des Anthropozentrismus“, die dem Zusammenspiel von Ästhetik, Philosophie und Anthropologie in der Literatur zwischen 1930 und 1950 nachspürt. Weiterhin befasst er sich mit Fragen der Erinnerungskultur, etwa in Autobiografien oder literarischen Kriegsdarstellungen. So plant er für das nächste Jahr eine Vorlesung zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg – 100 Jahre nach dessen Beginn.
Diese Themen wird Prof. Streim, der Lehre „für einen zentralen Teil der wissenschaftlichen Tätigkeit“ hält, auch den Studierenden in Jena näherbringen. An „einer gut aufgestellten Universität“, wie er sagt und in einem Institut, das er wegen der „kollegialen Atmosphäre“ schon jetzt zu schätzen weiß. Die „angenehm kurzen Wege“ lassen auch kein Heimweh nach Berlin aufkommen – Jena ist für ihn kein Exil.
Kontakt:
Prof. Dr. Gregor Streim
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944220
E-Mail: gregor.streim[at]uni-jena.de
Der Germanist Prof. Dr. Gregor Streim von der Universität Jena.
Foto: Anne Günther/FSU
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